Sparda-Bank Nürnberg führt Gebühren fürs Girokonto ein

23.10.2020, 06:00 Uhr
Die Sparda-Bank Nürnberg folgt mit ihrem Schritt vielen anderen Geldhäusern.

© Ralf Rödel Die Sparda-Bank Nürnberg folgt mit ihrem Schritt vielen anderen Geldhäusern.

Die Sparda-Bank hat zwei Girokonto-Modelle im Portfolio. Das weiterhin gebührenfreie Jugendgirokonto "Sparda Young+" ist für Mitglieder bis 26 Jahre. Für das reguläre Girokonto werden ab 2021 monatlich fünf Euro fällig. "Diese Entscheidung schmerzt uns und wir haben damit so lange wie möglich gewartet", sagt Schindler und versichert, dass es ihm nicht um Gewinnmaximierung gehe, sondern "um eine sichere Zukunft im Interesse der Mitglieder".

Das ab Januar eingeführte Gebührenmodell ist für alle Kunden gleich – es gibt beispielsweise keine Befreiung, wenn ein bestimmter Betrag monatlich auf dem Girokonto eingeht. Unerheblich ist auch, ob ein Kunde Online-Banking bevorzugt oder nicht. Die Bankcard ist in der Gebühr enthalten.

Politik des billigen Geldes

"Als Privatkundenbank leben wir in erheblichem Umfang vom Zinsgeschäft", begründet Schindler die Entscheidung. Dieses Geschäft schrumpfte in den vergangenen Jahren. Die Politik des billigen Geldes, die die Europäischen Zentralbank zur Belebung der Konjunktur fährt, hat dazu geführt, dass viele Kreditinstitute an der Gebührenschraube drehen, während sie noch vor zehn Jahren mit kostenlosen Konten und Prämien warben.

Banken oder Sparkassen vergeben das Geld, das Kunden auf ihre Konten einzahlen, nicht vollumfänglich als Kredit. Ein Teil der Einlagen legen sie bei der Europäischen Zentralbank an – und müssen dafür momentan Minuszinsen von 0,5 Prozent zahlen.

Laut Bankenverband kosteten die Minuszinsen die Banken allein im vergangenen Jahr Milliarden Euro. Weitergereicht wurden die Kosten nicht selten in Form von Gebühren auf diverse Serviceleistungen wie Papierüberweisung oder Abhebegebühren am Geldautomaten - oder der Einführung von neuen Girokontomodellen.

Im Schnitt 72 Euro im Jahr

Durchschnittlich kostet ein Girokonto 72 Euro im Jahr. Das ergab eine Überprüfung des Vergleichsportals Biallo. Dort gibt es eine Übersicht aller Anbieter. Verbraucherschützer weisen darauf hin, dass der Preis nicht das einzige Entscheidungskriterium sein sollte, wenn man überlegt, wo man ein Girokonto eröffnen möchte.

Wichtig seien auch Filialstrukturen oder besondere Serviceleistungen wie eine Kreditkarte, die es ermöglicht, im Ausland kostenlos Geld am Automaten abzuheben. Und: Entscheidend kann auch sein, wie sich ein Kreditinstitut vor Ort präsentiert, ob man unter Umständen einen persönlichen Bezug dazu hat. Viele sponsern Sportvereine oder loben Kunstpreise aus. Das positive Image kann Kunden langfristig binden, auch wenn die Gebühren steigen.

Die Sparda-Bank Nürnberg, 1930 von Eisenbahnern als Reichsbahn-, Spar- und Darlehenskasse gegründet, ist ein Institut, das sozial engagiert ist. "Wir möchten dem genossenschaftlichen Wertekodex auch in Zukunft treu bleiben", sagt Stefan Schindler und nennt als Beispiel Projekte rund um bezahlbaren Wohnraum.

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