"Aus großer Sorge um die Zukunft": 300 Brauereien schreiben Brandbrief

22.2.2021, 13:54 Uhr

© Marcel Kusch/dpa

"Wir wenden uns heute an Sie aus großer Sorge um die Zukunft der deutschen Brauereien". Mit einem flammenden Appell beginnt das Schreiben der Brauereien. Unter den Unterzeichnern finden sich auch zahlreiche fränkische Betriebe, wie etwa Tucher, Maisel aus Bayreuth, Huppendorfer aus Königsfeld, Gansbräu aus Neumarkt, Lang Bräu aus Freyung und viele mehr. Gefordert wird mehr staatliche Unterstützung, um durch die Corona-Pandemie zu kommen.


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Die Brauereien fürchten, in ihrer Funktion als Lieferanten für das Gastgewerbe in Vergessenheit zu geraten. Vor allem für mittelständische Familienbetriebe, die auch die fränkische Brauereilandschaft prägen, sei die Schließung der Gaststätten und Bars und vor allem der Ausfall aller Volksfeste seit März 2020 existentiell bedrohend. „Mit den Lockdowns und dem dadurch ausgelösten Zusammenbruch des Fassbiermarktes haben die Brauereien von einem Tag auf den anderen einen maßgeblichen Teil ihres wirtschaftlichen Fundamentes verloren. Ware im Wert von vielen Millionen Euro, deren Haltbarkeitsdatum überschritten wurde, musste bereits vernichtet werden“, heißt es in dem offenen Brief.

Die Unterzeichner "anerkennen und wertschätzen" die Hilfsmaßnahmen von Bund und Ländern, die seit vergangenem November für die Gastronomie getätigt wurden. Die vom Lockdown indirekt betroffenen Brauereien gingen jedoch bis auf wenige Ausnahmen leer aus. „Wir sprechen dabei weit überwiegend von mittelständischen und handwerklichen Betrieben, die sich oftmals seit Generationen im Familienbesitz befinden, von Brauereien, die Weltkriege, Wirtschafts- und Währungskrisen überdauert haben – und nun völlig unverschuldet vor dem Aus stehen", so die Autoren des Offenen Briefs.

Sechs Forderungen an die Politik

In dem Brief finden sich sechs Hauptforderungen. Zunächst soll die Fixkostenerstattung auf verderbliche Ware, wie es sie in der Überbrückungshilfe III gibt, auf Brauwirtschaften und den Getränkefachgroßhandel ausgeweitet werden. Diese waren gezwungen, große Mengen an für Gastronomie und Feste eingeplantes Fassbier zu vernichten. Dadurch sein ein massiver und unverschuldeter Schaden entstanden, auf dem die Brauereien bis dato sitzen geblieben sind.


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Zweitens sollen Brauereigaststätten als Gastronomiebetreibe anerkannt werden. Bislang gelten diese als Mischbetriebe, die nur dann die staatlichen Hilfen beantragen können, wenn sie mit dem (Flaschen-)bierabsatz die 20-Prozent-Marke nicht übersteigen. Dadurch entstehe eine Ungleichbehandlung, etwa gegenüber Bäckereien mit angeschlossenem Café.

Die Punkte drei und vier beziehen sich auf Steuererleichterungen. Allem voran wird die Wiedereinführung der bis 2003 geltenden Biersteuermengenstaffel gefordert. Dadurch könnten vor allem kleine Brauereien mit einer Gesamtjahreserzeugung von weniger als 200.000 Hektoliter nach dem jeweiligen Jahresausstoß gestaffelte ermäßigte Steuersätze anwenden.

Weiterhin heißt es in dem Schreiben: "Die Brauwirtschaft schließt sich der Forderung der Wirtschaftsministerkonferenz an, Möglichkeiten für alle Betriebe zu schaffen, KfW-Schnellkredite unbürokratisch abzulösen." Beschränkungen für Laufzeiten und Haftungsfreistellungen seien in vielen Fällen nicht praktikabel.

Zum Abschluss wird eine transparente und verlässliche Öffnungsstrategie gefordert, sobald es die Infektionslage erlaubt: schnelle Öffnungen dort, wo es die Zahlen zuließen. Auf dem Spiel stünden nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze infolge drohender Insolvenzen, sondern "auch ein unwiederbringlicher Teil unseres gesellschaftlichen Lebens und unserer vielfältigen Kultur".

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