Hohes Defizit erwirtschaftet

Rückzieher: Siemens Energy nimmt Windkraft-Tochter Gamesa von der Börse

Martin Damerow

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25.1.2023, 17:11 Uhr
Siemens Energy hat schon länger Probleme mit seiner Windkraft-Tochter Gamesa - dem soll nun ein Riegel vorgeschoben werden.

© Daniel Karmann/dpa Siemens Energy hat schon länger Probleme mit seiner Windkraft-Tochter Gamesa - dem soll nun ein Riegel vorgeschoben werden.

Im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung haben die Aktionäre von Siemens Gamesa Renewable Energy, S.A. (SGRE) dem Antrag zugestimmt, das Unternehmen von den spanischen Börsen zu nehmen, also ein sogenanntes Delisting durchzuführen. Der entsprechende Antrag wurde mit überwältigender Mehrheit von 98,43 Prozent der Aktionäre gebilligt, heißt es in einer Pressemitteilung. Damit das Unternehmen schlussendlich von den Börsen in Bilbao, Barcelona, Madrid und Valencia genommen werden kann, bedarf es allerdings noch der Genehmigung der spanischen Wertpapier- und Börsenaufsicht CNMV.

Christian Bruch, CEO von Siemens Energy und Non-Executive-Vorsitzender des Board of Directors von SGRE, sagte: „Die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen und der Turnaround haben bei Siemens Gamesa absolute Priorität. Jochen Eickholt und sein Team haben umfangreiche Veränderungen angestoßen und wir sehen erste positive Effekte. Der Rückzug von der Börse wird dem Unternehmen helfen, sich voll auf die Lösung der operativen Probleme zu konzentrieren. Das ist wichtig, um Siemens Gamesa wieder auf Kurs zu bringen.“

Aktien aufgekauft

Das Delisting ist die Folge eines freiwilligen Barangebots von Siemens Energy: Den Minderheitsaktionären von SGRE wurden 18,05 Euro pro Aktie in bar angeboten. Am Ende der Annahmefrist, die vom 8. November 2022 bis zum 13. Dezember 2022 lief, lag der Gesamtanteil von Siemens Energy an SGRE bei 92,72 Prozent. Das Unternehmen hat durchblicken lassen, auch die restlichen ausstehenden Aktien noch aufkaufen zu wollen.

SGRE wird nach der Genehmigung durch die CNMV voraussichtlich innerhalb des nächsten Monats von den spanischen Börsen genommen. Ist dieser Schritt vollzogen, soll die Führung des Unternehmens auf drei Direktoren verkleinert werden, wobei Jochen Eickholt weiter CEO bleiben wird, wie das Portal finanzen.net erfahren haben will.

"Das Ganze ist letztlich ein dringend notwendiger Schritt, um Ruhe in das Unternehmen zu bringen. Wer nicht an der Börse notiert ist, kann sich weitaus mehr ums Kerngeschäft kümmern", erläutert Pressesprecher Tim Proll-Gerwe gegenüber unserem Medienhaus. So fallen für nicht-börsennotierte Firmen zum Beispiel eine ganze Reihe von Berichtspflichten weg.

Dass Gamesa offenbar von Siemens Energy komplett unter seine Fittiche genommen und in den Konzern integriert werden soll, dürfte den Siemens-Vorstandvorsitzenden Roland Busch deutlich ruhiger schlafen lassen. Das im Baskenland angesiedelte Windkraft-Unternehmen gilt als hochdefizitär und hatte die Münchner Konzernmutter immer wieder mit Gewinnwarnungen konfrontiert und zu einem raschen Eingreifen gezwungen.

Erst letzte Woche hatte Gamesa eine Einmalbelastung in Höhe von 472 Millionen Euro verkündet - offenbar, um das Risiko vermehrt auftretender Garantiefälle in den kommenden Jahren aufzufangen. Siemens-Energy-Chef Christian Bruch will Gamesa vollständig integrieren und verspricht sich durch diesen Schritt Kosteneinsparungen von jährlich bis zu 300 Millionen Euro, heißt es.

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