Zehn Strecken: Wandern in Franken

20.8.2010, 16:51 Uhr
Zehn Strecken: Wandern in Franken

© Michael Matejka

Wildromantisch oder idyllisch: In Franken findet jeder seinen Weg. Ganz gleich ob bei einer mehrtägigen Wandertour oder bei einer Tagestour mit der ganzen Familie. Franken feiert 2010 ein »wanderbares» Jubiläum: Mit dem neuen »Ulrich-von-Königstein-Weg» hat diese herrliche Aktivregion nun zehn zertifizierte Fernwanderwege – ein deutliches Zeichen für die engmaschige fränkische Wanderqualität.

»Wanderbares Deutschland»

Genusswandern ist das Motto der Frankenalb, und mit dem neuen »Ulrich-von-Königstein-Weg» hat sie ein neues Aushängeschild. Die 52 Kilometer lange Tour ist der jüngste fränkische Qualitätsweg »Wanderbares Deutschland» und führt – in seinem Wegeverlauf einem Lasso nachempfunden – mitten hinein in die Frankenalb.

Rund um Happurg, Engelthal und Offenhausen wechseln sich auf den großteils naturbelassenen Pfaden stille Hochflächen ab mit dunklen Quellgebieten. Markante Auf- und Abstiege werden nicht nur immer wieder mit bequemen Passagen und weiten Ausblicken auf die Frankenalb belohnt.

Vorbei am »Jungfernsprung»

Auf die Wanderer wartet etwa der felsige »Jungfernsprung», der »Hohle Fels» mit seinen riesigen Hallenhöhlen unterhalb der einstigen keltischen Wehranlage »Houbirg» oder die »Steinerne Rinne» bei Engelthal, bei der der Bach sich ein Hochbett aus Kalk geschaffen hat.

Seinen Namen hat der neue Weg vom – zugegeben kaum bekannten – Reichsministerialen Ulrich von Königstein, der im 13. Jahrhundert lebte. Doch auf der Tour begegnet man immer wieder Zeugnissen aus dem Lebensumfeld des Beamten im Dienste der Staufer. Manchmal sind sie zwar zu kaum noch sichtbaren Bodendenkmälern zerfallen, doch wie im Falle der renovierten Ruinenburg Lichtenegg wird Geschichte wieder lebendig. Mehr Infos unter www.frankenalb.de.

Zwischen Weinlagen und Brautradition

Eine besondere Landschaft und gleich zwei kulinarische »Welten» bringt der »Steigerwald-Panoramaweg» zusammen. Ebenfalls als Qualitätsweg »Wanderbares Deutschland» zertifiziert führt er auf 160 Kilometern von Bad Windsheim nach Bamberg. Vorbei an Orchideen und Schmetterlinge geht es für die Wanderer hinauf zum Hohenlandsberg oder zum Schloss Frankenberg.

Damit sind die Wanderer mitten in den Weinlagen des Steigerwaldes, kommen vorbei an der Kirchenburg Mönchsondheim mit ihrem Freilandmuseum und kreuzen dann Iphofen, einen bekannten Weinort Frankens. Auf dem Kamm des Steigerwalds führt der Weg zum Kloster Ebrach und verlässt dann nach und nach die Weinlagen. Doch für Genießer ist das kein Grund zum Traurigsein – wartet doch am Ende des Weges Bamberg Weltkulturerbe- und Bierstadt in einem. Mehr zum Steigerwald-Panorama-Weg hier www.steigerwald-panoramaweg.de.

Richtungsweisend für das Wasser

Wandern bringt Land und Leute zusammen – nur das Wasser geht bei diesem fränkischen Qualitätsweg getrennte Wege: Der Wanderweg »Europäische Wasserscheide» in Franken folgt auf über 98 Kilometern dem Höhenzug des Naturparks Frankenhöhe. Er gehört zur Europäischen Wasserscheide, die bestimmt, in welche Richtung das Wasser jeder noch so kleinen Quelle fließt.  Mehr dazu unter www.wasserscheideweg.de.

Und auch die Wanderer überqueren immer wieder Punkte, von denen das Wasser entweder seinen Weg in Richtung Nordsee oder in Richtung Schwarzes Meer nimmt. Der Weg endet in Schnelldorf. Ein Höhepunkt auf der Strecke ist beispielsweise das markgräfliche Schloss und der dazugehörige Garten in Ansbach.

