Das Alte Schloss in Höfles

5.1.2013, 10:00 Uhr
Das Alte Schloss in Höfles

© Hermann Rusam

Der Ortsname lautete damals Houelines, was soviel wie „kleiner Hof“ bedeutet. 1425 verkaufte der Markgraf Friedrich I. von Brandenburg, ein Nachkomme der Nürnberger Burggrafen, die Ortschaft an die Reichsstadt Nürnberg. In einem Ortschaftenverzeichnis von 1856 wurde Höfles dann beschrieben als „Dorf mit 22 Häusern, 31 Familien, 150 Seelen, 1 Wirth, 1 Schneider“.

Die Eingemeindung nach Nürnberg erfolgte am 1. April 1928. Höfles ist ein typisches Knoblauchsländer Gemüsebauerndorf. Gab es 1955 noch 22 landwirtschaftliche Betriebe, so ist, dem allgemeinem Trend folgend, ihre Zahl inzwischen auf unter zehn gesunken.

Stattlich, aber kein Herrensitz

Das stattlichste Gebäude des Orts ist ohne Zweifel die Gastwirtschaft. Obwohl ihr Name „Altes Schloss“ eine weit in das Mittelalter zurückreichende Geschichte vermuten lässt, ist sie in Wahrheit doch jüngeren Datums. Das Schlösschen in der Höfleser Hauptstraße 74 ist das jüngste aller Knoblauchsländer Sitze. Streng genommen dürften wir es auch nicht zu den Herrensitzen zählen, den mit einem Herrensitz waren stets grundherrschaftliche Rechte verbunden. Das Schlösschen in Höfles war aber kein solches Herrenhaus, sondern nur das – freilich außergewöhnlich stattliche – Wohnhaus einer reichen Nürnberger Bürgerin.

Akten des Staatsarchivs geben uns Auskunft über die Entstehung des Schlösschens und die etwas eigenartigen, fast schon amüsanten Probleme, die dabei auftraten. 1759 kaufte die Witwe des Nürnberger Kaufmanns Daniel Scheller einen dem Amt und Gericht zu Wöhrd erbzinslehnbaren Halbhof. Da sich die Gebäude des Anwesens ein einem sehr „bußwürdigen“ Zustand befand, trug sie sich mit dem Gedanken, ein neues Wohnhaus erbauen zu lassen.

„Die schaut mir ins Schlafzimmer“

Das Alte Schloss in Höfles

© Hermann Rusam

Das Bauvorhaben führte aber bald zu Differenzen zwischen der Marktadjunktswitwe Margaretha Felicitas Schellerin und dem Waldamt Sebaldi. Langjährige Auseinandersetzungen mit dem Bauern Rottner, er war der Besitzer des Nachbaranwesens, traten hinzu. Denn der Bauer beschwerte sich bitterlich darüber, dass ihm „Licht und Luft in seinen Hof verbaut“ und ihm „die Sicht von seiner Wohnstube auf die Dorfstraße versperrt“ würde. Schließlich brachte er gar vor, dass die Schellerin von ihrem neuen Zimmerfenster aus in sein Schlafzimmer schauen könne.

Das letztgenannte Argument wurde freilich von der streitbaren Witwe mit dem Gegenargument hinweg gefegt, sie selbst „wünsche sich fürwahr eine bessere Aussicht als gerade die in ihres Nachbarn Schlafzimmer“. Drei Jahre dauerte es, bis der Streit endlich beigelegt werden konnte. Dem Nachbarn Rottner war es gelungen, für sich die stattliche Entschädigungssumme von 200 Gulden herauszuschlagen. 1762 entstand ein gediegener Sandsteinbau mit zwei Geschossen und einem hohen Volutengiebel. Obwohl das Bauwerk fast schon städtischen Charakter trägt, fügt es sich harmonisch in die Giebelreihe der Dorfstraße ein. Bis 1810 blieb das Anwesen im Besitz der Nürnberger Kaufmannsfamilie Scheller. Heute gehört die Wirtschaft Herrn Behringer, der auch als Besitzer des Bratwursthäusleins neben der Sebalduskirche bekannt ist.

In den Hof gelangte man durch ein prächtiges Einfahrtstor mit zwei hohen Sandsteinpfeilern, die von Kugeln bekrönt werden. Direkt neben dem Einfahrtstor stehen noch die etwas heruntergekommenen Reste eines ehemaligen Gartenhäuschens, des sogenannten Lusthäusleins, wie es in alten Belegen hieß. Der stattliche Barockbau beherbergt heute die weit über das Knoblauchsland bekannte Gastwirtschaft „Zum Alten Schloss“. Der historische Gasthof wirbt um Gäste mit einer „liebevoll zubereiteten fränkischen Küche, gepaart mit neuen und frischen Ideen“.

Es mag überraschen, dass sich gerade in dem Schlösschen zwei Mal im Monat in der Halle im Obergeschoss die Damen der „Frieden-Rebekka-Loge“ treffen. Diese Loge ist die weibliche Freimaurergruppe der „Odd Fellows“, die 1819 von dem Engländer Thomas Wildey in Washington gegründet worden war. Bei offiziellen Ordenssitzungen, bei denen nur die Mitglieder zugelassen sind, treten die „Schwestern“ in schwarzer Kleidung auf. Sie tragen zudem Handschuhe und Schärpen. So strahlen sie auch in unserer Zeit eine elitäre Atmosphäre aus, wie sie in reichsstädtischer Zeit bei den Schlossbesitzern selbstverständlich gepflegt wurde.
 

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