Herrensitze, Kleingärten und sogar ein Wasserfall

15.9.2016, 18:46 Uhr
Herrensitze, Kleingärten und sogar ein Wasserfall

© Foto: Clemens Helldörfer

Woher hat der Valznerweiher wohl seinen Namen? Hier, ganz in der Nähe, hat der 1. FCN sein Sportgelände. Vielleicht war Valzner ein „Ehemaliger“ des „Ruhmreichen“?. Nein, Herdegen Valzner war ein sehr vermögender Mann des 15. Jahrhunderts. Er war Zustifter des Heilig-Geist-Spitales. Sein Tischgrab im Spitalhof erinnert heute noch an diesen Vertreter der Nürnberger Hochfinanz der damaligen Zeit.

Der Valznerweiher liegt in einem Quellgebiet. Durch den Abfluss dieses Weihers entsteht der Goldbach und dieser diente im weiteren Verlauf der Nutzung der Mühlen in Gleishammer und der Tullnau.

Übrigens: Bis ins beginnende 19. Jahrhundert war hier der Vogelfang eine Liebingsbeschäftigung mancher Nürnberger. Wir sollten heute diese Idylle am Rande der Großstadt genießen. Unsere Markierung des Weges führt durch die Urbanstraße ins Zentrum von Zerzabelshof.

Der Name Zerzabelshof (Zabo) erscheint erstmals in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. 1344 belehnte Kaiser Ludwig der Bayer den Conrad Waldstromer mit der Forsthube „Zernzagelshoff“. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde auch ein Herrensitz beschrieben. Im Zweiten Markgrafenkrieg wurden dieses und weitere Gebäude in Zerzabelshof niedergebrannt. Der Wiederaufbau erfolgte ab 1566. Nach mehrmaligem Besitzwechsel gelangte das Schlösschen an die Familie Löffelholz. Das Ende des Herrensitzes kam im Oktober 1944, als er von Fliegerbomben getroffen wurde. Der Ostflügel wurde völlig zerstört, der Südflügel völlig verändert wiedererrichtet. Von der einstigen Anlage ist trotz überkommener Bauteile heute nichts mehr erkennbar.

Herrensitze, Kleingärten und sogar ein Wasserfall

© Foto: Günter Distler

Kurz sei an die Geschichte des 1. FCN erinnert: 1913 entstand hier das eigene Vereinsgelände. Hier feierte der FCN ein halbes Jahrhundert lang seine größten Erfolge. Nach dem Abriss dieses Geländes entstanden an der Jochensteinstraße Wohnblöcke.

Der Goldbach im Bereich des Aussiger Platzes wurde vom Bund Naturschutz mit tatkräftiger Mithilfe der Bevölkerung 2002 und 2008 renaturiert. Inzwischen haben sich viele Pflanzen und Tiere im und am Goldbach neu angesiedelt. Dieser Bereich ist ein gesetzlich geschütztes Biotop. Ein schöner Erfolg für die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz. Nach dem Durchschreiten der Unterführungen führt dieser Weg leider nicht direkt am Goldbach entlang. Wäre dies nicht eine Aufgabe für die Stadt Nürnberg und die Aktiven vom Aussiger Platz?

Auf dem Weg zum Zeltnerweiher mit dem Zeltnerschloss kommt man an der Gartenkolonie „Baggerloch“ vorbei. Hier wurde Mitte des 19. Jahrhunderts Sand abgebaut, den man zur Aufschüttung der Bahnanlagen benötigte. Schon durch den Zaun ist nun dieses Kleinod Weiher und Schloss zu sehen. Der Weiher wird durch den Goldbach gespeist. In den Lauf des Goldbaches wurde immer wieder von Menschenhand eingegriffen. Hierbei ist eine Besonderheit entstanden: Nürnbergs einziger „Wasserfall“! Fünf Meter fällt das Gewässer, rechts der Gleißhammerstraße, in die Tiefe.

Herrensitze, Kleingärten und sogar ein Wasserfall

© Foto: Oliver Acker / www.digitale-luftbilder.de

Wir gehen über über den Steg zum Schloss: Im frühen 14. Jahrhundert war Conrad Stromer der Besitzer der Gleißhammermühle. 1336 verkaufte er das Gut an den Reichsmünzmeister Konrad Groß, den Stifter des Heilig-Geist-Spitals. Im Jahr 1370 räumte Konrad Groß der Jüngere der Reichsstadt Nürnberg das Öffnungs- und Vorkaufsrecht für Nürnberger Bürger ein.

