Dicht und trotzdem hochwertig bauen

10.11.2016, 20:14 Uhr
Dicht und trotzdem hochwertig bauen

© Foto: Jo Seuss

Sie teilen sich Gästezimmer, Garten oder Partyraum, kaufen gemeinsam Werkzeuge oder Lastenfahrräder: Baugruppen sind auf dem angespannten Münchner Wohnungsmarkt ein möglicher Weg, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Das hat auch die Stadt erkannt, die einen Teil ihrer Grundstücke entsprechenden Projekten kostengünstig zur Verfügung stellt. Und alle, die sich für das „gemeinschaftsorientierte Wohnen“ interessieren, können sich in der Mitbauzentrale München im Auftrag der Landeshauptstadt kompetent beraten lassen. Von einem „Mehrwert für alle“ spricht Natalie Schaller, eine der Mitarbeiterinnen in der Beratungsstelle.

Doch sind solche Wohnformen auch für Nürnberg eine Lösung? Daniel Ulrich ist da skeptisch, und zwar aus einem simplen Grund: „Wir haben keine eigenen Flächen in nennenswertem Umfang“, sagt der Planungs- und Baureferent. Deshalb könne Nürnberg nicht im selben Maße entsprechende Projekte unterstützen. Die Stadt geht daher andere Wege, wenn es darum geht, günstigen Wohnraum zu schaffen. Zum Beispiel, indem sie verlangt, dass in Neubaugebieten 30 Prozent der Wohnungen im geförderten Wohnungsbau entstehen. Eine Quote, die auch für das Areal an der Brunecker Straße gilt, das die Firma Aurelis unter dem Stichwort „Lichtenreuth“ entwickeln will. 100 Hektar groß ist die Fläche, auf der eine „lockere, gut gemischte Stadtstruktur von hoher Qualität“ entstehen soll, so Projektentwickler Benno Zanker. Allein der erste Bauabschnitt umfasst 2000 Wohnungen.

Wie gute Qualität aussehen kann, wenn Flächen rar sind und Wohnungen händeringend gebraucht werden, darauf gab es an diesem Abend unterschiedliche Antworten. Für Daniel Ulrich ist eine dichte, aber dennoch hochwertige Bebauung ein Ansatz. Dass das zusammenpasst, beweisen für ihn etwa die Tuchergärten oder die Sebalder Höfe. Die begehrtesten Wohnlagen in Nürnberg seien häufig auch die besonders dicht bebauten.

Auch über die Größe der Wohnungen müsse man nachdenken, fordert Ulrich. Gefragt seien dabei die Architekten, die sich dem Thema Wohnungsbau anders stellen und Grundrisse neu denken müssten. „Wie viel Quadratmeter muss eine gut geschnittene Wohnung haben?“, fragt der Baureferent und gibt gleich selbst die Antwort. „Die Fläche muss reichen, aber die Wohnung muss nicht unermesslich groß sein.“ Auch das sorge schließlich für günstigere Preise.

Flexible Grundrisse sind auch aus der Sicht von Beraterin Schaller ein wichtiger Ansatz. So gebe es zum Beispiel Mini-Apartments mit „Jokerzimmern“ zwischen den Wohnungen, die sich je nach Bedarf nutzen lassen, etwa als Kinderzimmer oder für die pflegebedürftigen Eltern. Die wbg dagegen will unter anderem mit bezahlbaren Sanierungen günstigen Wohnraum schaffen oder erhalten. Im Detail könne man oft sparen, ohne dass dies zulasten der Qualität gehe, so Geschäftsführer Ralf Schekira. Zum Beispiel mit Sichtbeton auf den Balkonen statt teurerer Fliesen.

Platz für Bauwagen

Hochhäuser dagegen sind für den Baureferenten nur in Ausnahmefällen eine Lösung. „Hoch ist nicht dicht und billig, sondern teuer“, so Ulrich. Außerdem sei viel Fläche zur Erschließung erforderlich, auch der Verkehr sei nicht leicht zu regeln. Flächenverbrauch durch eingeschossige Supermärkte mit großen Parkplätzen davor wird es dort, wo die Stadt es beeinflussen kann, jedoch nicht mehr geben. Ulrich: „Wir verlangen mindestens ein Geschoss obendrauf.“ Auch das könnten dann Wohnungen sein.

Schließlich sind nicht alle so bescheiden wie Sebastian Löwe und seine Mitstreiter: Sie suchen lediglich einen Platz für ihre Bauwägen. Den gebe es bereits in vielen deutschen Städten, „Nürnberg hat da noch Nachholbedarf.“

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