"Tierwohlabgabe"

Bis zu 40 Cent pro Kilo: Mehrheit der Deutschen spricht sich für Fleischsteuer aus

Oliver Haas

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16.2.2023, 18:56 Uhr
Bis zu 40 Cent pro Kilogramm Fleisch extra? Dafür seien laut einer Studie ein Großteil der Deuschen.

© IMAGO/Steinach Bis zu 40 Cent pro Kilogramm Fleisch extra? Dafür seien laut einer Studie ein Großteil der Deuschen.

Bis zu 40 Cent mehr pro Kilogramm Fleisch beim Einkauf zahlen: Eine solche Steuer würde von den Deutschen befürwortet werden. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende an der Uni Hamburg, wie das Fachjournal Nature Food berichtet. Eine weitere wichtige Erkenntnis in der Studie: Die Akzeptanz zur Steuer ist höher, wenn die Abgabe mit einer Verbesserung des Tierwohls durch die Steuereinnahmen begründet wird - nicht etwa zugunsten des Klimaschutzes.

Für die Studie wurde unter rund 2800 Erwachsenen ein Referendum simuliert. Diese konnten bei sechs verschiedenen Steuerbeträgen angeben, ob sie für oder gegen eine Besteuerung von Fleisch seien. "Einer Steuer von 19 Cent pro Kilogramm stimmten 62 Prozent der Teilnehmenden zu. Beim höchsten abgefragten Betrag von 1,56 Euro pro Kilogramm lag die Zustimmung nur noch bei 23 Prozent", heißt es in einer Mitteilung vom Science Media Center.

Tierwohl statt Klimaschutz

Die Akzeptanz in der Bevölkerung zu einer Fleischsteuer ist laut dem Studienergebnis dabei größer, wenn sie als Tierwohlabgabe anstelle einer Klimaabgabe bezeichnet wird. Eine Tierwohlabgabe von 39 Cent bekam im Endeffekt eine knappe Mehrheit.

Für Tobias Gaugler, Professor für Management in der Ökobranche an der Georg Simon Ohm Hochschule in Nürnberg, sei die Studie daher weniger aussagekräftig darüber, wie sich der Fleischkonsum durch eine Steuerreform ändern würde. Sie gebe vielmehr Aufschluss darüber, "wie eine solche Steuerreform designt und vor allem kommuniziert werden sollte, um grundsätzliche gesellschaftliche Unterstützung zu finden." Im Falle der Einführung einer Fleischsteuer sollte die Politik diese demnach eher mit dem Tierwohl-Aspekt begründen.

Die Politische Debatte dreht sich aktuell jedoch vermehrt um eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse, um die gestiegenen Lebensmittelpreise für Verbraucher zu kompensieren. "Beides, sowohl die negative Besteuerung von Fleisch oder die steuerliche Bevorteilung pflanzlicher Produkte, trägt dazu bei, nationale Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, sowie gesundheitlich vorteilhafte Ernährungsverhalten zu verstärken", ist Gaugler überzeugt.

Vorteil einer Fleischsteuer zugunsten des Tierwohls seien die "moralisch/ethischen Faktoren", wie sie Gaugler benennt und durch die Studie bestätigt sieht. Soziale Argumente finden demnach mehr Unterstützung, als die moralisch/ethischen Aspekte, die bei einer steuerlichen Anpassung von Obst und Gemüse komplett fehlen, schlussfolgert der Wissenschaftler aus den Studienergebnissen. Ein Steuersatz höher als 39 Cent würde seiner Ansicht nach jedoch weder unter Klima- noch Tierschutzaspekten Zustimmung erhalten.