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Jeder Neunte in Deutschland lebt in beengten Wohnungen

21.05.2025, 10:39 Uhr
In Metropolen wie Stuttgart sind Wohnungen knapp und teuer.

© Marijan Murat/dpa In Metropolen wie Stuttgart sind Wohnungen knapp und teuer.

Rund jeder Neunte in Deutschland lebt in beengten Wohnverhältnissen. Das zeigen Zahlen des europäischen Statistikamts Eurostat, aus denen das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zitiert. Demnach lebten im vergangenen Jahr 11,5 Prozent der Menschen in Deutschland in einer überbelegten Wohnung. Besonders betroffen sind demnach jüngere Menschen bis 30 Jahre.

„Selbst Normal- und Gutverdiener können sich in vielen Städten kaum noch eine Wohnung leisten“, sagte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND). Die Mieten müssten bundesweit gedeckelt werden, forderte die ehemalige Bundestagsabgeordnete. Das Merz-Prinzip „Bauen, Bauen, Bauen!“ löse die Probleme nicht, weil kaum bezahlbarer Wohnraum durch Private entstehe. „Der Wohnungsbau sollte gezielt durch öffentliche und gemeinnützige Wohnungsbauunternehmen angekurbelt und durch zinsvergünstigte Kredite gefördert werden.“

Deutschland schneidet deutlich besser ab als EU-Schnitt

Daten des Statistischen Bundesamts, das sich ebenfalls auf Eurostat beruft, zeigen allerdings auch, dass Deutschland bei der Überbelegung von Wohnraum deutlich unter dem EU-Schnitt von 16,9 Prozent liegt. Demnach liegt Rumänien an der Spitze mit einer Quote von 40,7 Prozent, am niedrigsten ist sie in Zypern (2,4 Prozent). Die Flächenländer Frankreich und Spanien schneiden etwas besser ab als Deutschland: Dort lebten im vergangenen Jahr 10,4 bzw. 9,1 Prozent der Bevölkerung in überbelegten Wohnungen.

Stadtviertel in Berlin: Gerade in Großstädten wohnen Menschen oft auf engem Raum.

Stadtviertel in Berlin: Gerade in Großstädten wohnen Menschen oft auf engem Raum. © Monika Skolimowska/dpa

Eine Wohnung gilt nach Definition der Statistiker als überbelegt, wenn ein Haushalt zu wenige Zimmer im Verhältnis zur Personenzahl hat: Zum Beispiel, wenn das Wohn­zimmer auch als Schlaf­raum dient, sich drei oder mehr Kinder ein Kinder­zimmer teilen müssen oder ein Bruder und Schwester, beide im Teenager­alter, ein gemein­sames Zimmer haben.

Alleinerziehende, Arme und Ausländer wohnen oft beengt

Besonders Alleinerziehende und ihre Kinder, armutsgefährdete Personen und Erwachsene mit ausländischem Pass waren dem Statistischen Bundesamt zufolge 2024 von beengten Wohnverhältnissen betroffen. Zudem litten Menschen in Städten rund dreimal so häufig unter Wohnraum­mangel wie Bewohner ländlicher Gebiete.