Letzter Otto-Katalog wird in Nürnberg gedruckt
22.11.2018, 18:01 UhrNoch einmal präsentiert der Hamburger Handelsriese auf 656 Seiten, was Otto-Normalverbraucher im Frühjahr/Sommer des kommenden Jahres an Textilien tragen und für die Wohnungsausstattung kaufen werden – so wie er das in den fast sieben Jahrzehnten seit seiner Gründung zwei bis maximal vier Mal pro Jahr getan hat: Bieder, unspektakulär , aber mit Preisen, die für Jedermann erschwinglich sind und an denen sich monatelang nichts geändert hat – gedruckt war schließlich gedruckt.
Kein Vergleich mehr mit heute, da sich im Minutentakt Push-Meldungen mit immer neuen Schnäppchenpreisen gegenseitig über den Smartphone-Bildschirm der Konsumenten hetzen. "Unsere Kunden haben den Katalog selbst abgeschafft, weil sie ihn immer weniger nutzen und schon längst auf unsere digitalen Angebote zugreifen", wird Marc Opelt, Chef der Einzelgesellschaft Otto, des früheren Otto-Versands, nicht müde, das Aus für den Hauptkatalog zu begründen. 97 Prozent der Kunden bestellen inzwischen im Internet, die meisten via Smartphone und Tablet. Noch bis nächste Woche wird der letzte Otto-Hauptkatalog in Nürnberg auf riesigen Tiefdruckmaschinen des Unternehmens Prinovis gedruckt, dann gefalzt und geklebt, um dann ab 4. Dezember in einer Auflage von unter fünf Millionen Exemplaren zum letzten Mal auf den Küchen- und Wohnzimmertischen der Kunden zu landen.
Der Otto-Versand ist der letzte große Versandhändler in Deutschland, der noch an diesem zuletzt zweimal pro Jahr erschienen Universalkatalog festgehalten hat. Die Fürther Quelle stellte die Produktion schon 2009 ein, nachdem sie zusammen mit Karstadt unter dem Dach des Handelskonzerns Arcandor in die Pleite geschlittert war. Wie auch die vielen kleineren Versandhändler setzt auch Otto künftig vor allem auf dünnere, viel häufiger erscheinende Spezialkataloge – und natürlich weit vor allem auf das Internet. Das Titelbild des letzten Hauptkatalogs macht dann auch deutlich, wo die Reise hingeht: Auf einem Smartphone ist das Gesicht eines Models zu sehen – und daneben der Satz: "Ich bin dann mal App!"
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