Bio-Gate auf Wachstumskurs

Spray gegen Coronaviren: Nürnberger Firma ist gefragt wie nie

2.7.2021, 05:55 Uhr
In Nürnberg, Fürth und immer mehr Städten werden die öffentlichen Verkehrsmittel mit einem Imprägnierspray gegen Coronaviren behandelt.

© Bio-Gate, NZ In Nürnberg, Fürth und immer mehr Städten werden die öffentlichen Verkehrsmittel mit einem Imprägnierspray gegen Coronaviren behandelt.

Die Pandemie hat viele Branchen und Betriebe hart getroffen. Doch es gibt auch Gewinner der Coronakrise. Die Nürnberger Firma Bio-Gate zählt dazu, denn sie kann Produkte anbieten, die plötzlich stark gefragt sind. Zum Beispiel Handgels oder Sprays zum Desinfizieren von Oberflächen. Mit einer Technologie, die Viren zerstört – nicht nur Grippeviren, sondern auch Coronaviren.

Die Nürnberger VAG nutzt seit Oktober 2020 Sprays von Bio-Gate für ihre Fahrzeuge, kurz darauf folgte der Auftrag für die öffentlichen Verkehrsmittel in Fürth. "Auch Innsbruck verwendet inzwischen unser Spray für die öffentlichen Verkehrsmittel", berichtet Vorstand Marc Loret-Grau, "und wir sind mit weiteren Städten in Nordrhein-Westfalen im Gespräch."

Auch Kinos in Asien sind Kunden

Diverse Arztpraxen und das Nürnberg Stift sind neue Kunden, und es werden wohl noch mehr hinzukommen. "In Zusammenhang mit den sukzessiven Öffnungen kommen außerdem viele Anfragen aus weiteren Bereichen wie Kinos, Festspiele und Tourismus", berichtet Lloret-Grau. In mehreren asiatischen Städten wird das Spray aus Nürnberg bereits in Kinos angewendet.

Coronaviren können Studien zufolge auf der menschlichen Haut bis zu neun Stunden überleben, auf Oberflächen teilweise auch mehrere Tage. Das Imprägnierspray deaktiviert Grippe- und Coronaviren, indem Silberionen ihre Hülle zerstören. "Gängige Mittel zur Desinfizierung wirken nur kurzfristig, nach wenigen Minuten können schon wieder Keime auf den Oberflächen landen", erklärt Lloret-Grau. Thomas Konradt, Vorstand des Business Development, ergänzt: "Wir haben für die VAG ein Monitoring mit Stichproben und Laboranalysen durchgeführt. Darin zeigte sich eine Wirksamkeit von bis zu drei Wochen."

Im Verlauf der Pandemie hat es sich allerdings erwiesen, dass Coronaviren vor allem durch Aerosole in der Luft übertragen werden – während kontaminierte Gegenstände und Oberflächen offenbar keine große Rolle spielen. Die Nachfrage nach Imprägniersprays ist aber weiterhin hoch: "Die Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Hygiene ist da und bleibt nachhaltig. Auch Unternehmen machen sich mehr Gedanken darüber, welche Schutzmaßnahmen sie ergreifen und wie wirksam sie sind", sagt Konradt.

Keine Nanopartikel

"Unsere Silberionentechnologie enthält keine Nanopartikel oder chemische Substanzen", betont Lloret-Grau. "Seit Jahren ist unsere Technologie sicher und erfolgreich im medizinischen Bereich, in der Wundbehandlung oder bei Implantaten." Die Bio-Gate AG entstand im Jahr 2000 als Ausgründung aus der Kinder- und Jugendklinik der Universität Erlangen-Nürnberg.

In der Medizintechik fertigt sie unter anderem antibakterielle Beschichtungen für Implantate, aktuell befindet sie sich gerade gemeinsam mit dem Implantate-Hersteller Aeskulap im Zulassungsprozess für die Beschichtung von Hüft- und Knieimplantaten. "Wir arbeiten mit verschiedenen Herstellern zusammen", sagt Lloret-Grau. "Und wir machen auch Einzelfall-Beschichtungen in der Zusammenarbeit mit verschieden Kliniken." Ein weiteres großes Geschäftsfeld ist die Tiermedizin, da geht es zum Beispiel um die Beschichtung von Knochenplatten für Frakturen bei Hunden.

Wachstumsmarkt Cannabis

Erst vor wenigen Tagen hat Bio-Gate den Eintritt in einen neuen Wachstumsmarkt besiegelt: Cannabis. Natürlich geht es nicht um Rauschmittel – sondern um Wirkkosmetik und hautmedizinische Produkte. In einer Kooperation mit dem kanadischen Unternehmen Avicanna soll die entzündungshemmende Wirkung des Hanfbestandteils Cannabidiol (CBD) mit der antimikrobiellen Silberionentechnologie aus Nürnberg kombiniert werden.

Das Geschäftsjahr 2020 war für Bio-Gate sehr erfolgreich, der Umsatz stieg um 47 Prozent. Das lag Lloret-Grau zufolge aber nicht allein am Coronavirus, sondern vor allem an Projekten und Maßnahmen, die schon davor eingeleitet wurden. "Aber die Pandemie bringt zusätzliches Hygienebewusstsein und unsere Produkte sind gefragt, das hilft uns natürlich sehr beim Wachstum, national und international." Im laufenden Jahr sieht er das Unternehmen auf einem guten Weg, das Ergebnis zu verbessern und weiter zu wachsen. Im Herbst 2020 hatte Bio-Gate 30 Mitarbeiter, inzwischen sind es 35. "Wir sind aktuell auf der Suche und werden noch weitere Mitarbeiter einstellen", sagt lloret-Grau.

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