Wind und Sand schufen das Frankenland

20.11.2015, 17:19 Uhr
Wind und Sand schufen das Frankenland

© Foto: Hermann Rusam

Fast auf seiner ganzen Strecke wird der Bachlauf von Flugsandgebieten begleitet. Gelegentlich sieht man in großen Aufschlüssen an den Hängen den weißen bis gelbbraunen feinen Sand. Vereinzelt sind sogar ganze Dünenzüge vom Bachlauf durchschnitten worden. Unser ganzer Heimatraum war während der (bei uns vor etwa 11 000 Jahren endenden) Kaltzeit zwar nicht von Eis bedeckt, doch war der Boden bis in die Tiefe gefroren. Eine Kältesteppe überzog das Land, hochstämmige Bäume fehlten völlig.

Es war wohl gegen Ende der letzten Kaltzeit, als kräftige Westwinde aus den reichlich vorhandenen Schwemmsandablagerungen der Flüsse aus dem Verwitterungsmaterial der Keupersandsteine feinen Sand in Richtung Osten verfrachteten. Die meisten dieser vom Wind transportierten Quarzkörner hatten einen Durchmesser von kaum einem halben Millimeter. Durch die ansteigende Jurastufe im Osten wurde nun die Windgeschwindigkeit gebremst, und feiner Flugsand rieselte auf den Boden. So entstanden die großen Dünenlandschaften, durch die der Röthenbach nach dem Ende der letzten Kaltzeit sein Bett gegraben hat.

Liebe Leserinnen, liebe Leser, wir wollen Ihnen nun drei kleine Wanderungen zu besonders reizvollen und interessanten Stellen des Röthenbachs vorschlagen.

Wanderung 1 (Dauer eine knappe Stunde): Die Anfahrt erfolgt über die Autobahn nach Amberg. Gleich rechts neben der Autobahnausfahrt Richtung Altdorf liegt ein kleiner Parkplatz. Mit der Markierung Rotkreuz geht es etwa zehn Minuten durch den Wald. Bei der Querstraße biegen wir links ab, bis wir nach etwa zehn Minuten zu den ersten Häuser von Röthenbach bei Altdorf gelangen. Vor der weißen Mauer biegen wir rechts ab und gehen an den Holzstößen vorbei geradeaus nach unten. Ein großer abgestorbener Baum steht links des Weges. Nun sind wir fast schon beim Wasserfall angekommen. Durch den gelblichen Räthsandstein hindurch hat sich der Röthenbach eine Schlucht geschaffen, in der er als Wasserfall in die Tiefe stürzt. Im Lauf der Zeit wird der gesamte Wasserfall Stück für Stück bachaufwärts verlegt, ein Vorgang, der als „rückschreitende Erosion“ bezeichnet wird. Durch das vor allem bei Schneeschmelze mitgeführte Material wird der Wasserfall jedes Jahr um vielleicht vier bis fünf Millimeter zurückverlegt, was in hundert Jahren immerhin schon fast einen halben Meter ausmacht. In der Erdgeschichte stehen freilich weitaus längere Zeitspannen zur Verfügung.

Wind und Sand schufen das Frankenland

© Foto: Hermann Rusam

Wanderung 2 (Dauer etwa anderthalb Stunden): Zum Ausgangspunkt der Wanderung gelangt man, wenn man von Brunn kommend durch die Autobahnunterführung fährt. Gleich links liegt dann ein kleiner Parkplatz. Von hier aus geht es mit den Markierungen Blaustrich, Rotpunkt und Dünenweg auf einem schmalen Pfad nach Norden weiter.

Über dem Bach liegen umgefallene Baumstämme, die älteren sind mit Moos überzogen. Man wird an einen Urwald erinnert. Nach rund fünf Minuten sieht man rechts am Hang gelblichen Dünensand. Auch der Sand im Bachbett zeigt die gleiche Farbe. Die Erosion hat an den Seiten des Bachbetts mehrfach deutliche Unterschneidungskehlen geschaffen. Das darüber liegende Material wird im Lauf der Zeit herunterbröckeln. Dann kommt eine zweite Stelle mit hellem Sand rechts am Hang.

