Warnung vor Debatten wie 2015

Sind Ukraine-Flüchtlinge Fachkräfte? Arbeitsagentur-Chef nennt Frage "unangemessen"

Manuel Kugler

Redaktion Politik und Wirtschaft

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2.3.2022, 15:32 Uhr
Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine verlassen einen Zug im tschechischen Ostrava. 

© Petr Sznapka via www.imago-images.de, imago images/CTK Photo Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine verlassen einen Zug im tschechischen Ostrava. 

Deutschlands Arbeitsagenturen und Jobcenter stellen sich auf die Ankunft ukrainischer Kriegsvertriebener ein - und können dabei auf die Erfahrungen der Flüchtlingskrise 2015 bauen. "Wir sind für den Fall der Fälle gut aufgestellt", sagt Detlef Scheele, Chef der Bundesagentur für Arbeit. Offen ist derzeit aber noch, welche Unterstützung die Geflüchteten in Deutschland erhalten sollen. Zur Debatte steht, ob sie erst Asylbewerberleistungen oder gleich Hartz IV bekommen.

"Zuallererst eine humanitäre Frage"

Gleichzeitig warnte Scheele davor, eine Nützlichkeitsdiskussion wie 2015 zu führen. Es sei "unangemessen" nun die Frage zu stellen, ob es sich bei den Menschen um Fachkräfte handele oder nicht. "Das ist jetzt zuallererst eine humanitäre Frage, alle anderen Fragen stellen sich erst danach." Zumal erst sehr wenige Ukrainerinnen und Ukrainer in Deutschland seien - und offen sei, ob sie überhaupt für längere Zeit blieben.

Die Bundesagentur geht indes nicht davon aus, dass die Folgen des Krieges Deutschlands Wirtschaft nachhaltig schädigen. Russland sei nur auf Platz 14 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands, das auf dem Spiel stehende Handelsvolumen somit beherrschbar. "Einzelne Industriezweige werden aber betroffen sein", sagt Scheele mit Blick auf Russlands Rolle als Rohstofflieferant für die deutsche Industrie. Den betroffenen Firmen "können wir mit Kurzarbeiter-Geld helfen", so der Behördenchef.

Die Ukraine-Krise trifft den Arbeitsmarkt ohnehin in robuster Verfassung - die Folgen der Pandemie sind den Zahlen nach fast vollständig überwunden. Im Februar waren bundesweit 2,428 Millionen Menschen arbeitslos. Zum Vergleich: Im Februar 2020, vor dem ersten Lockdown, waren es 2,396 Millionen.

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