Supermärkte wollen nachziehen

Preissturz bei großen deutschen Discountern: Das steckt wirklich hinter den historischen Senkungen

Darius Kiesel

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28.05.2025, 18:47 Uhr
Volle Einkaufswägen: Verbraucher dürften die jüngsten Entwicklungen wohlwollend zur Kenntnis nehmen. (Symbolbild)

© IMAGO/Michael Gstettenbauer Volle Einkaufswägen: Verbraucher dürften die jüngsten Entwicklungen wohlwollend zur Kenntnis nehmen. (Symbolbild)

In den vergangenen Jahren sind die Lebenshaltungskosten stark angestiegen. Die Inflationsrate bewegte sich vor allem in den Jahren 2022 und 2023 auf hohem Niveau: Ihren vorläufigen Höchststand erreichte sie im Oktober 2022 mit satten 10,4 Prozent. Verbraucher fielen besonders die gestiegenen Lebensmittelkosten zur Last. Teuerungsraten im zweistelligen Bereich waren hier keine Seltenheit. Zwar erholten sich die Verbraucherpreise zuletzt, dennoch bedeutete das nicht, dass sie sanken - sie stiegen lediglich nicht mehr so stark wie zuvor.

Nun aber sinken die Preise tatsächlich - und das auch langfristig, wenn man den großen Discounter-Ketten Glauben schenkt. Zunächst hatte Lidl in einer Pressemitteilung verkündet, „mehr als 500 Einzelartikel quer durch das Sortiment“ im Preis zu senken. Dabei sprach man von Reduzierungen um bis zu 35 Prozent. Die Reaktion von Branchen-Konkurrent Aldi ließ nicht lange auf sich warten: Hier wurde die Entscheidung mit den „fordernden Zeiten“ begründet, in denen es am Unternehmen läge, „für Stabilität zu sorgen, indem sich in unserer Gesellschaft alle etwas Gutes leisten können“, wird Swen Gallina, Sprecher des Verwaltungsrats Aldi-Süd Deutschland, zitiert. Zuvor hatte sich Lidl bereits ähnlich geäußert und die hohen Lebenshaltungskosten betont.

Nach „historischen Preissenkungen“: Supermärkte ziehen nach

Was aber steckt tatsächlich hinter den „historischen Preissenkungen“, von denen Aldi und Lidl sprechen? Die Güte der Discounter-Riesen scheint es nur bedingt zu sein - stattdessen geht es wohl in erster Linie um die Vorherrschaft auf dem Markt. „Der wahre Grund ist der Kampf um die Marktanteile“, ist sich Stephan Rüschen, Lebensmittelhandelsexperte der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, gegenüber SWR3 sicher. Einen besonderen Anlass für den derzeitigen Zeitpunkt sehe Rüschen nicht. Vielmehr vermutet er einen weiteren Versuch von Lidl, Marktführer Aldi gefährlich zu werden.

Die Verbraucher jedenfalls wird es freuen. Sie profitieren von mitunter massiven Preissenkungen: Besonders Milchprodukte könnten nun dauerhaft günstiger werden. Darüber hinaus haben die jüngsten Entwicklungen auch Auswirkungen auf die übrigen Supermärkte. Nach Informationen der Bild planen Edeka, Netto, Kaufland, Rewe und Penny bereits nachzuziehen. Auch Discounter Norma vermeldete bereits die größte Preissenkung in der Unternehmensgeschichte. Nach dem Motto: Wenn einer den Anfang macht, muss auch die Konkurrenz reagieren, dürfte es schon bald zu weiteren Preisstürzen kommen. Davon profitieren derweil nicht nur Supermarktkunden: Der deutschen Wirtschaft, die noch immer unter der anhaltenden Konsumflaute leidet, dürfte es ebenso recht sein.

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