Schwierigkeiten in China, Kritik am Führungsstil

Nach knapp sechs Jahren: Adidas-Chef Kasper Rorsted verlässt das Unternehmen

Melanie Kunze

Politik und Wirtschaft

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22.8.2022, 17:57 Uhr
Kasper Rorsted verlässt Adidas 2023. 

© Daniel Karmann/dpa, NNZ Kasper Rorsted verlässt Adidas 2023. 

Es wird die letzte große Veranstaltung sein, die Kasper Rorsted als Chef des zweitgrößten Sportartikelherstellers der Welt besuchen wird: Die Fußball-Weltmeisterschaft im November und Dezember in Katar. Ab 2023 wird der 60-Jährige nicht mehr bei Adidas arbeiten. Im gegenseitigen Einvernehmen trennt sich das Unternehmen von dem Dänen, wie es in einer Pressemitteilung nüchtern heißt. Wer den vakant werdenden Posten künftig übernehmen wird, ist noch offen. Eigentlich war Rorsteds Vertrag erst im vergangenen Jahr bis 2026 verlängert worden.

„Die Nachfolge-Suche hat begonnen“, so die Presstestelle des Unternehmens. „Kasper Rorsted wird bis zur Bestellung einer Nachfolge das Amt des Vorstandsvorsitzenden weiterführen und gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand für einen reibungslosen Übergang an der Spitze der Adidas AG sorgen.“ Rorsted lässt via Pressemeldung ausrichten, dass „externe Herausforderungen“ die Geschäfte beeinträchtigt hätten. „Es hat viel Kraft gekostet, diese zu bewältigen. Deshalb ist ein Neustart im kommenden Jahr für das Unternehmen und für mich persönlich richtig und wichtig.“

Der Manager, geboren 1962 im dänischen Aarhus und Vater von vier Kindern, stand seit Oktober 2016 an der Spitze des Sportartikelherstellers. Davor hatte er Erfahrungen in der IT-Branche gesammelt und war Vorstandschef des Konsumgüterkonzerns Henkel. Das Manager Magazin hatte ihn im Jahr 2019 zum „Manager des Jahres“ gekürt, nicht zuletzt, weil unter seiner Führung der Börsenwert von Adidas stark gestiegen war.

In der Bilanzpressekonferenz im März dieses Jahres war Rorsted stolz auf die Entwicklung des Unternehmens – trotz Corona-Pandemie. 2021 betrug der Umsatz insgesamt 21,2 Milliarden Euro - eine Steigerung um 16 Prozent. Der Gewinn verdreifachte sich sogar: von 500 Millionen Euro auf rund 1,5 Milliarden Euro. Die Aktionäre erhielten eine Dividende.

Prognosen nach unten korrigiert

Zuletzt musste Adidas jedoch seine Prognose für das Jahr nach unten korrigieren – anders als Konkurrent Puma, der seine Prognosen für das Geschäftsjahr angehoben hat. Der Gewinn werde, so Adidas, mit rund 1,3 Milliarden Euro unter den zuvor erwarteten 1,8 Milliarden bis 1,9 Milliarden Euro liegen. Grund seien die Corona-Beschränkungen in China und Lieferkettenprobleme.

Das schwächelnde Geschäft in Fernost ist seit Monaten Thema. Vor gut einer Woche gab Kasper Rorsted im Handelsblatt „Schwierigkeiten“ im China-Geschäft zu, man habe Fehler gemacht. Allein im zweiten Quartal waren dort die Umsätze um 35 Prozent zurückgegangen. Auch die Entwicklung an der Börse dürfte in den vergangenen Monaten für getrübte Stimmung gesorgt haben.

Zudem wurden immer wieder Stimmen zu Rorsteds Führungsstil laut. Dieser sei autoritär geprägt – und passe nicht so recht in die Adidas-Welt, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Turnschuhen und Sportjacke zur Arbeit erscheinen und per Du sind. Dinge hätten sich verändert, das fände nicht immer Zuspruch, so Rorsted, angesprochen auf die Vorwürfe, im Handelsblatt. „Ich glaube, mein Führungsstil ist sehr transparent.“ Fakt ist, dass in der jüngeren Vergangenheit gleich mehrere Manager gingen. Unter anderem warf nach 18 Jahren Strategiechef James Carnes das Handtuch. Rorsted trennte sich außerdem von Gil Steyaert, Vorstandsmitglied für das operative Geschäft. 2020 brach ein Shitstorm über Adidas herein. Das Unternehmen hatte angekündigt, seine Mieten für seine Geschäfte infolge der Corona-Krise nicht mehr zahlen zu wollen. Das Unternehmen ruderte nach heftiger Kritik zurück - und Rorsted entschuldigte sich.

„Wir danken Kasper für seine großen Verdienste. Er hat in seiner Amtszeit das Unternehmen strategisch neu ausgerichtet und die Transformation maßgeblich vorangetrieben“, so Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Rabe. „Unter Kasper Rorsteds Führung hat Adidas seine digitalen Fähigkeiten erheblich ausgebaut und die Online-Umsätze des Konzerns mehr als verfünffacht“, lobt er.

Ob Rorsted einen neuen Job in Aussicht hat, das hat das Unternehmen nicht bekanntgegeben.

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