Immaterielles Kulturerbe im Freilandmuseum

Wässern, Brauen, Bauen

28.2.2023, 09:17 Uhr

Ob Schöpfrad, Braukunst oder Kalkplattendächer – immaterielles Kulturerbe ist im Freilandmuseum allgegenwärtig. © Lisa Baluschek, Dieter Gottschalk

Vor 20 Jahren wurde in Paris das Unesco-Übereinkommen zur Erhaltung des immateriellen Kulturerbes verabschiedet, und vor zehn Jahren trat die Bundesrepublik Deutschland dem Abkommen bei. Die zentrale bayerische Veranstaltung zu diesem doppelten Jubiläum findet am 14. Mai 2023 im Freilandmuseum statt, in enger Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministerium der Finanzen und für Heimat.

Das immaterielle Kulturerbe umfasst über Generationen hinweg überlieferte Bräuche, Musik, Theater, Tänze, Feste und Esskulturen, handwerkliche Fähigkeiten und das Wissen im Umgang mit der Natur. Auf der bundesdeutschen Unesco-Liste sind mittlerweile 131 Kulturformen verzeichnet. Ein eigenes bayerisches Landesverzeichnis weist aktuell 69 Einträge auf, wobei viele der dort eingetragenen kulturellen Ausdrucksformen nach Prüfung durch ein Expertengremium gleichzeitig auch auf der Bundesliste erscheinen. Die Welterbeliste enthält derzeit 678 Einträge aus 140 Ländern, darunter sieben Einträge aus Deutschland, z.B. die Bauhütten, die Genossenschaftsidee und -praxis, den modernen Tanz, die Flößerei und den Blaudruck. Dabei geht es nicht um nostalgischen Traditionalismus und ein starres Festhalten am Althergebrachten, sondern um einen reflektierten, aber lebendigen Umgang mit einem Erbe, das auf der Grundlage eines historischen Kerns durchaus weiterentwickelt werden kann.

Mit dem Freilandmuseum verbindet man vorrangig materielles Kulturerbe – die zahlreichen historischen Bauernhäuser, die Möbel in den Stuben und Kammern, die Ackergeräte in den Scheunen, die alten Traktoren und vieles mehr. Doch auch das immaterielle Kulturerbe spielt keine unbedeutende Rolle im Museum, vor allem traditionelle Handwerkstechniken und überliefertes Naturwissen sind hier vielfältig vertreten – wie die Karpfenteichwirtschaft, die Schafhaltung, das Büttner- oder das Flechthandwerk, das Handweben, die Dörrobstherstellung, das Bierbrauen, die Wiesenbewässerung und die Erhaltung der traditionellen, mit Kalkplatten gedeckten „Jurahäuser“ im Altmühlgebiet.

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Zu diesen auf der bayerischen und der bundesdeutschen Unesco-Liste eingetragenen Kulturformen – die Wiesenbewässerung ist derzeit sogar Kandidatin für das Weltkulturerbe – wird im Freilandmuseum noch weitere, nicht gelistete historische Handwerkskunst vermittelt, so beispielsweise die traditionelle Produktion von Ziegeln und von Kalkmörtel.

Am 14. Mai wird im Freilandmuseum gefeiert: Über 40 Gruppen und Vereine aus ganz Bayern präsentieren und gestalten „ihr“ immaterielles Kulturerbe, von der Landshuter Hochzeit 1475 über die Limmersdorfer Lindenkirchweih bis zu den Kuhländer Tänzen. Theaterstücke, Handwerksvorführungen, Mitmachstationen und Infostände bestimmen auf dem gesamten Museumsgelände das Programm und zeigen, wie lebendig und bunt das immaterielle Kulturerbe in Bayern sich darstellt.

Ob Schöpfrad, Braukunst oder Kalkplattendächer – immaterielles Kulturerbe ist im Freilandmuseum allgegenwärtig. © Lisa Baluschek, Dieter Gottschalk