Coachin erklärt: So kommen Sie mit beruflichen Veränderungen klar

19.4.2021, 13:08 Uhr
Cornelia Schödlbauer ist seit 20 Jahren erfolgreich als Coachin tätig. 

© Dirk Schumacher, NN Cornelia Schödlbauer ist seit 20 Jahren erfolgreich als Coachin tätig. 

Die erste Staffel der Reihe "Nachsitzen mit", die in Kooperation des Instituts für Pädagogik und Schulpsychologie Nürnberg (IPSN) und den Nürnberger Nachrichten virtuell stattfand, ging mit der Organisationsentwicklerin und Coachin Cornelia Schödlbauer als Referentin erfolgreich zu ende. Diese beantwortete die Fragen von IPSN-Leiter Christian Büttner und Journalistin Petra Nossek-Bock sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Die teilnehmenden Lehrkräfte nahmen interessante Impulse und Eindrücke mit in ihren Schulalltag, der sich durch Digitalisierung, Pandemie und Co. immer weiter verändert - und bei diesen Veränderungen muss man als Lehrer erstmal mitkommen. Genauso geht es vielen anderen Branchen, die sich in einem sogenannten Changeprozess befinden und sich zum Beispiel Hilfe bei einem Coaching holen.

Keine Therapie

Dabei müsse man den Begriff Coaching allerdings in zwei Richtungen abgrenzen, erläutert Cornelia Schödlbauer: "Es ist keine Therapie und keine Beratung. Ein Coach gibt Hilfe zur Selbsthilfe." So werde eine Ist-Situation erschlossen und ein Ziel, auf das das Unternehmen hinarbeite. Zu berücksichtigen seien dabei die Auswirkungen und Folgen für alle Beteiligten sowie die Frage: Wird das Ziel bei Widerstand beibehalten?


"Nachsitzen mit" Spitzenköchin Diana Burkel


Man mache sich zudem Gedanken über Ressourcen, die vorhanden sind und noch benötigt werden. Also: Was braucht man, um dem Ziel näherzukommen? Daraus ergibt sich dann ein Handlungsplan, "den man gut an einem Tag erarbeiten kann", so die 56-Jährige.

Doch was ist, wenn es an Veränderungsbereitschaft mangelt? Wenn es heißt: "Der hat doch bloß noch fünf Jahre, das sitzen wir jetzt aus." Bei solchen Aussagen könnte Cornelia Schödlbauer immer "grüne Pickel bekommen. Es wird keiner als Problembär geboren! Die Nische, in der sich dieser Mitarbeiter befindet, wurde nicht angegangen. Das zeugt von Führungsmangel." Am Ende litten alle darunter, auch die Person selbst.

"Das ist Altersdiskriminierung"

Im Schulkontext stelle sich hier auch die Frage nach dem Menschenbild. "Wer im Bildungsumfeld arbeitet, sollte sich doch selbst weiterentwickeln wollen." Allerdings gebe es eine deprimierende Untersuchung, wonach die Weiterbildungsquote bei über 50-Jährigen dramatisch sinkt, weil es sich nicht mehr lohne. "Hier wünsche ich mir eine andere Haltung, das ist Altersdiskriminierung", sagt Schödlbauer.


"Nachsitzen mit" FCN-Trainer


Nun sei der Job des Lehrers durch Beständigkeit und Struktur lange Zeit geprägt gewesen, meint Petra Nossek-Bock und möchte deshalb wissen, wie Lehrer verhindern können, aufgrund der vielen Veränderungen nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. "Da fällt mir der Begriff Komfortzone ein, der eine eher unrühmliche Karriere gemacht hat. Ursprünglich ist aber ein Lernmodell gemeint", so die Coachin. "Die innere Ebene ist entspannt, die äußere panisch. Zwischen Komfort- und Panikzone liegt die Lernzone." Hier bestehe zwar Unsicherheit, aber die Komfortzone sei wieder herstellbar, sie werde erweitert.

Komplizen machen

Ein weiterer Punkt sei die Resilienz, also eine Bewertungsstrategie, mit der neuen Situation umzugehen. "Man muss erstmal anerkennen, dass was doof ist. Das ging mir auch so, als wegen Corona alle Aufträge gecancelt wurden und ich mir Digitalkompetenz aneignen musste. Das hat mir keinen Spaß gemacht, aber am Ende war es ein Lerngeschenk."

Schließlich kam noch das Thema Feedback zur Sprache: Die Coachin rät den Lehrern, die Eltern zu ihren Komplizen zu machen und nach einem gemeinsamen Anliegen zu suchen anstatt auf verschiedenen Eben gegeneinander zu kämpfen, auf denen man nie zusammenkommt. "Und Feedback heißt nicht Kritik üben, es geht darum zu unterscheiden, was gut und was nicht so gut ist. Dabei sollte man nicht dasselbe Niveau bei allen Schülern annehmen. Ein Dackel wird schließlich auch kein Rennhund!"

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