In Herzogenaurach wird wieder Golf gespielt

21.5.2020, 11:32 Uhr
In Herzogenaurach wird wieder Golf gespielt

© Foto: Edgar Pfrogner

Extra vier Tage Urlaub hat Präsident Bernd Dürrbeck genommen, um den Neustart mit vorzubereiten: "Ich bin ein Golfverrückter. Und es ist einfach schön, wieder spielen zu können." Dabei ging es nicht so sehr um das Sportliche. Golf ist kein Kontaktsport, mehr als vier Menschen sind sowieso selten gemeinsam auf dem Court unterwegs. Und die vorgeschriebenen 1,5 Meter Sicherheitsabstand, betont Dürrbeck, müsse man auch immer einhalten: "Sonst würden wir ja Schläger oder Ball ins Gesicht bekommen." Deshalb könne man den Sport nun fast so ausüben wie vor Corona.

Deutlich schwieriger ist es, einen geregelten Spielbetrieb zu organisieren, das ist die größte Auflage der Bayerischen Staatsregierung gegenüber den Golfvereinen. Der Klub in Herzogenaurach hat mehr als 1000 Mitglieder – und nach mehr als sechs Wochen Pause hatten viele nur eines im Sinn: endlich wieder golfen. Diesen Strom gilt es zu kanalisieren, fast alle Vereine machen das über die Vergabe von festen Startzeiten.

Die Herzogenauracher nutzen dafür die App "PC Caddie". "Wahrscheinlich fast alle deutschen Golfer haben die installiert", sagt Dürrbeck. Doch vier Tage bevor es losgehen sollte, wurde die Buchungsplattform mutmaßlich von Hackern lahmgelegt. Dass sie einen Tag später vom Betreiber wieder hochgefahren wurde, war dringend nötig. Denn der Andrang war auch in Herzogenaurach riesig. Eine Woche im Voraus kann man beim GC buchen, jeweils ab Mitternacht.

"Manche Tage waren innerhalb von 30 Minuten ausgebucht", sagt Dürrbeck. Und nicht nur das: "Die Vernünftigen haben sich eine Startzeit gebucht, die sportlich Ambitionierteren haben sich teilweise sechs innerhalb einer Woche gesichert. Nur 40 Prozent der Mitglieder hätten dann noch spielen können." Also griff der Präsident ein und beschränkte die Startzeiten pro Mitglied in einer Woche auf vier.

"Da habe ich mir Zorn zugezogen. Manche meinten, ich beschränke sie in ihren Freiheiten. Aber wenn man gut erklärt, hört zumindest der Protest auf", sagt Dürrbeck. Die Frage mit den Startzeiten ist heikel, einer seiner Vorgänger ist einmal zurückgetreten, weil es Streit darum gab. Inzwischen hätten sich die Gemüter aber beruhigt. Vermutlich auch deshalb, weil der GC die Regelung schon aufgeweicht hat. Man kann nun an dem Tag, an dem man spielt, spontan weitere freie Zeitfenster dazubuchen, wenn es welche gibt.

Der Trick an der Fahne

Im Golfklub hat die Krise die Digitalisierung vorangetrieben. Trotzdem gibt es Zeitfenster, die man nur am Telefon buchen kann. Weil man angesichts der vielen Anfragen schlecht durchkommt, nutzen viele die App. "Momentan sind wir fast vollständig ausgebucht", sagt Dürrbeck. Für einen geregelten Spielbetrieb zu sorgen ist aber nicht die einzige Aufgabe, natürlich müssen auch Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Zum Beispiel darf die Fahne, die die Löcher markiert, nicht angefasst werden.

Weil es aber schwierig ist, den Ball so aus dem Loch zu holen, haben sich Dürrbeck und sein Greenkeeper Heiko Kuhstrebe etwas einfallen lassen: Aus Isolationsrohren, Kleber und einer halbierten Plastikkugel haben sie "Lollipops" gebastelt. Die runde Seite der Halbkugel liegt im Loch und zeigt nach oben. Auf ihr landet der Golfball. An der Stange ist weiter oben außerdem eine weitere Plastikkugel befestigt, an der man die Stange mithilfe des Golfschlägers nach oben ziehen kann. So kann man den Ball aus dem Loch holen, ohne die Fahne zu berühren.

Andere Vereine dürfen die Erfindung gerne kopieren, sagt der Präsident: "Die Gaudi, das rauszubringen, war mir wichtiger als ein Patent. Wenn es hilft, Golf zu spielen und Corona zu vermeiden, dann war es das schon wert." So gibt es wieder Betrieb auf dem Golfplatz. "Es ist Wachstumsphase in der Natur, alles ist richtig grün, die ersten Blumen kommen heraus. Es ist Entspannung pur", schwärmt Dürrbeck. Der Neustart kommt genau zur richtigen Zeit.

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