Engagiert im Dorf

"Dietfurt hilft": Pfarrhaus ist nun Unterkunft für Ukrainer

Lidia Piechulek

E-Mail zur Autorenseite

3.5.2022, 06:00 Uhr
Hier versammeln sich einige Helfer im Dorf, die das Pfarrhaus eingerichtet haben und sich nun um die Flüchtlinge kümmern.

© Hubert Stanka, NN Hier versammeln sich einige Helfer im Dorf, die das Pfarrhaus eingerichtet haben und sich nun um die Flüchtlinge kümmern.

Als der Krieg begann und sich abzeichnete, dass Millionen von Menschen aus ihrem Land flüchten werden, kam etlichen Menschen in Dietfurt gleichzeitig in den Sinn: Wir haben doch ein schönes Pfarrhaus und keinen Pfarrer mehr, der darin wohnt. Warum können wir dort nicht Flüchtlingen eine Bleibe in Sicherheit schaffen?

Ehrenamtliche richteten Wohnung ein

Aus der Idee wurde Realität. Nachdem die kirchenrechtlichen Hürden überwunden waren und die Kirchengemeinde erklärte, die Idee mitzutragen, machte sich das Dorf auf, die großzügige Pfarrwohnung einzurichten.

Das Mobiliar wurde in Dietfurt über Spenden finanziert.

Das Mobiliar wurde in Dietfurt über Spenden finanziert. © Hubert Stanka, NN

Es fand sich schnell eine vielköpfige Helfergruppe zusammen, die über eine Whatsapp-Gruppe alle nötigen Dinge organisierte und in mehreren Arbeitseinsätzen Möbel organisierte, aufbaute und putzte. Innerhalb von gut zwei Wochen wurde die Wohnung mithilfe von Spenden komplett eingerichtet.

Am Mittwoch war es nun so weit und sieben Personen, die übergangsweise in Pappenheim untergebracht worden waren, zogen ein.

Das war erst der Anfang

Derweil ist allen Helfern im Dorf klar: Dies war nur der Anfang der Hilfsaktion. Bereits seit gut zwei Wochen werden eine junge Mutter aus der Ostukraine mit ihrem kleinen Sohn sowie eine weitere junge Frau aus Mariupol privat betreut, die ebenfalls in privater Initiative von der ukrainischen Grenze abgeholt worden waren.

Es gibt also bereits eine Ahnung von dem, was nun an Hilfsleistungen ansteht: Behördengänge, Arztbesuche, Kinderbetreuung, Integrationskurse und vieles mehr. All das will nachhaltig organisiert sein – auch für die sieben neuen Dietfurter.

Bei einem sind sich alle einig: Man muss den Menschen Zeit lassen. In ihrem Herkunftsland haben diese Menschen Traumatisches erfahren. Psychologische Betreuung kann das Dorf nur insoweit anbieten, als dass man den Angekommenen eben diese Zeit gibt, sowie Mitgefühl und ein möglichst großes Sicherheitsgefühl.

Mit vereinten Kräften hat man das Pfarrhaus so hergerichtet, dass dort nun Geflüchtete wohnen können.

Mit vereinten Kräften hat man das Pfarrhaus so hergerichtet, dass dort nun Geflüchtete wohnen können. © Hubert Stanka, NN

Beim letzten Treffen des Helferkreises war man sich einig, dass es für die Betreuung mehrere Gruppen geben müsse, die sich jeweils einem speziellen Thema widmen werden. Mittlerweile hat sich ein Netzwerk aufgebaut, in dem sich auch erfahrene Mitstreiter aus den Nachbarstädten engagieren. Es gibt ständigen Erfahrungsaustausch und gegenseitige Hilfe.

Insgesamt leben nun also zehn ukrainische Geflüchtete in dem 400-Seelen-Dorf. Man ist sich einig, dass man diese Zahl an Neubürgern sicher gut integrieren kann. Für die kommenden Aufgaben ist man aber auf Spenden angewiesen.

Dafür gibt es zwei Anlaufstellen: den Dorfverein Dietfurt (IBAN DE08 7606 9468 0004 5692 37), der Spenden für die Geflüchteten vor Ort sowie Unterstützungsfahrten annimmt sowie die evangelische Kirchengemeinde Dietfurt (IBAN DE86 7645 0000 0220 5566 17) zur Unterstützung der Bewohner des Pfarrhauses. Bei Spenden sollte jeweils das Stichwort "Ukraine" mit angegeben werden. Spendenquittungen können auf Wunsch ausgestellt werden.

Verwandte Themen


Keine Kommentare