Gamestop: So funktionieren Trading-Apps

2.2.2021, 14:43 Uhr

Der Aktienkurs des US-Computerspielehändlers Gamestop hat sich allein in der vergangenen Woche verfünffacht. © OLIVIER DOULIERY, AFP

Jetzt stehen sie durch den Hype um die Gamestop-Aktie plötzlich im Fokus. Und das deswegen, weil auf diesem Weg offenbar milliardenschwere Hedgefonds in ihren Wetten gegen Einzelunternehmen attackiert werden können. Experten begrüßen die „Trading“-Offerten durchaus, weil damit die hierzulande immer noch hohe Zurückhaltung bei der Aktienanlage sinken könnte.

Trade Republic, Justtrade, Scalable Capital, etoro, Flatex, Gratisbroker oder S Broker buhlen hierzulande um Kundinnen und Kunden. Bei manchen können 2000, bei anderen sogar 9000 Aktien gehandelt werden. Dazu börsengehandelte Fonds (ETF), die einen Börsenindex nachbilden, Anleihen und zum Teil auch Optionsscheine. Auch Sparpläne werden mitunter angeboten.

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Teils nur über Tablet und Handy abrufbar

Unterschiede gibt es beim Ordervolumen. Mal können Wertpapiere schon für 500 Euro gehandelt werden, mal wird ein Mindest-Volumen von 1000 Euro verlangt. Notwendig ist jeweils ein Konto, wobei auf Guthaben zum Teil Negativzinsen fällig werden.
Wer auf die billigen Online-Anbieter setzt, von denen viele nur über das Smartphone oder ein Tablet aufrufbar sind, muss auf Beratung verzichten. Sie oder er muss sich selbst über die Wertpapiere schlau machen, auf die gesetzt werden soll.


Einen Vorteil haben die Billig-Offerten. Die täglichen Handelszeiten liegen bei bis zu 16 Stunden. Die Depotführung ist kostenfrei. Der Kauf einer Aktie kostet einen Euro oder ist teils sogar gratis. Bei manchen Anbietern ist der Handel aber nur im ersten Jahr gebührenfrei.

Handel teils nur an zwei Börsen möglich

Zwar gibt es Depots auch bei Online-Banken wie Consors und der ING umsonst, aber pro Kauf und Verkauf eines Wertpapiers werden mindestens 4,95 Euro fällig. Dazu kommen oft 0,25 Prozent des Ordervolumens und die Handelsgebühr an der Börse. Wer also Aktien im Volumen von 1000 Euro kauft, muss leicht zehn Euro auf den Tisch legen. Bei Banken und Sparkassen ist es noch mehr, zumal dort auch das Depot kostet.

Allerdings – darauf weist die Zeitschrift Finanztest hin – können Kundinnen und Kunden der Internet-Anbieter nicht überall Wertpapiere handeln. Mitunter ist das auf eine oder zwei Börsen beschränkt. Darunter etwa Gettex, das elektronische Handelssystem der Börse München, Quotrix der Börse Düsseldorf oder die LS Exchange des Handelshauses Lang&Schwarz und der Hamburger Börse. Die Depots und Konten werden bei normalen Banken geführt.




Die Kooperationen wiederum sind die Basis dafür, dass Kauf und Verkauf für die Kundinnen und Kunden kostenfrei sind. Börse und Banken überweisen dem Smartbroker eine Provision dafür, dass der Handel über ihre Kanäle oder über einen von ihnen beauftragten „Market Maker“ laufen, der an der Spanne zwischen Kauf- und Verkaufskurs verdient.


Die Anmeldung bei einem Smart- oder Neo-Broker ist in der Regel einfach. Bei Trade Republic etwa laden sich Interessenten die App auf ihr Smartphone, identifizieren sich per Video, dann zahlen sie Geld auf das zugehörige Verrechnungskonto und können mit Wertpapiergeschäften starten.

Smart- und Neobroker werden von der Finanzaufsicht BaFin überwacht. Alle arbeiten mit Banken zusammen, die der gesetzlichen Einlagensicherung von 100 000 Euro unterliegen. Kundengeld ist im Einzelfall bis zu dieser Höhe ist abgesichert. Die Depots und die dort vorhandenen Papiere gehören den Kunden. Damit auch Kursgewinne, aber auch eingefahrene Verluste.



„Gerade für junge Leute, die keine Erfahrung mit Geldanlagen haben, sind Smartphone-Broker reizvoll“, heißt es bei Finanztest. „Sie können mit sehr geringen Beträgen an den Börsen mitmischen.“ Auch die Experten des Verbraucherportals Finanztipp erwärmen sich für den Direkthandel über Trading Apps, vor allem wegen der günstigen Kosten.

Manche Experten haben Bedenken, dass Smartbroker junge, unerfahrene Anleger zum Zocken verleiten könnten. Was hohe Gewinne, aber auch hohe Einbußen bis hin zum Totalverlust des Geldes zur Folge haben kann. Mit Blick auf die langfristige Geldanlage sind Verbraucherschützer eher zurückhaltend.


Anleger, die Wertpapiere kaufen würden und dann viele Jahre nicht anfassten, müssten Orderkosten nicht allzu sehr beachten, heißt es bei Finanztest. Außerdem könnten auch Kunden von klassischen Banken ihre Ausgaben drücken. „Führen sie den Auftrag in ihrem Online-Depot selbst aus, sind die Kosten oft nicht viel höher als bei einer Direktbank.“ Aber auf das Kostenniveau von Smart- und Neo-Brokern kommen sie nicht.