Puma-Chef: "Das schwierigste Jahr, das ich jemals erlebt habe"

Melanie Kunze

Thementeam Regionale Wirtschaft und Wohnen

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24.02.2021, 18:24 Uhr
Puma rutschte im zweiten Quartal 2020 wegen der Corona-Pandemie in die roten Zahlen. Weil die Nachfrage nach Fitness-Schuhen und Bekleidung ab Juli wieder stetig stieg, konnte das Jahr mit einem Gewinn abgeschlossen werden. Der fiel allerdings deutlich geringer aus als im Vorjahr. 

© André De Geare, NNZ Puma rutschte im zweiten Quartal 2020 wegen der Corona-Pandemie in die roten Zahlen. Weil die Nachfrage nach Fitness-Schuhen und Bekleidung ab Juli wieder stetig stieg, konnte das Jahr mit einem Gewinn abgeschlossen werden. Der fiel allerdings deutlich geringer aus als im Vorjahr. 

Zuversicht hört sich anders an. Björn Gulden präsentierte Ende Juli 2020 die Zahlen für die erste Jahreshälfte. Der Vorstandschef des Sportartikelherstellers Puma aus Herzogenaurach hatte damals wenig Erfreuliches zu berichten. Der Umsatz brach im zweiten Quartal um knapp ein Drittel ein. Das Unternehmen musste beim operativen Ergebnis einen Verlust von 115 Millionen Euro verkraften, als die erste Corona-Welle Europa und Asien mit voller Wucht traf und unaufhaltsam Richtung USA rollte. 85 Prozent des gesamten weltweiten Sport- und Modegeschäfts waren zu dem Zeitpunkt lahmgelegt. Gulden sprach von einem „verlorenen Jahr“.

Gut sechs Monate später legt der Norweger bei der Bilanz-Pressekonferenz erneut Zahlen vor – und die sind nicht nur schlecht. Im dritten und vierten Quartal stiegen die Umsätze besonders im asiatischen Raum wieder spürbar an und die Menschen deckten sich mit Freizeitkleidung wie Jogginghosen und Hoodies ein. Dennoch: „Das zweite Quartal hat alles kaputt gemacht“, so Gulden.

Die Umsätze sanken 2020 währungsbereinigt insgesamt um 1,4 Prozent auf 5,234 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente Puma nur noch 78,9 Millionen Euro, nach 264,4 Millionen Euro im Jahr 2019. Das operative Ergebnis (Ebit) halbierte sich nahezu von 440,2 Millionen auf 209,2 Millionen. Wegen des positiven Jahresergebnisses soll der Hauptversammlung im Mai eine Dividende von 0,16 Euro je Aktie vorgeschlagen werden.

Beschäftigte in Kurzarbeit

„2020 war definitiv das schwierigste Jahr, das ich jemals erlebt habe. Die Covid-19-Pandemie hat uns mit einer nie zuvor da gewesenen Situation konfrontiert“, sagt Gulden.
Auch für die weltweit rund 16 000 Beschäftigten sei es schwierig gewesen. Das Unternehmen musste für einen Teil von ihnen Kurzarbeit beantragen. Mit einer Teststrategie – bei Puma werden regelmäßig PCR- und Schnelltests angeboten – und Homeoffice sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor dem Coronavirus geschützt werden.

Eine Glaskugel hat auch bei Puma niemand. Daher fallen die Prognosen verhalten aus. Noch ist im wichtigen europäischen Markt die Hälfte aller Geschäfte geschlossen. Die Umsatzverluste können mit dem steigenden E-Commerce-Geschäft abgefedert werden. Ein vollständiger Ausgleich ist aber laut Konzern nicht möglich, auch wenn Puma seine Digitalstrategie weiter ausbaut.

Das Unternehmen mit dem Raubtier-Logo will das Kerngeschäft voranbringen und hat die weibliche Kundschaft im Fokus, die in ihrer Freizeit Yoga macht oder Fußball spielt. Bekannte Namen sollen helfen, die Pläne umzusetzen: Leichtathletin Gesa Krause testet Laufschuhe. Fitness-Influencerin Pamela Reif soll junge Sportlerinnen für die Marke gewinnen. Außerdem ist Popstar Dua Lipa die neue Markenbotschafterin.

Im Profi-Bereich will Puma in den US-Basketball einsteigen und seine Präsenz im prestigeträchtigen Fußball mit der Ausrüstung der ukrainischen Mannschaft „Schachtjor Donezk“ verstärken. In Deutschland stattet Puma bereits den Bundesligisten Borussia Dortmund aus.

Große Bühne in Tokio?

Die Auftragsbücher seien für 2021 gut gefüllt und Puma verzeichne eine hohe Nachfrage seitens der Händler und Konsumenten, so Gulden. Trotzdem werden wohl das erste und zweite Quartal von der Pandemie beeinträchtigt sein. Vieles hänge davon ab, wann wieder geöffnet werde. Der ehemalige Fußball-Profi, der in der Saison 1984/1985 für den 1. FC Nürnberg auf dem Rasen stand, rechnet ab der zweiten Jahreshälfte mit einer Entspannung und einem „moderaten“ Anstieg von Umsatz und Ertrag.

Just in die zweite Jahreshälfte fallen die Olympischen Spiele in Tokio und die Fußball-EM. Gulden geht davon aus, dass beides stattfinden wird. Puma unterstützt zahlreiche internationale Sportler – und hätte in Tokio die perfekte Bühne für seine innovativen, nachhaltig produzierten Schuhe sowie Trainingsbekleidung. Als Gulden davon berichtet, hört man seiner Stimme Zuversicht und Vorfreude an.

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