Geht man etwa hundert Meter weiter, sollte man nicht versäumen, rechts an einem außerordentlich langen Mäanderbogen entlang zu gehen. Ein modellhaft schöner Mäander ist bei der zweiten Brücke zu sehen. Deutlich ist der Gegensatz zwischen dem steilen Prallhang, an dem die Seitenerosion arbeitet, und dem flachen Gleithang, wo Material abgelagert wird.

Blickt man in das Bachbett, so sieht man zunächst, wie das Wasser noch munter dahinfließt. Doch bald wird die Fließgeschwindigkeit auffallend langsamer. Beiderseits des Wegs entdeckt man abgenagte Baumstümpfe und umgefallene Bäumchen. Offensichtlich haben einige der rund 17 000 Biber, die heute in Bayern leben, hier ihr Revier bezogen. Links am Weg kann man auch eine Art Rutsche sehen, wo der Biber aus dem Bachbett steigt. Nun ist es nicht mehr weit zu einem erst kürzlich errichteten Biberdamm, der eine klein See aufstaut.

Geht man etwa 50 Meter weiter, kommt man zu einer geologisch besonders beachtenswerten Stelle. Über einer einst wohl mächtigen Unterschneidungskehle im Sandstein, die noch andeutungsweise zu erkennen ist, kam es zum Absturz von großen Sandsteinbrocken, die nun im Wasser liegen und die nach und nach der Verwitterung zum Opfer fallen werden. Der Wanderweg führt nun über drei weitere Brücken zu einem Querweg, bei diese Wanderung endet. Ginge man trotzdem weiter am Bächlein entlang, so käme man schließlich zum Birkensee.

Wind und Sand schufen das Frankenland

© Foto: Hermann Rusam

Wanderung 3 (Dauer eine gute Stunde): Die dritte Wanderung beginnt. am selben Parkplatz wie die zweite. Mit dem Zeichen „Dünenwanderweg“ geht es nun aber nach Süden. Bei der Holzbrücke mit dem Schild „Gasthaus am Wiesengrund 3 km“ biegen wir nach links ab. Nach einer Viertelstunde kommen wir an eine Stelle mit zwei Mäanderbögen. Bei dem einen fällt besonders der langgezogene Gleithang als schmale Sandzunge auf. Bei der zweiten Brücke kommen wir in einen Bereich, wo bei starker Schneeschmelze gelegentlich der Weg unter Wasser steht.

Bald stoßen wir auf einen befestigten Waldweg, dem wir rechts mit den Zeichen Grünpunkt und Dünenweg weiter folgen. Nach etwa 300 Metern biegt der Wanderweg rechts ab. Wir wandern nun hoch über dem Bächlein einen hübschen Waldweg entlang. Der Röthenbach hat sich hier erstaunlich tief eingegraben. Das Rotpunktzeichen führt schließlich rechts den Hang zur dritten Brücke hinunter. Wir gehen bis zur Teerstraße hoch und folgen dieser dann etwa 100 Meter nach rechts.

Vor uns im Wald liegt nun ein bedeutsames, wenn auch nie vollendetes Bauprojekt des reichsstädtischen Rates, der „gefütterte Graben“. Schon 1388 hatte man Überlegungen angestellt, wie man den Röthenbach durch einen Kanal in den Fischbach umleiten könnte, um dessen Wasserführung zu erhöhen. Schon um die Mitte des zwölften Jahrhunderts hatte ja König Konrad III. den Fischbach durch die Lorenzer Stadt führen lassen, um dort verschiedene Gewerbe zu fördern. Nun sollte dem Fischbach zusätzliches Wasser zugeführt werden. In der Folgezeit kam es zu weiteren Versuchen, das Kanalprojekt zu vollenden.

1482 ließ der Rat dann aber das Projekt wegen zu hoher Kosten und unabwägbarer Risiken fallen. So scheute man zum Beispiel davor zurück, den Röthenbach durch einen etwa neun Meter hohen Damm aufzustauen. Wer vor den eindrucksvollen Resten des „gefütterten Grabens“ steht, mag vielleicht an den berühmten Karlsgraben denken. Beide Projekt blieben ein „Opus Imperfectum“, ein unvollendetes Werk.

Wer noch etwas weiter wandern möchte, dem sei der Wanderweg neben dem Röthenbach bis Ungelstetten empfohlen, wo es auch eine Einkehrmöglichkeit gibt.

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