Von Burg zu Burg

Frankens Norden entdeckt man auf dem »Burgenweg – der Kulturhistorische Wanderweg». Getreu seines Namens säumen die Tour, die in Lauenstein im äußersten Norden des Frankenwalds beginnt und nach Süden bis nach Kronach führt, imposante Burganlagen. Zu diesen kulturhistorischen Bauten gehören etwa die Mantelburg in Lauenstein, das Wasserschloss in Mitwitz, die Festung Rosenberg in Kronach oder die Plassenburg hoch über Kulmbach.

Da man auf diesem Weg im Frankenwald unterwegs ist, hat man nicht nur die Wahl zwischen zwei alternativen Wegführungen mit wahlweise 76 oder 107 Tourenkilometern, sondern bekommt auch Einblick in eine besonderer Landschaft: alte Wälder, tief eingekerbte Täler und weite Ausblicke. Zur Website des Frankenwald-Tourismus geht es hier www.frankenwald-tourismus.de.

Station bei Römern, barocker Pracht und Fossilien

Wesentlich sanfter präsentiert sich die Landschaft im Naturpark Altmühltal, durch die sich der »Altmühltal-Panoramaweg» schlängelt. 200 Kilometer ist der zertifizierte Weg lang und folgt in seinem Verlauf zwischen Gunzenhausen und Kelheim mit moderaten Anstiegen dem ruhigen Lauf der Altmühl. Steil aufragende und bizarr geformte Felsformationen prägen die Strecke.

Römische Kastelle, Wachttürme und das UNESCO-Welterbe Limes, barocke Pracht wie in Eichstätt und Burgen wie in Pappenheim und Prunn, Naturschauspiele wie der Donaudurchbruch, urzeitliche Fossilien und keltische Vermächtnisse: Das zeichnet den »Altmühltal-Panoramaweg» aus. Mehr Infos finden Sie hier www.naturpark-altmuehltal.de.

Mit Fürsten und Fuhrleuten durch den Spessart

Wanderqualität im Doppelpack bietet das Spessart-Mainland, hat es doch mit dem »Spessartweg 1 – Von Fürsten, Fuhrleuten und Pilgern» und dem »Spessartweg 2 – Über Berg und Tal zum Main» gleich zwei Qualitätswege mit je knapp 60 Kilometern zu bieten. Von Aschaffenburg bis Gemünden am Main und damit von West nach Ost verläuft der erste, der zweite zieht sich von Heigenbrücken südwärts nach Stadtprozelten. In Waldaschaff treffen beide aufeinander und bilden so ein Wanderkreuz.

Folgt man dem Motto »Von Fürsten, Fuhrleuten und Pilgern», ist man den historischen Sehenswürdigkeiten des Spessart-Mainlands auf der Spur. Aschaffenburg selbst mit seinem Schloss Johannisburg erinnert an die Toskana, und durch einen Wald geht es weiter ins Fachwerkstädtchen Lohr am Main, wo das historische Schneewittchen gelebt haben soll.

Klöster, Schlösser, Wallfahrtsstätten: Der Spessartweg 1 macht seinem Namen alle Ehre. Die Route »Über Berg und Tal zum Main» vereint in erster Linie die landschaftlichen Reize des Spessart-Mainlands, ist aber auch wandertechnisch etwas anspruchsvoller. Der Spessartweg im Netz www.spessartweg.de.

Hochstimmung für Gipfelstürmer

Erschließt sich bei den bereits beschriebenen Qualitätswegen jeweils die fränkische Ferienlandschaft, so gibt es darüber hinaus zwei zertifizierte Routen, die gleich mehrere Ferienlandschaften und ihre Höhepunkte verbinden.

Beim »Fränkischen Gebirgsweg» darf dies durchaus wörtlich genommen werden: Er führt über die höchsten Gipfel Frankens und verbreitet dabei – ohne Hochgebirgskondition zu fordern – Gipfelstürmer-Stimmung. Seinen Anfang nimmt die 425 Kilometer lange Tour in Untereichenstein bei Issigau. Im Frankenwald beginnend, durchquert er das Fichtelgebirge und die Fränkische Schweiz, bevor er in Hersbruck in der Frankenalb sein Ende findet. Davor geht es aber noch hinauf auf die beiden »Tausender» Schneeberg und Ochsenkopf, auf den Großen Waldstein, die Platte und viele weitere Erhebungen der fränkischen Mittelgebirge.

Es geht hinauf – und dabei mitten hinein in Natur und Kultur. So entdeckt man die Festspielstadt Bayreuth oder die Welt des Porzellans in Selb, durchquert die enge Schlucht des Kemplas-Tales mit ihren riesigen Gesteinsblöcken oder das Felsenlabyrinth der Luisenburg.

