Auf der Seite der Guten?

25.2.2018, 19:51 Uhr

Einen Beweis dafür, dass der UN-Sicherheitsrat seiner Verantwortung nicht gerecht wird, hat es nicht mehr gebraucht. Das ist seit Jahren so. Bei der jüngsten Syrien-Resolution war das nun nicht anders. Dass sich die Vetomächte nicht auf einen überprüfbaren 30-tägigen Waffenstillstand für die umkämpfte Region Ost-Ghuta verständigen können, ist eine himmelschreiende Schande. Komplizierter wird es allerdings beim Fingerzeigen auf den oder die Schuldigen. Hier nur Russland als Übertäter zu identifizieren, wäre jedenfalls eine grobe Vereinfachung (Seite 4).

In Ost-Ghuta sterben unschuldige Zivilisten, darunter viele Kinder. Das ist grauenvoll. Doch es sollte auch nicht verschwiegen werden, dass sich (wie zuvor in Aleppo) unter den Zivilisten und in Krankenhäusern islamistische Kämpfer verschanzen, die etwa von den Saudis finanziert werden. In westlichen Hauptstädten wird ungern thematisiert, dass diese Dschihadisten nicht nur schreckliche Zeitgenossen sind, sondern auch Finanziers haben, die unsere Partner sind.

Der Einsatz von Fassbomben ist völkerrechtswidrig. Doch das gilt auch für den Einmarsch unseres Nato-Verbündeten Türkei im Norden Syriens. Warum prangert unsere Regierung dies nicht in ebenso starken Worten an? Und wie kommt es, dass praktisch alle syrischen Flüchtlinge, die freiwillig Deutschland verlassen, in Regionen zurückkehren, die unter der Kontrolle der Regierung Assad stehen?

Das alles soll keineswegs die schlimmen Verbrechen des syrischen Regimes relativieren oder verharmlosen. Aber wir sollten auch nicht glauben, dass wir immer nur aufseiten der Guten stehen. Weniger Heuchelei wäre hilfreich.

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