Gründerpreis für Mittelfranken

Innovative Kleidung für Orchester-Musiker: IHK zeichnet erfolgreiche Jungunternehmer aus

15.7.2023, 15:00 Uhr
Christine Barth-Darkow ist Inhaberin der Firma Woolwind e.K.. Sie hat in Zusammenarbeit mit den Bamberger Symphonikern einen atmungsaktiven "Musikerfrack" entwickelt. 

© IHK Nürnberg für Mittelfranken / Vanessa Mund, NNZ Christine Barth-Darkow ist Inhaberin der Firma Woolwind e.K.. Sie hat in Zusammenarbeit mit den Bamberger Symphonikern einen atmungsaktiven "Musikerfrack" entwickelt. 

Christine Barth-Darkow gründete 2019 die Firma Woolwind e.K. in Zirndorf, die festliche Funktionskleidung für Musiker anbietet. Denn ein Frack - ein Muss für viele Orchester-Musiker - ist in seiner Originalausführung ein reichlich unbequemes und schweißtreibendes Kleidungsstück. Also entwickelte die ehemalige Produktdesignerin eines großen Sportartikelherstellers einen "Musikerfrack". Dabei flossen auch die Ideen von Musikern der Bamberger Symphoniker ein.

Die Anzüge bestehen aus einem atmungsaktiven Woll-Polyester-Gemisch. Eine einknöpfbare Manschettenattrappe, die sich Woolwind hat patentieren lassen, ermöglicht es, dass die Musiker unbemerkt mit kurzärmligen Hemden spielen können. Zudem sind die Kleidungsstücke waschbar und knitterfrei und müssen nicht wie herkömmliche Fräcke in die Reinigung. Aufgrund einer Kooperation mit den Bamberger Symphonikern erhalten alle männlichen Orchestermitglieder einen Woolwind-Frack als Arbeitskleidung.

Forschung automatisiert

Für Forschungsarbeiten in der Beschichtungstechnik sind umfangreiche Versuchsreihen notwendig, die aufwendig und langwierig sind. "Das muss man doch automatisieren können", dachte sich Tobias Stubhan, Gründer der Sciprios GmbH. Er selbst machte diese Erfahrungen während seiner Doktorarbeit und überlegte im Anschluss mit einer Arbeitsgruppe, wie man mit Automatisierung die Forschung und Entwicklung in gedruckter Elektronik (mittels Druckverfahren hergestellten elektronischen Bauelementen) beschleunigen kann.

2018 gründete er die heutige Sciprios GmbH, ein Spin-off des Bayerischen Zentrums für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) und des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN). Sciprios – der Name ist ein Akronym aus "Science of Printing of Semiconductors" – entwickelt Anlagen für Forschungs- und Entwicklungsanwendungen wie Photovoltaik, Batterien, Brennstoffzellen, organische Leuchtdioden (OLEDs), Sensoren, Displays sowie optische, elektronische und funktionale Folien. Zudem bietet das Start-up Pilotproduktionslinien für gedruckte Photovoltaik-Zellen.

Tobias Stubhan (2. v. l.) und sein Team: Die Firma Sciprios fertigt individuelle Roboter für die Beschichtungstechnik. 

Tobias Stubhan (2. v. l.) und sein Team: Die Firma Sciprios fertigt individuelle Roboter für die Beschichtungstechnik.  © IHK Nürnberg für Mittelfranken / Vanessa Mund, NNZ

Gestartet ist Stubhan mit einem Mitarbeiter, heute hat sein Unternehmen neun Beschäftigte aus vier Kontinenten, alle mit entsprechendem Forschungshintergrund. Seinen Sitz hatte Sciprios anfangs im Gründerzentrum "NKubator" in Nürnberg, seit März ist das Unternehmen in Fürth beheimatet. Kunden sind Forschungseinrichtungen, Universitäten, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Firmen und kleine Start-ups.

Beratung für gesundes Kantinenessen

Schnitzel, Currywurst und Spaghetti Bolognese sind in deutschen Kantinen noch immer die beliebtesten Gerichte. Aber natürlich sollte der Speiseplan deutlich abwechslungsreicher und ausgewogener sein. Christian Feist, gelernter Koch und Hotelbetriebswirt mit diätischer Ausbildung, kennt das Problem aus seiner langjährigen Tätigkeit in Kantinen: "Die Betriebsgastronomie ist eine subventionierte Leistung. Wenn sich dort zu ungesund ernährt wird, entspricht das für das Unternehmen einem negativen Return on Invest."

Solange eine Küche nur gastronomisch betrachtet werde, bleibe das Thema Gesundheit schwierig: "Die Küche hat es einfacher, wenn Gesundheit bei den Speisen eine eher untergeordnete Rolle spielt", so Feist. Allerdings sei das nicht im Sinne des Unternehmens, das in der Regel das Essen bezuschusst. So ergebe sich ein Zielkonflikt zwischen Gastronom und Auftraggeber, der Gast stehe dazwischen.

Das Ehepaar Christian Feist und Rhea Bredel-Feist unterstützt mit der Gesoca GmbH Unternehmen dabei, das Essen in Kantinen ausgewogener und nachhaltiger zu machen

Das Ehepaar Christian Feist und Rhea Bredel-Feist unterstützt mit der Gesoca GmbH Unternehmen dabei, das Essen in Kantinen ausgewogener und nachhaltiger zu machen © IHK Nürnberg für Mittelfranken / Vanessa Mund, NNZ

Hier setzt die Gesoca GmbH in Seukendorf an: Feist hat sie 2014 zunächst nebenberuflich mit seiner Frau Rhea Bredel-Feist gegründet, die Volkswirtin und Coach für Change-Management ist. Der Firmenname steht für "Gesundheitsorientierte Cateringsteuerung". Mit einem von der Hochschule Niederrhein entwickelten "Gastronomischen Ampelsystem" (GAS) ermittelt Gesoca eine Kennziffer. Sie macht transparent und vergleichbar, wie gesund sich in Kantinen ernährt wird.

Eine schnittstellenfähige Web-Anwendung erleichtert dabei die ernährungsphysiologische Abgrenzung. Das ermöglicht auch ein Bonus-Malus-System für Catering-Verträge, Zielvereinbarungen für Küchenleiter und die Einbindung im betrieblichen Gesundheitsmanagement. "Das Ziel von Gesoca ist, dass da, wo sich Menschen täglich ernähren, Zufriedenheit und ernährungsphysiologische Qualität selbstverständlich werden", sagt Feist. Durch diese Leistung solle der Wert von Gemeinschaftsverpflegung sichtbar und die Arbeitgebermarke gestärkt werden.

Die Leistungen sind über das Präventionsgesetz förderbar und werden von einigen Krankenkassen unterstützt. Die Nachfrage sei daher inzwischen sehr hoch. Kunden sind vor allem Organisationen mit Gemeinschaftsverpflegung wie Unternehmen, Schulen oder Krankenhäuser. Aktuell kommt Gesoca in etwa 60 Kantinen in Deutschland zum Einsatz, u. a. bei SAP, Daimler, Hilti oder Axa. Seit 2019 betreibt das Ehepaar die Firma hauptberuflich und seit 2022 ist Gesoca eine GmbH mit heute fünf Beschäftigten, allesamt Ernährungsfachleute mit gastronomischen Wurzeln.