Den »Fränkischen Gebirgsweg» kann man übrigens ganz leicht in die Tasche stecken, und das nicht nur wegen des handlichen Serviceheftes zur Tour: Alle Infos gibt es auch als kostenlose App für iPhones und Smartphones – mit GPS-Kartenanwendungen und vielen Tipps zu Veranstaltungen und Gastgebern. Hier finden Sie weitere Infos www.fraenkischer-gebirgsweg.de.

Besondere Wanderqualität in Franken

Und dann gibt es natürlich noch den Weg, der vor nicht einmal sechs Jahren seit seiner Eröffnung zum ersten und großen Leuchtturm der zertifizierten Wanderqualität in Franken wurde: der »Frankenweg – vom Rennsteig zur Schwäbischen Alb». 520 Kilometer ist er lang und damit einer der längsten Weitwanderwege Deutschlands. Von Nord nach Süd durchquert er zwischen Untereichenstein und Harburg Franken in seiner gesamten Länge.

Für den Wanderer bedeutet dies, Franken in all seiner landschaftlichen und kulturellen Vielfalt zu erleben. Bergkuppen, Schiefergestein und die Bier- und Festungsstadt Kulmbach im Frankenwald sowie das Obere Maintal-Coburger Land mit seiner Landschaft und der barocken Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen begleiten die Wanderer im Norden, bevor der »Frankenweg – vom Rennsteig zur Schwäbischen Alb» in die Fränkische Schweiz übergeht.

Und die zeigt, wofür sie berühmt ist: zu erstaunlichen Formen erstarrte Felsen, von Früchten schwere Obstbäume und eine unglaubliche Vielfalt der Brauereien. Noch ein Stück weiter südlich, und die Wanderer sind mitten in der Frankenalb, wo etwa in Schnaittach eine der ältesten Synagogen Frankens oder Hersbruck mit seiner Hirtenkultur und der Frankenalbtherme warten. Mit einem kurzen Abstecher ins Fränkische Seenland nimmt die Tour im Naturpark Altmühltal ihre letzten Kilometer in Angriff, und es ist eine Schlussetappe, die es in sich hat: das mittelalterliche Stadtbild Berchings, die römische Welt in Weißenburg, die Altmühltherme in Treuchtlingen und der mächtigen Burganlage Harburgs, die das Ende des »Frankenwegs – vom Rennsteig zur Schwäbischen Alb» verkündet. Ein praktischer Begleiter für diese Vielfalt ist übrigens das kostenlose Serviceheft zur Tour mit Adressen, Angeboten und Unterkünften. Alles über den Frankenweg unter www.frankenweg.de.

Hoch hinaus in der Rhön

Neben den Qualitätswegen »Wanderbares Deutschland» garantiert noch ein weiteres Siegel höchste Wanderstandards. Der »Hochrhöner» ist als Premiumweg zertifiziert und verbindet die Höhepunkte im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön zwischen Bad Kissingen und Bad Salzungen. Auf 180 Kilometern stehen den Wanderern dabei nicht nur das Land der offenen Fernen im wahrsten Sinne offen, sondern auch zwei Routen.

Es geht mit Wasserkuppe, Kreuzberg, Heidelstein und Ellenbogen über die höchsten Erhebungen des Mittelgebirges, Schritt für Schritt für Wiesen, die weiten Ausblicke wechseln sich ab mit dunkler Moore. Mit dem Kurort Bad Kissingen, dem Museumsdorf Tann und der jahrhundertealten Wallfahrts- und Brautradition auf dem Kreuzberg ist der Weg auch an kulturellen Höhepunkten reich. 2010 gibt es für Wanderer noch einen weiteren Grund, um ins Land der offenen Fernen zu reisen: Am 24. und 25. Juli 2010 findet in Münnerstadt der »1. Rhöner Wandertag» statt. Die Rhön im Netz unter www.rhoen.de.

Im Zeichen der Jakobsmuschel

In Franken ist man offen für Neues, und das gilt auch für die neuen Touren im Wanderland – wobei die folgenden genaugenommen einer großen Tradition folgen. Am 24. und 25. Juli 2010 wird ein neuer Wallfahrerweg von Seßlach nach Vierzehnheiligen eröffnet, mit dem das Rodachtal im Oberen Maintal-Coburger Land an die europäischen Jakobswege angebunden wird. Holzskulpturen säumen den Weg: Sie sind Meditationspunkte, die Empfindungen und Erfahrungen der Pilger widerspiegeln. Zur Seite von Sesslach unter www.sesslach.de

Wandern im Zeichen der Jakobsmuschel ist nach wie vor beliebt, und mit zwei neuen fränkischen Wegen wird das Wegenetz gen Santiago de Compostela dichter. So führten neun Etappen mit insgesamt 183 Kilometern Jakobsweg von Hof nach Nürnberg. Die Pilgerwanderer folgen hier dem Verlauf der einstigen »Via imperii», einer bedeutenden römischen Handelsstraße und haben als Wegstationen etwa Creußen und Bayreuth. Der Jakobsweg in Oberfranken www.jakobus-oberfranken.de.

