VR-Bank Nürnberg: Viele Kunden setzen Kredit-Tilgungen aus

29.3.2021, 15:09 Uhr
Die Nürnberger VR-Bank konnte ihre Bilanzsumme um 9,4 Prozent steigern.

© Martin Schutt, NZ Die Nürnberger VR-Bank konnte ihre Bilanzsumme um 9,4 Prozent steigern.

Trotz Pandemie und Niedrigzinsen: Der Vorstand der VR-Bank Nürnberg zeigt sich zufrieden über das Geschäftsjahr 2020. Wie bei den Sparkassen wuchsen auch bei der Genossenschaftsbank die Kundeneinlagen und vergebenen Kredite an. "Das betreute Kundenvolumen stieg um sieben Prozent auf über 3,3 Milliarden Euro. Die Kreditnachfrage unserer Privat- und Firmenkunden nahm insgesamt um 84,4 Millionen Euro zu. Ein Schwerpunkt ist dabei seit Jahren die Wohnbaufinanzierung", berichtet Vorstandsvorsitzender Dirk Helmbrecht.

Bei den Krediten ging es auch darum, den Unternehmen zu garantieren, dass sie ihre laufenden Kosten decken können. Zu Beginn der Corona-Krise sind 500 Anfragen eingetroffen, die Genossenschaftsbank hat dafür sogar ihre Kredit-Teams aufgestockt. "Kurioserweise sind die Anträge aber bei den neuen Wellen nicht weiter gestiegen", sagt Helmbrecht auf Nachfrage.

Momentan gebe es starke Tilgungsaussetzungen, aber keine erhöhten Kreditausfälle, was auch zur Verwunderung führte. "Natürlich haben wir aber auch Bedenken, wenn sich das noch über Monate hinzieht, dass es eine stärkere Entwicklung geben wird. Auch bei den Privatkunden, weil das Kurzarbeitergeld irgendwann auslaufen wird", meint der Vorstandsvorsitzende.

Privatkunden zahlen keine Negativzinsen

Unterm Strich lag die Bilanzsumme der Nürnberger VR-Bank im vergangenen Jahr bei 1,612 Milliarden Euro, das entspricht einem Plus von 138 Millionen Euro im Vergleich zu 2019. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) wirke sich aber zunehmend belastend aus. So verringerte sich das Betriebsergebnis von 12 Millionen auf 10,8 Millionen Euro, was laut Vorstand jedoch zu erwarten war. Angesichts des Konjunktureinbruchs am Wirtschaftsstandort Deutschland und damit auch in der Metropolregion Nürnberg sei man damit sehr zufrieden.

Anders als bei anderen Banken haben Privatkunden den Vorteil, dass die VR-Bank die Negativzinsen noch nicht an diese weitergibt, gleichwohl es momentan durch den Konsumstau zu anwachsenden Geldbeträgen auf den Konten kommt, welche die Banken Gebühren kosten. "Nur Firmenkunden und private Neukonten ab 100.000 Euro sind von Negativzinsen betroffen. Die Kontoführungsgebühren sind seit Jahren stabil", erklärt Helmbrecht. Die weitere Entwicklung sei abhängig von der EZB-Politik und den großen Konkurrenten in der Branche.

Fusion aufgrund des Strukturwandels in der Bankenwelt

Zur Stabilisierung der Ertragslage investiert die Bank schon seit Jahren in Gewerbe-, Büro- und Wohnimmobilien, um Mieterträge zu erzielen. Im Geschäftsjahr 2020 konnte der Bestand eigener Gebäude um etwa 15 Millionen Euro auf 49 Millionen ausgebaut werden. Zudem wurde Geld in mobile Arbeitsplätze und Videokonferenzsysteme investiert, um die Digitalisierung voranzutreiben.


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Die Personalzahlen bei der Nürnberger Genossenschaftsbank blieben - anders als in der Branche üblich - stabil und stiegen von 266 auf 269 Mitarbeiter sogar leicht an. Wie sich diese Zahlen bei der geplanten Fusion mit der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach eG und der VR meine Bank eG Neustadt Aisch/Bad Windsheim entwickeln, ist noch ungewiss. Fusionsbedingte Kündigungen soll es nicht geben.

Der Zusammenschluss der drei etwa gleich großen Genossenschaften sei nötig, um beim Strukturwandel in der Branche wie Digitalisierung und verändertes Nachfrageverhalten der Kunden mithalten zu können. Der Zusammenschluss soll langfristig Wettbewerbsfähigkeit und genossenschaftliche Identität sichern. Details dazu geben die Banken erst Mitte Mai bekannt.