Welche Öko-Siegel für Verbraucher wichtig sind

19.2.2011, 00:00 Uhr
Welche Öko-Siegel für Verbraucher wichtig sind

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Ja, ist denen denn noch zu helfen? Bioland, Biokreis und BioBio, Naturkind, Naturland und nur natur, Sonnentor und Grünes Land: Mit dem Ausbrüten von Bio-Gütesiegeln dürfte sich im Auftrag der Lebensmittel-Hersteller bereits ein ganzes Heer an Marketing-Agenturen den Jahresumsatz gesichert haben — so viele Signets gibt es. Nicht weniger als 32 zählt die Internetseite www.label-online.de aktuell — runde wie eckige, ausgefeilte wie schlichte. Wer bitte soll da noch durchblicken?

Der Wildwuchs kommt nicht von ungefähr. Ein neuer Gast hat Platz genommen an den Tischen vieler Menschen: das Gewissen. Bei immer mehr Verbrauchern essen nicht mehr nur Auge, Nase und Geschmacksknospen mit. Sie wollen auch wissen, wo das Brot, das Steak auf ihrem Teller herkommt, ob das Schwein ohne Qualen geschlachtet, das Korn ohne bodenvergiftenden Dünger angebaut wurde.

Bio-Produkte machen auch dieses Gewissen satt: Damit lässt sich Geld verdienen. Das hat dazu geführt, dass sich das Angebot vermehrt hat wie einst die Kaninchen im australischen Busch — in Allianz eben mit der Gütesiegel-Explosion.

Die Mutter aller Erkennungsmarken ist das staatliche Bio-Label: ein grünes Sechseck mit der Inschrift „Bio nach EG-Öko-Verordnung“. Ende 2010 prangte es auf stolzen 61744 Produkten. Wie seine jüngere Schwester, das EG-Bio-Siegel — zwölf Sterne, die vor einem hellgrünen Hintergrund den Umriss eines Blattes bilden —, garantiert es, dass die entsprechende Ware konform zu den Regeln eben der EG-Öko-Verordnung hergestellt wurde.

Konkret heißt das unter anderem, dass solche Lebensmittel zu mindestens 95 Prozent aus ökologischem Landbau stammen. Einige Stoffe wie Wasser, Salz und Hefe werden allerdings nicht mitgerechnet. „Das ist der Mindeststandard für Bio-Produkte“, erklärt Ökotrophologin Gabriele Semmler von der Verbraucherzentrale Nürnberg. Da die Hersteller wenigstens einmal pro Jahr kontrolliert würden, könnten sich Käufer so relativ sicher sein, dass tatsächlich Bio drin ist, wo Bio draufsteht.

„Wem die Anforderungen der EG-Öko-Verordnung aber nicht reichen, der kann sich nach den Zeichen der Öko-Anbauverbände umsehen“, rät Semmler. In mittelfränkischen Regalen recht häufig anzutreffen sind zum Beispiel Bioland und Demeter. Von den zu Beginn genannten Marken gehören auch Biokreis, Naturland, nur natur und Sonnentor dazu. Diese schreiben ihren Mitgliedern noch strengere Regeln vor. So muss oft ein bestimmter Anteil der Futtermittel vom gleichen Bio-Hof kommen.

Je strenger, desto teurer

Dieses „Noch-mehr-Öko“ schlägt sich freilich auch im Preis noch stärker nieder. „Jeder Verbraucher muss für sich entscheiden, ob ihm das wert ist“, sagt Semmler. Doch selbst, wer nur Produkte nach dem EG-Mindeststandard kauft, tue schon etwas für eine nachhaltigere Landwirtschaft und das Leben von Tieren.

Neben dem staatlichen/europäischen Siegel und den Labeln der Anbauverbände gibt es zudem eine dritte Gruppe von Kennzeichen: die der Handelsketten. BioBio (Netto), Naturkind (Tengelmann) und Grünes Land (Metro-Gruppe) sind Beispiele dafür. „Diese Label sind nicht zu verwechseln mit denen der Anbauverbände“, betont Semmler. Denn anders als Letztere gingen die Eigenmarken oft nicht oder kaum über die Mindestanforderungen der EG-Öko-Verordnung hinaus.

Wie von Zauberhand gut werde durch die Vorsilbe Bio ohnehin nicht alles, dämpft die Ökotrophologin noch ein wenig das Hochgefühl der Öko-Käufer. Erdbeeren etwa könnten noch so bio sein: Werden sie aus Argentinien eingeführt, sei schon fraglich, ob die Ursprungsidee nicht ein Stück weit ad absurdum geführt wird.

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