Zahlen für 2022

IG BAU warnt: Bauprojekte werden auf Eis gelegt - mit Folgen auch in Nürnberg

vnp

Politik und Wirtschaft

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2.6.2023, 14:58 Uhr
Die IG BAU warnt: "Bauprojekte werden auf Eis gelegt" - und fordert deshalb einen "Booster für den Neubau".

© Mia Bucher, dpa Die IG BAU warnt: "Bauprojekte werden auf Eis gelegt" - und fordert deshalb einen "Booster für den Neubau".

Es sind 70 mehr Wohnungen als im Vorjahr: 2022 wurden in Nürnberg insgesamt 1773 Wohnungen neu gebaut – darunter 208 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Mittelfranken (IG BAU) mit, die sich dabei auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes beruft. Insgesamt investierten die Bauherren demnach im vergangenen Jahr in Nürnberg rund 269 Millionen Euro für den Wohnungsneubau.

Hohe Kosten und Hürden führen zu Abwärtstrend

Für das laufende Baujahr warnt die IG BAU-Bezirksvorsitzende Iris Santoro jedoch vor einem Abwärtstrend: "Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau." Die Kaufpreise beim Neubau seien längst "aus den Fugen geraten" und die Mieten "klettern enorm nach oben" – vor allem bei neu gebauten Wohnungen.

Entscheidend sei jetzt, was gebaut werde: "Die Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen", sagt Santoro. Gebraucht werde jetzt ein "Booster für den Neubau" von sozialen und bezahlbaren Wohnungen. Die Vorsitzende der mittelfränkischen Industriegewerkschaft appelliert indes auch an die heimischen Bundestagsabgeordneten, sich in Berlin für ein "massives Aufstocken der Fördergelder" stark zu machen. Aber auch das Land Bayern sei mehr gefordert.

Staatliche Unterstützung gefordert

"Für mehr Sozialwohnungen und für mehr bezahlbare Wohnungen muss der Staat – müssen Bund und Länder – bis 2025 mindestens 72 Milliarden Euro in die Hand nehmen", sagt Santoro. Die Gewerkschafterin beruft sich dabei auf Berechnungen von zwei Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU beim Pestel-Institut (Hannover) und beim Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) mit in Auftrag gegeben hat.

Konkret werde ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau benötigt. "Nur dann kann es noch klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen", erklärt sie die Bezirkschefin. Zusätzlich seien 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen dringend erforderlich. Davon profitiere schließlich auch Nürnberg.

Branche wartet seit Jahren auf "schlankeres Baugesetzbuch"

Und darüber hinaus drängt die IG BAU auf ein "schlankeres Baugesetzbuch": Es gehe um das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet. Santoro fordert: "Das muss jetzt passieren – und nicht irgendwann im nächsten Jahr."