Werkschließung? Brose-Chef droht Coburger Mitarbeitern

2.8.2018, 19:58 Uhr
Werkschließung? Brose-Chef droht Coburger Mitarbeitern

© Foto: Hans-Martin Issler/Zink

Werdet sofort gesünder - oder ihr braucht bald gar nicht mehr zu kommen: So lässt sich die Botschaft zusammenfassen, die Michael Stoschek den Brose-Beschäftigten im Werk Coburg auf der jüngsten Betriebsversammlung servierte. Die Produktionskosten, der Krankenstand von durchschnittlich 26 Arbeitstagen: Beides ist aus Sicht des Vorsitzender der Gesellschafterversammlung im Stammwerk des Kfz-Zulieferers zu hoch. Das müsse sich rasch ändern. Sonst könne man die Fertigung auch in die Slowakei vergeben.

Ein Brose-Sprecher bekräftigte gegenüber dem BR: "Bis Ende des Jahres müssen verbindliche Vereinbarungen mit dem Betriebsrat beziehungsweise mit der Belegschaft getroffen sein." Wenn dies nicht gelinge, dann sei eine Verlagerung unvermeidlich. Das Unternehmen hoffe, dass es so nicht komme. In der Produktion zählt Brose in Coburg rund 1500 Stellen.

"Es ist ungeheuerlich"

"Es ist ungeheuerlich, wegen eines hohen Krankenstands mit einer Werkschließung zu drohen", schimpft Jürgen Apfel, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Coburg. Brose solle sich lieber fragen, woher der hohe Krankenstand komme. "Die Erfahrung zeigt, dass der Krankenstand dort besonders hoch ist, wo die Arbeitsbedingungen besonders schlecht sind."

Brose-Insider überrascht der Auftritt des Firmen-Patriarchen auf der Betriebsversammlung nicht. Von einem "echten Stoschek" ist die Rede. Dieser gilt in der Tat nicht eben als konfliktscheu und habe auch früher bereits Beschäftigte vor die Wahl gestellt, entweder einen persönlichen Beitrag zur Kostensenkung zu leisten - oder alternativ noch Schlimmeres erwarten zu müssen.

Durchaus mit Erfolg. Dabei nutzt Stoschek aus, dass das Werk Coburg - genau wie Bamberg - seit Jahren nicht mehr tarifgebunden ist und die lokalen Betriebsräte wenig Einfluss ausüben. Zugleich ist es Stoschek gelungen, ein ausgeprägtes Wir-Gefühl unter den Brosianern zu entwickeln.

So äußerten gestern einige Beschäftigte weniger Unmut über die Drohung von Stoschek als vielmehr Ärger darüber, dass diese nach außen gedrungen ist - und es jetzt negative Schlagzeilen über "ihr" Unternehmen gebe.

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