»Auf den Spuren der Jakobspilger durch Odenwald, Main- und Taubertal» ist der zweite neue fränkische Jakobsweg überschrieben. Mit seinem Start in Miltenberg am Main und seinem Ende in Rothenburg ob der Tauber schließt er die Lücke zwischen dem Jakobsweg Colmar-Aschaffenburg und dem Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg.

Auf 170 Kilometern wandert und pilgert man durch das Tal der Tauber und ihrer Seitentäler, erkundet Jakobusdenkmäler und Fachwerkstädtchen, kann den Frankenwein probieren und entdeckt die Vielfalt von Wegstationen wie Wertheim, Kloster Bronnbach, Tauberbischofsheim und Bad Mergentheim. Das Taubertal im Internet unter www.liebliches-taubertal.de.

Aufbruch ins Erdinnere

Einen Blick in die Erdgeschichte geben die fränkischen Touren frei, die durch den Geopark Bayern-Böhmen verlaufen. Eine davon ist der »Geotopweg – Auf das Dach der Fränkischen Schweiz». Mit seinen 24 Kilometern verbindet er das Felsenstädtchen Pottenstein, das Fränkische-Schweiz-Museum, insgesamt 19 Informationstafeln und das Geozentrum auf der Hohenmirsberger Platte.

Besonders reich an Höhlen, Kalktuffterrassen und Quellen ist die Tour »Goldkronacher Geopunkte». Die ältesten Gesteinsformationen des Fichtelgebirges durchwandert man auf der »Geologischen Wandertour», die in Arzberg beginnt und auf ihren 8 Kilometern unter anderem durch das Naturschutzgebiet »G´steinigt» führt. Mehr Infos unter www.geopark-bayern.de.

Wanderer sind willkommen

Qualitätsgastgeber sowie viele Infos zu Wanderpauschalen oder Kartenmaterialen sind im aktuellen Serviceheft »Wandern in Franken 2010» zusammengefasst. Ein Tipp ist auch die Themenzeitung »Franken aktiv erleben»: gefüllt mit Tourrenvorschlägen und Wanderhöhepunkten. Beide sind kostenlos über den Tourismusverband Franken erhältlich.

Tourenbegleiter auf Schiene und Straße

Ein zuverlässiger Wanderpartner ist der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg, hier im Internet www.vgn.de. Seine Busse und Bahnen sind in einem Gebiet unterwegs, das geradezu zum Wandern einlädt: Es reicht von den Haßbergen im Norden bis in den Naturpark Altmühltal im Süden, vom Fränkischen Weinland im Westen bis in die Frankenalb im Osten und sogar noch darüber hinaus.

Zusätzlich ergänzen insgesamt 17 Freizeitlinien von Mai bis zum 1. November 2010 an Sonn- und Feiertagen (teilweise auch an Samstagen) das VGN-Angebot. Neue Linien neben bewährten Klassikern wie dem Bocksbeutel-Express zwischen Markt Bibart und Uffenheim oder dem Bier-, Brotzeit- und Burgenexpress zwischen Neuhaus/Pegnitz und Pottenstein sind etwa der Hallerndorferkeller-Express ab Forchheim zum Kreuzberg und der Wasser- und Mühlen-Express zwischen Dietfurt und Neumarkt.

Da Wandern in der Gruppe ganz besonderen Spaß macht, hat der VGN dafür die passenden – und günstigen – Tickets im Angebot. Mit dem »TagesTicket Plus» fahren bis zu sechs Personen, davon maximal zwei über 18 Jahre durch das ganze Verbundgebiet. Für längere Aufenthalte gibt es die MobiCard, die für sieben oder 31 Tage gilt. Eine preisgünstige Variante ist die »9-Uhr-MobiCard». Sie gilt Montag bis Freitag ab 9 Uhr und am Wochenende rund um die Uhr. Traditionell auch sind die VGN-Wandertipps eine besondere Empfehlung für leidenschaftliche Wanderer – mit Anreisetipps, Wegbeschreibungen, Sehenswürdigkeiten oder Einkehrmöglichkeiten.