Viele Wege führen zum Bogenschießen

10.1.2017, 19:18 Uhr
Viele Wege führen zum Bogenschießen

© Foto: Damm

Lisa Unruh, seit ihrem Erfolg in Rio das Aushängeschild der deutschen Bogenschützen, ist auch in der Sporthalle des WGG präsent. Auf einem Aushängeschild: Auf einem Plakat im Eingangsbereich wirbt die Berlinerin für das Bundesligafinale 2017 in Wiesbaden. Das Finalturnier der besten Bogenmannschaften Deutschlands wurde auch schon zweimal in der Neumarkter Halle West ausgetragen. Zuletzt 2012. Damals dabei: Lisa Unruh. Doch obwohl sie zu diesem Zeitpunkt schon einige Titel gesammelt hatte, sorgte ihr Auftritt keineswegs für Unruhe.

Fast fünf Jahre später hätte sie in Neumarkt laufend Autogramme geben müssen. Da ist sich Andrea Lerzer sicher. Die zweite Vorsitzende der Bogenschützen Neumarkt weiß das von Turnieren mit Unruh seit den Spielen in Brasilien.

Doch schon vor der ersten deutschen Olympia-Medaille in dieser Disziplin war Bogenschießen eine der wenigen Sportarten, die sich in den letzten Jahren um Nachwuchs nicht groß sorgen mussten. Auch die Bogenvereine im Osten von Nürnberg, in Neumarkt und Feucht, haben keinen Grund zur Klage. „Unsere Schnupperkurse sind immer voll“, sagt Roland Wexler, der erste Vorsitzende der BS Neumarkt. Da täten sich die „Kugeldisziplinen“ des Schießsports schon erheblich schwerer.

Viele Stunden Training

Vom Kind bis zum Rentner – ein Blick in die Halle verrät eines der Erfolgsgeheimnisse des Bogensports. Viele haben ihn als sportliches Hobby entdeckt. „Aber jemanden zu finden, der den Sport ambitionierter ausüben will, ist dann schon schwieriger“, räumt Andrea Lerzer ein. Einen wie Oliver Obst, den deutschen Meister am Feldbogen und Träger des Sportehrenpreises der Stadt Neumarkt.

Viele Wege führen zum Bogenschießen

© Foto: Günter Distler

Doch da kommt noch mehr: Beim Turnier am Sonntag gewinnen zwei junge Frauen in ihren jeweiligen Altersklassen, die im vergangenen Sommer bei der Junioren-EM in Bukarest gemeinsam den Vizetitel mit der deutschen Mannschaft geholt haben. Die Feuchterin Charline Schwarz ist 16 Jahre alt, schießt aber schon seit früher Kindheit mit Pfeilen, denn ihre Eltern sind selbst Bogenschützen und auch Trainer. Als Mitglied des Nationalkaders muss die Schülerin viel in ihren Sport investieren: „Fünf bis sechs Mal in der Woche, zwei bis drei Stunden“, antwortet die deutsche Schülermeisterin von 2014 auf die Frage nach ihrem Trainingspensum.

Ein Jahr zuvor gewann Lisa Incerti aus Oberasbach diesen Freiluft-Titel. Das Toptalent der Zirndorfer Schützen kam recht kurios zum Bogenschießen: „Mein Vater hat auf einem Trödelmarkt einen Bogen entdeckt und ihn für mich gekauft“, erzählt die 17-Jährige, die seit 2008 schießt und bei der Europameisterschaft Fünfte im Einzel wurde. Es ist aber auch die immer noch „familiäre“ Atmosphäre bei den Turnieren, die den beiden jungen Frauen an ihrem Sport gefällt: „Man trifft viele Freunde und Bekannte.“

Das sportliche Ziel der Neumarkter Bogenschützen im Jahr 2017 ist, neben wieder vielen Einzeltiteln, der Klassenerhalt des Bundesligateams. Der Einzug ins Finale der besten Acht sei erst nächste Saison wieder ein Thema, sagt Roland Wexler. „Dann werden wir eine gute Truppe haben“, prophezeit er. Und, wer weiß, vielleicht schaut dann auch mal wieder Lisa Unruh in Neumarkt vorbei.

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