Rollt Märklin nun nach Fürth?

28.1.2013, 06:01 Uhr
Die Für­ther Simba-Dickie-Gruppe prüft, ob sie sich die Nummer eins der Modelleisenbahnbranche, Märklin, einverleiben.

© dpa Die Für­ther Simba-Dickie-Gruppe prüft, ob sie sich die Nummer eins der Modelleisenbahnbranche, Märklin, einverleiben.

Michael Sieber ist trotz des raketenhaften Aufstiegs ein zurückhaltender Mensch geblieben. In guter mittelständischer Manier ver­liert der Unternehmer über ungelegte Eier am liebsten kein Wort. Und so enttäuschte er auf der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz die ange­reisten Journalisten gleich mit seinen ersten Sätzen: „Nein, zur möglichen Märklin-Übernahme sagen wir gar nichts. Wir befinden uns mitten in der Prüfung der Bücher“, eine öffentliche Stellungnahme zu den Übernahmege­sprächen würde die Verhandlungen nur belasten. Und da Mittelständler vom Schlage Siebers ziemlich konse­quent sind, blieb es bei der Pressekon­ferenz bei Antworten zu Fragen nach der Unternehmensentwicklung — und die war 2012 spannend genug.

Die Simba-Dickie-Gruppe ist mit 4200 Beschäftigten in über 30 Län­dern rund um den Globus aktiv. Und so lassen sich die zentralen Kapitel der Weltgeschichte des vergangenen Jahres in der Bilanz des fränkischen Spielwarenherstellers ablesen. Schul­denkrise in Euroland? Weil die arm gewordenen Menschen in Südeuropa zum Überleben kein Spielzeug brau­chen, sanken die Umsätze dort teils dramatisch. In Griechenland halbier­ten sich die Erlöse, im weitaus größe­ren Markt Spanien lag der Rückgang bei 15 Prozent.

Der Aufstieg der Schwellenländer? Die Umsätze in Russland, Südame­rika und im Mittleren Osten machten die Einbrüche in Südeuropa nahezu wett. Das Erwachen des schlafenden Riesen Afrika? Die Simba-Dickie-Gruppe ist mit einer Tochtergesell­schaft in Südafrika dabei, von dort aus sollen auch die Märkte in Ländern wie Ghana, Kenia, Nigeria oder Mosambik aufgebaut werden. Und China?

Wie viele andere Unternehmen spüren die Fürther dort immer stärkeren Gegen­wind. „Wir haben sehr viel Lehrgeld bezahlt“, berichtet der Firmen­chef. Der Markt „tickt dort völlig anders“, zusätzlich gebe es immer mehr lokale Konkur­renz. Ganz zurückziehen will sich Sieber aller­dings nicht aus dem Rie­senreich, die Geschäfte würden auf sehr niedri­gem Niveau ohne Ver­luste weitergeführt. Unter dem Strich reichte es für die Gruppe 2012 zu einem Gesamt­umsatz von 615 Mio. €, das war ein minimales Minus von nicht einmal einem Prozent gegen­über dem Vorjahr.

2013 will Simba-Dickie wie­der wachsen, dann wer­den auch keine Produkti­onsausfälle in der durch die Flut zerstörten Fabrik in Thailand die Bilanz belasten. Ange­peilt sind Erlöse in Höhe von 635 Mio. €. Ausge­weitet werden sollen auch die Investitionen, und zwar auf 35 Mio. €. Knapp ein Drittel davon wird in Deutschland ausgegeben — unter anderem für die Verlagerung der Firma Schipper Arts&Crafts von Nürnberg nach Fürth.

Grenzen des Wachstums vermag der Firmenchef, der längst die nächste Generation in den Startlöchern pos­tiert hat, nicht erkennen. „Eine Milli­arde kann ich mir gut als Vision für meine Nachfolger vorstellen“, meint Sieber, „ohne Ziele wird’s ja schließ­lich langweilig.“
 
 Volle Kriegskasse

Womit wir wieder bei Märklin wären. Sieber lässt immerhin erken­nen, dass eine Firmenübernahme — ganz allgemein betrachtet — im Volu­men von 30 oder 40 Mio. € angesichts der Kapital- und Finanzstärke der Fürther „aus der Kriegskasse“ bezahlt werden könnte. Und was wird nun aus den Fragen nach der Mär­klin- Übernahme? So viel will der Mit­telständler immerhin verraten: Eine Antwort wird es frühestens Ende Feb­ruar geben.

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