Gewerkschaft macht ernst

Leere Regale in Supermärkten und bei H&M? Streiks im Handel treffen Nürnberg und die Region

9.6.2023, 11:43 Uhr
Auch das Edeka-Zentrallager in Schwabach ist betroffen. Diese Woche wurde dort bereits gestreikt. 

© Robert Schmitt Auch das Edeka-Zentrallager in Schwabach ist betroffen. Diese Woche wurde dort bereits gestreikt. 

Die Gewerkschaft Verdi rief die Beschäftigten in ausgewählten Betrieben des bayerischen Einzelhandels, Großhandels und genossenschaftlichen Großhandels für diesen Freitag zu Streiks auf. Betroffen sind Amazon in Graben, die Zentralläger von Edeka in Gochsheim, in Marktredwitz, in Sachsen bei Ansbach sowie Schwabach, das Zentrallager von Kaufland in Donnersdorf, das Lidl-Zentrallager in Graben, die Zentralläger von Rewe in Buttenheim und Eitting.

Aufgerufen sind zudem auch die Beschäftigten von Hoffmann Supply Chain in München, H&M in Ansbach, Augsburg, Kaufbeuren, Kempten, Lindau, Memmingen und Nürnberg, Kaufland in Bad Kissingen und Dingolfing und Metro Nürnberg Eibach, Nürnberg Buch sowie Neu-Ulm.

Einzelne Betriebe seien schon seit mehreren Tagen im Streik. "Durch die Streikaktionen, vor allem in den Zentrallägern, kann es in den folgenden Tagen zu Versorgungsengpässen in den Filialen kommen", erklärt Verdi.

"Im April sind die Preise für Lebensmittel um 17,2 Prozent gestiegen. Die Arbeitgeber bieten nach zwei Verhandlungsrunden für das laufende Jahr gerade einmal 52 Cent mehr Entgelt pro Stunde. Das bedeutet weiter Reallohnverlust für die Beschäftigten, deshalb sind unsere Kolleginnen und Kollegen sauer und gehen auf die Straße", erklärt Hubert Thiermeyer, Verdi-Verhandlungsführer im bayerischen Einzelhandel

"Die Beschäftigten im Groß- und Außenhandel sind das Rückgrat der bayerischen Wirtschaft. Sie machen unter schwierigen Bedingungen einen super Job und versorgen uns tagtäglich. Da ist doch Respekt und Wertschätzung auch beim Gehalt das Mindeste, was sie erwarten können", ergänzt Thomas Gürlebeck, Verhandlungsführer im Groß- und Außenhandel.

Die Tarifverhandlungen im bayerischen Einzelhandel werden am 13. Juni fortgesetzt. Die Tarifverhandlungen im bayerischen Groß- und Außenhandel gehen am 16. Juni und im genossenschaftlichen Großhandel am 10.Juli in die dritte Runde.

Die Angebote der Arbeitgeberverbände bewegten sich laut Verdi zwischen drei und vier Prozent Entgelterhöhung in 2023. Zum Teil ergänzt worden seien die Angebote um Inflationsausgleichsprämien von unter 1000 Euro. Für das zweite Jahr hätten die Arbeitgeber Erhöhungen zwischen zwei und 2,4 Prozent geboten. Alle Angebote hätten eine Laufzeit von 24 Monaten gehabt.

Mindesteinkommen von 13,50 Euro in der Stunde

Verdi fordert für die Beschäftigten im bayerischen Einzel- und Versandhandel dagegen eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 2,50 Euro in der Stunde, eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro im Monat und ein Mindesteinkommen von 13,50 Euro in der Stunde. Die Laufzeit des Tarifvertrages solle 12 Monate betragen.

Für die Beschäftigten im bayerischen Groß- und Außenhandel will Verdi eine Erhöhung der Entgelte um 13 Prozent und eine Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro.

Untermauert werden diese Forderungen Verdi zufolge durch eine breite Beschäftigtenbefragung, an der sich knapp 6000 Kolleginnen und Kollegen aus über 500 Einzelhandels-Betrieben und knapp 4000 Beschäftigte aus dem Groß- und Außenhandel beteiligten. 76 Prozent der Befragten aus dem Einzelhandel hätten Probleme, mit ihrem derzeitigen Gehalt den Lebensunterhalt zu bestreiten. Im Groß- und Außenhandel liege dieser Anteil bei 73 Prozent. 87 Prozent der Befragten im Einzel- und 89 Prozent im Großhandel schätzten, dass ihre Rente aus dem derzeitigen Gehalt nicht vor Altersarmut schützen werde.

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