5,7 Milliarden Euro: Deutsche Bahn fährt Rekordverlust ein

25.3.2021, 14:05 Uhr
Gähnende Leere: Die Pandemie hat die Fahrgastzahlen bei der Deutschen Bahn einbrechen lassen. Das Ergebnis ist ein Rekordverlust für das Geschäftsjahr 2020.

© Uwe Zucchi, dpa Gähnende Leere: Die Pandemie hat die Fahrgastzahlen bei der Deutschen Bahn einbrechen lassen. Das Ergebnis ist ein Rekordverlust für das Geschäftsjahr 2020.

Für das Jahr 2021 erwartet die Bahn einen Verlust in Höhe von rund zwei Milliarden Euro. Ab 2022 sollen wieder schwarze Zahlen geschrieben werden.Angesichts der Lage hilft wohl nur noch Optimismus. Auf jeden Fall versucht es Bahnchef Richard Lutz bei der Vorstellung der DB-Jahresbilanz damit. Bei allen "schwerwiegenden Konsequenzen, die Corona für uns hatte" sei 2020 kein verlorenes Jahr für die Bahn gewesen, so Lutz.

Pünktlichkeit, Betriebsqualität, Mitarbeiterzufriedenheit: Alles sei besser geworden, vor allem wegen Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur und neue Fahrzeuge. „Fahrgäste und Gütermengen werden zurückkehren – wir sind der Impfstoff gegen den Klimawandel“, so Lutz.

Gegenwärtig ist die wirtschaftliche Lage des Konzern jedoch angespannt wie nie. 2019 stand in der Bilanz vor Zinsen und Steuern noch ein Plus von 1,8 Milliarden Euro. 2020 ist es ein Minus von 2,9 Milliarden Euro. Unter Einbeziehung von Zinsen, Finanzergebnis und Steuern kommt der DB-Konzern sogar auf einen Verlust von 5,7 Milliarden Euro.

Der Umsatz ging dabei von 44,4 Milliarden Euro auf 39,9 Milliarden Euro zurück. Der Schuldenberg ist auf 29,3 Milliarden Euro gewachsen. Im neuen Jahr sollen laut DB-Finanz- und Logistikvorstand Levin Holle Anleihen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro getätigt werden. Holle rechnet für das Geschäftsjahr 2021 mit einem Verlust von rund zwei Milliarden Euro. Erst ab 2022 rechnet die DB wieder mit Gewinn, von 2020 bis 2024 will der Konzern rund fünf Milliarden Euro einsparen, vor allem bei den Personalkosten.

In der Dauerkrise

Dabei ruckelt es bei der Bahn nicht erst seit Beginn der Pandemie. Die Güterverkehrssparte Cargo schreibt seit vielen Jahren tiefrote Zahlen. Im Regionalverkehr machen die Wettbewerber der DB zu schaffen. Aber immerhin blieb bis vor Corona Verlass auf einen Fahrgastrekord nach dem nächsten. 2019 stiegen allein im Fernverkehr über 150 Millionen Reisende ein.

Das ist vorbei. Insgesamt nutzten europaweit 1,5 Milliarden Fahrgäste die Züge der DB. Das sind etwa 42 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit dem ICE oder IC reisten 2020 nur noch rund 81 Millionen Menschen – ein Minus von etwa 46 Prozent. Die momentane Auslastung der zur Verfügung stehenden Sitzplätze im Fernverkehr liegt laut dem zuständigen Vorstand Berthold Huber bei 20 Prozent.

Bei DB Regio sank die Zahl der Zugreisenden um gut 38 Prozent. Die Verkehrsleistung im Personenverkehr auf der Schiene ging 2020 gegenüber dem Vorjahr um etwa 47 Prozent auf rund 52 Milliarden Personenkilometer zurück.

Auslandstochter bleibt Sorgenkind

Ein großes Sorgenkind bleibt auch die DB-Auslandstochter Arriva, deren Verkauf zuletzt gescheitert ist. Die DB musste auf das Unternehmen, das in Großbritannien, Italien und Spanien besonders aktiv ist und deshalb schwer von Corona getroffen wurde, 1,4 Milliarden Euro abschreiben. An den Verkaufsplänen will die DB laut Konzernchef Lutz aber grundsätzlich festhalten.

Die Verträge der DB-Vorstände Berthold Huber, Richard Lutz und Ronald Pofalla (von links) wurden verlängert. Mehr Geld bekommen sie vorerst nicht.

Die Verträge der DB-Vorstände Berthold Huber, Richard Lutz und Ronald Pofalla (von links) wurden verlängert. Mehr Geld bekommen sie vorerst nicht. © Bernd von Jutrczenka, dpa

Allein die Speditionstochter Schenker konnte von der Corona-Krise profitieren. Auch wegen des guten Geschäfts mit der Luftfracht konnte sie ein Vorsteuerergebnis von über 700 Millionen Euro erzielen.

DB Cargo legte etwa beim Transport von Lebensmitteln zu. Der Rückgang der Transportvolumen in Schlüsselbranchen wie Auto, Stahl und Erz ließ jedoch die Menge der beförderten Güter gegenüber dem Vorjahr um mehr als 8 Prozent sinken. Der Verlust vor Zinsen und Steuern liegt für die Sparte bei 728 Millionen Euro. 2019 lag das Minus noch bei 308 Millionen Euro.

Kein Kommentar

Trotz mehrfacher Nachfrage wollte sich Lutz nicht zu der Debatte um die Vorstandsgehälter äußern. Sie sollten im Zuge der Vertragsverlängerungen für ihn und seine Kollegen Ronald Pofalla (Infrastruktur) und Berthold Huber (Personenverkehr) wohl um rund zehn Prozent angehoben werden. Derzeit bekommt Lutz 900.000 Euro im Jahr; mit variablen Bestandteilen kam er 2019 auf 1,73 Millionen Euro. Bei Pofalla und Huber sind 650 000 Euro fix.

Am Ende wurde im Aufsichtsrat aber nur die Vertragsverlängerung für alle drei beschlossen. Endgültig von der Tagesordnung ist das Thema jedoch nicht.

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