Billig-Modekette kämpft ums Überleben

Droht Primark das Aus in Deutschland? Mehrere Filialen müssen schließen

Isabel Pogner

Online-Redaktion

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7.12.2022, 13:42 Uhr
Geschlossene Tore bei Primark: Was während Corona Standard war, könnte in Deutschland bei einigen Filialen bald Dauerzustand werden. 

© imago images/Arnulf Hettrich Geschlossene Tore bei Primark: Was während Corona Standard war, könnte in Deutschland bei einigen Filialen bald Dauerzustand werden. 

Seit 2009 gibt es die britische Billigmodekette Primark in Deutschland. Lange ging das Konzept "viele Klamotten für wenig Geld" auf. Bis jetzt: Schon im Frühjahr hat Primark die ersten Filialen in Deutschland geschlossen, berichtet die WirtschaftsWoche (WiWo). Vor wenigen Wochen kündigte dann der Mutterkonzern ABF an, das Geschäft in Deutschland weiter zu verkleinern. Auch die Filialen in Ingolstadt und München könnten betroffen sein.

Bis zur Corona-Pandemie expandierte Primark in Deutschland aggressiv und machte anderen Modeunternehmen Konkurrenz. Zwischen 2012 und 2016 verdoppelte der Konzern seinen Umsatz in Deutschland, im Jahr 2020 eröffnete die Marke 32 neue Filialen. Dann kam die Pandemie und viele Kunden entdeckten billige Modeanbieter im Internet für sich.

Damit kann Primark nicht mithalten, erklärt die WiWo, denn das Unternehmen hat keinen Onlineshop. Außerdem setzt die Politik immer höhere Standards für die Klamottenproduktion, das macht es Herstellern von Fast Fashion schwer, ihre Geschäftsmodelle in Deutschland aufrecht zu erhalten.

Konkurrenz kommt beispielsweise aus China, etwa in Form des Onlineshops Shein. Der wirbt auf Instagram und TikTok - und erreicht damit genau die Zielgruppe, die auch Primark im Blick hat: Kunden zwischen 13 und 26 Jahren mit eher dünnem Geldbeutel. Der Online-Händler konnte seinen Umsatz laut WiWo seit 2019, also seit Pandemiebeginn, fast vervierfachen.

Primark in Deutschland - "Anfang vom Ende"?

Inzwischen liegt die Rentabilität von Primark laut eigenen Angaben des Konzerns in Deutschland auf einem "unannehmbar niedrigem Niveau". Damit sich das ändert, bräuchte Primark laut WiWo einen funktionierenden Online-Shop und müsste mehr Wert auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit legen. Dass das Unternehmen es noch schafft, das Ruder herumzureißen, bezweifeln Experten allerdings. Wahrscheinlicher ist, dass sich Primark immer weiter aus Deutschland zurückzieht. Experten sprechen vom "Anfang vom Ende".

Auch andere Fast-Fashion-Produzenten ziehen sich aus den deutschen Innenstädten und Malls zurück. H&M schloss in diesem Jahr rund 240 Geschäfte, berichtet die WiWo, C&A schloss 13 Standorte.