1403 kaufte Herdegen Valzner Hammerwerk und Sitz und erneuerte 1408 das Öffnungsrecht der Reichsstadt. Im zweiten Markgrafenkrieg 1552 wurde Gleißhammer zerstört. Die Patrizierfamilie Imhoff kaufte 1566 das komplette Anwesen und ließ es wieder aufbauen. Ein Hochwasser zerstörte 1845 den Weiher, auch der Herrensitz wurde in Mitleidenschaft gezogen.

Der damalige Besitzer verkaufte das Areal an den Ultramarinfabrikanten Johannes Zeltner. Seit dieser Zeit bis heute trägt das Schloss den Namen des erfolgreichen Unternehmers: 1836 begann Johannes Zeltner aus unternehmerischem Interesse das von Leykauf und Heyne entwickelte Verfahren zur Erzeugung von Ultramarin zu fördern. 1838 errichtete er in Nürnberg die erste Ultramarinfabrik in Bayern.

Zeltner meldete am 2. Juli 1877 sein Verfahren zur Herstellung einer „rothen Ultramarinfarbe“ zum Patent an. Dies war überhaupt das erste Patent in Deutschland. In der schwierigen Lage nach dem Ersten Weltkrieg verkaufte die Fabrikantenfamilie das Anwesen an die Reichsbahn. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Zeltnerschloss wieder zerstört. Nach dem Wiederaufbau 1955 ging es 1981 in den Besitz der Stadt Nürnberg über. In den Nebengebäuden ist seit 1982 der Kulturladen Zeltnerschloss untergebracht.

Das Hauptgebäude ist privat vermietet. Heute zählt das auf einer Insel gelegene Schloss zu den reizvollsten Herrensitzen Nürnbergs. Eigentlich sollte der das Schloss umgebende Grüngürtel noch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die Wegmarkierung führt am Bahndamm vorbei und unter der Bahnbrücke hindurch zum Tullnau Park. Der Name „Tullnau“ bezeichnet übrigens eine Aue (Feuchtgebiet). Von hier wurde durch eine hölzerne Leitung, schon Ende des 14. Jahrhunderts, Wasser zum Schönen Brunnen und in das Heilig-Geist-Spital geleitet. Auch eine Papiermühle wurde hier ab dem 16. Jahrhundert betrieben. Sogar von einem „Wasserzeichenstreit“ 1556 wird in den Unterlagen berichtet. Dem „Papierer“ auf der Tullnau wurde verboten, künftig das Stadtwappen als Wasserzeichen zu benutzen. Das Hochwasser 1845 vernichtete die Mühlenanlage. Das benachbarte Herrenhaus von 1735 blieb erhalten und bekam Mitte des 19. Jahrhunderts eine Schankgenehmigung. Dadurch wurde die Tullnau zum beliebten Ausflugsziel. Auch einen weiteren Herrensitz, den „Kressengarten“, hat es hier einst gegeben.

Dieser Park mit Weiher, eine vernachlässigte Grünanlage, erfährt seit Sommer 2016 eine Aufwertung. Es hat lange gedauert, bis man sich an dieses Schmuckstück aus den 1920er Jahren erinnerte. Die historisierend gestaltete Treppenanlage soll in ihrer ursprünglichen Pracht wieder erstehen! Der Goldbach verlässt diese Anlage heute leider verrohrt und fließt beim Wöhrder Talübergang in die Pegnitz.

Vor dem weiteren Weg sollte der Blick auf das gegenüberliegende
Areal gerichtet werden. Hier ist neben ganz modernen Gebäuden die bauliche Hülle des alten Elektrizitätswerkes zu sehen. Diese „Hülle“ aus dem Jahre 1896 konnte erhalten bleiben.Nach dem Überqueren der Kressengartenstraße stand hier bei den Norikus-Hochhäusern bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg die Brauerei Zeltner, gegründet 1861 durch Johann Georg Zeltner, einen Bruder des Ultramarinfabrikanten.

Heute ist hier die neue „Wasserwelt am Wöhrdersee“ entstanden. Der Freistaat investierte circa 16 Millionen Euro für diese Idylle, die von der Bevölkerung bereits vor der endgültigen Fertigstellung mit großer Begeisterung aufgenommen wird.

 

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