Lokführer wollen streiken
Deutsche Bahn: GDL kündigt Arbeitskampf an
23.06.2021, 12:50 Uhr
Der Ton zwischen Deutscher Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist bereits seit Monaten rau. Und nun könnte es, ausgerechnet zum Beginn der Reisesaison, zu massiven Behinderungen auf der Schiene kommt.
Wie die GDL mitteilt, sind die Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeberverband MOVE für die Deutsche Bahn (DB) gescheitert.
Das habe der Hauptvorstand und die Bundestarifkommission der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bereits nach der vierten Verhandlungsrunde am 7. Juni 2021 in Berlin einstimmig beschlossen.
"Statt eines verbesserten Angebots stellte die DB unannehmbare Vorbedingungen und Gegenforderungen – und dass, obwohl ihr die GDL stark entgegengekommen ist", heißt es in einer Mitteilung.
Warnstreik steht an
"Deshalb haben die Gremien der GDL Arbeitskampfmaßnahmen beschlossen." Der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky will am morgigen Donnerstag über Einzelheiten informieren.
Schon Warnstreiks treffen die DB und damit die Reisenden hart. Als im Dezember 2018 die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft zur Arbeitsniederlegung aufrief, musste der Fernverkehr über Stunden komplett eingestellt werden.
Die Bahn kritisierte die GDL bereits Anfang Juni nach den geplatzten Gesprächen hart. Die Gewerkschaft suche "Konfrontation um jeden Preis", hieß es aus dem Bahntower in Berlin.
Vorwürfe der Bahn
Die Verhandlungsführer hätten sich geweigert, über vorhandene Spielräume zu sprechen. Die Lokführergewerkschaft hatte ursprünglich 4,8 Prozent mehr Lohn und verbesserte Arbeitsbedingungen gefordert.
Die Bahn hatte 1,5 Prozent geboten und dies mit der schweren und durch die Pandemie verschärften wirtschaftlichen Lage begründet.
Zuletzt forderte die GDL Lohnerhöhungen wie im öffentlichen Dienst von rund 3,2 Prozent. Nach Lesart der Bahn summieren sich die gesamten Forderungen der Lokführer aber auf etwa das Dreifache davon.
Weselsky erklärte daraufhin: „Wir wollten verhandeln und eine Einigung erzielen, doch die DB hat sich erneut verweigert“.
"Schuld ist die Bahn"
Die Bahn als Arbeitgeber habe "weder ein Angebot vorgelegt, noch war er bereit über die von der GDL erheblich reduzierten Forderungen zu verhandeln. Stattdessen beharrt das Management auf Ver-schlechterungen bei Arbeitszeitregelungen und der Planungssicherheit des Zugpersonals", so Weselsky.
Anderslautende Aussagen von Personalvorstand Martin Seiler seien "schlicht gelogen", deshalb trage er auch "die volle Verantwortung für den heraufbeschworenen Tarifkonflikt!“
Eine schnelle Lösung im Tarifstreit wird es wohl, wie schon in der Vergangenheit bei den Verhandlungen zwischen DB und GDL, nicht geben.
Es geht um die Macht
Denn am Ende geht es einmal mehr nicht nur um Geld und Arbeitsbedingungen, sondern auch um die Konkurrenz zwischen der relativ kleinen GDL und der deutlich größeren EVG.
Auch die GDL erhebt den Anspruch, für fast alle 185000 Beschäftigten in Deutschland beim gesamten Schienenpersonal zu verhandeln.
Die DB richtet sich allerdings nach dem Tarifeinheitsgesetz. Danach gilt je nach Sparte der Tarifvertrag, wo die jeweilige Gewerkschaft die Mehrheit hat.
Laut Deutscher Bahn ist das in den meisten Fällen die EVG, wogegen die GDL juristisch vorgehen will.
1 Kommentar
Um selbst einen Kommentar abgeben zu können, müssen Sie sich einloggen oder sich vorher registrieren.
0/1000 Zeichen