Kalchreuther Felsenkeller feiert Jubiläum

12.1.2015, 18:00 Uhr
Kalchreuther Felsenkeller feiert Jubiläum

© Ernst Bayerlein

Die Überschrift über dem Kellereingang bezeugt, dass im Jahre 1865 der Gutsbesitzer, Gastwirt und Bierbrauer Philipp Friedrich Eckart den Kellereingang mit Mauerwerk verlängern ließ — und vielleicht auch ein Kellerhäuschen darüber gebaut wurde. Ein altes Eisentor zum eigentlichen Keller ist noch nach fünf Metern zu sehen.

Wann der Keller entstanden ist, darüber gibt es keine weiteren Hinweise. Bestimmt ist der Keller aber im Zusammenhang mit der ehemaligen Brauerei zu sehen, die etwa drei Jahrhunderte lang in Kalchreuth dem heutigen Anwesen, dem Gasthaus und der Metzgerei Sußner in der Erlanger Straße Nr. 1, gehörte.

Aufgrund von Daten aus den Kirchenbüchern wird schon um 1594 ein Cunz (Conrad) Kracker als Wirt und markgräflicher Vogt erwähnt, ihm folgte 1611 Georg Kracker als Wirt und Vogt nach und 1641 der Sohn Thomas Kracker. Dieser baute das im 30-jährigen Krieg niedergebrannte Anwesen neben dem Schlossplatz wieder auf und war auch Gotteshauspfleger.

Er hatte früh lesen und schreiben gelernt und schrieb 1687 seine Lebenserinnerungen, vor allem über die schlimmen Leidenszeiten im Krieg, nieder. Er war drei Mal verheiratet und hatte aus zwei Ehen insgesamt zehn Kinder. 1689 übernahm der Sohn Hans Ulrich Kracker das Anwesen, weiter folgten Johann Kracker und Johann Ulrich Kracker.

Nach der alten Chronik von Wilhelm Held wird in einem Aktenstück des Waldamtes Sebaldi im Jahr 1680 auch eine Brauerei als „eingeforstet“ erwähnt. Im Jahre 1780 wurde ein neues größeres Brauhaus errichtet, und um 1800 wurden von dieser Brauerei aus mehrere Wirtschaften in der Umgebung mit Bier beliefert. Erstmals ist auch ein Felsenkeller erwähnt, das Bier wurde dort in den Sommer hinein kühl gelagert.

Nach der Familie Kracker kam 1772 Johann Simon Eckart, angehender Wirt und Bierbrauer, er hatte die Witwe Anna Sabina Kracker geheiratet, es folgten dann weitere Söhne bis Philipp Friedrich Eckart im Jahre 1864. Dieser hatte das Anwesen für 30.800 Gulden übernommen und 1894 an Wilhelm Schnaittacher, Kaufmann in Forth, für 77.000 Mark verkauft.

Zwei Jahre später, mit Brief vom 25. Februar 1896, kaufte Christoph Müller aus Käswasser dann das Anwesen für 14.500 Mark, ausschließlich der zum Abbruch bestimmten Stallung, Remise und dem Brauhaus. Fortan gab es nur noch die Gaststätte, den Felsenkeller und die Landwirtschaft. Dann heiratete 1929 der Metzger Georg Sußner ein und eröffnete zusätzlich eine Metzgerei, die bis heute besteht.

Doch zurück zum Felsenkeller: Der Eingang ist etwa 2,20 Meter breit, zwei Meter hoch und insgesamt ist der Gang in nördlicher Richtung 29 Meter lang. Nach 14 Metern verbreitert er sich auf 15,40 bis 18,50 Meter. Der Gang ist leicht abschüssig, der Keller ist als Gewölbe in den Rhätsandstein geschlagen und ruht auf zehn mächtigen Pfeilern. Der gesamte Keller und die Gänge haben eine Fläche von etwa 270 Quadratmetern.

Kein unterirdischer Gang

Interessant ist ein Gang Richtung Teufelsbadestube mit einer Länge von 15,10 Metern, das Ende ist zugemauert. Entlang der Gänge ab dem ersten Pfeiler gibt es Bänke von 0,40 Metern Höhe, wo die Bierfässer gelagert waren. Vier Lüftungsschächte sorgen für frische Luft. Die Temperatur beträgt etwa acht Grad Celsius.

Besichtigt kann der Keller nicht werden. Teilweise steht auch Wasser in den Gängen. Vom Felsenkeller aus gibt es, entgegen oft geäußerter Vermutungen, keinen unterirdischen Gang, weder bis zum Hallerschloss noch bis zum Gasthaus Sußner — so das Ergebnis einer genaueren Untersuchung des Gewölbes zusammen mit einem Geologen vor fünf Jahren.

Wann der öffentliche Gaststättenbetrieb im Felsenkeller begann, ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber um 1900. Eine alte Postkarte aus den 1930er Jahren zeigt nämlich bereits ein schmuckes Kellerhäuschen und mehrere Terrassen mit Sitzbänken unter großen Laubbäumen. Seit dem Zweiten Weltkrieg war der Felsenkeller nur an den Wochenenden zwischen Ostern und Herbst geöffnet.

Vor einigen Jahren wurde eine neue WC-Anlage gebaut, die ganze Kelleranlage saniert, und im Kellerhaus sind zwei gemütliche Stübchen für etwa 40 bis 50 Personen vorhanden, so dass jetzt auch im Winter an den Sonntagen Betrieb ist.

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