Als auf dem Johannisfriedhof ein Mord passierte

25.10.2018, 20:30 Uhr
Als auf dem Johannisfriedhof ein Mord passierte

© Foto: Eduard Weigert

Der Totengräbergehilfe Johann Philipp Feigel brachte damals den Totengräbersknecht Carl Gottlob Langfritz am Johannisfriedhof um. "Er hat ihn barbarisch erschlagen", berichtet Antonia Landois vom Stadtarchiv, "zuvor hatte er versucht, ihn mit drei Kugeln zu erschießen." Eine Bleikugel sowie ein blutbespritzter Stofffetzen sind noch erhalten, sie lagen der Ermittlungsakte bei.

Die Archivmitarbeiterin hat das Dokument gelesen: Der Mörder wollte auf die beruflich bessere Position seines Kollegen nachrücken. Er verscharrte die Leiche des Opfers, doch die Tat wurde entdeckt und Feigel zum Tode verurteilt. Sein Beichtvater meinte, er sei von allen schlechten Eigenschaften getrieben gewesen, sagt Landois. Der Kriminelle fand seine letzte Ruhe übrigens nicht auf dem Johannisfriedhof.

Die Abteilungsleiterin hat die kleine Schau im Stadtarchiv mit dem Titel "Hingeht die Zeit, herkommt der Todt" zusammengestellt. Die optische Umsetzung in Vitrinen ist zwar mager, dafür gibt es einen sehr interessanten, detailreichen Katalog für 19,80 Euro in der Norishalle. Die Dokumente zeugen von der Bedeutung der beiden Friedhöfe. Seit 1518 war die Beerdigung innerhalb der Stadtmauern nicht mehr erlaubt. Seuchen wie die Pest hatten zu dem rigorosen Verbot geführt, die Verstorbenen weiterhin rund um St. Lorenz und St. Sebald beizusetzen. Die Stadt erließ auch "Trauerordnungen", um den Prunk bei Begräbnissen einzudämmen. Denn offenbar wollten manche Bürger – oder ihre Angehörigen – im Tod noch zeigen, für wie bedeutsame Persönlichkeiten sie sich hielten.

Keine Extrawürste für prominente Bürger

Für die Beisetzung in einem Sarg gab es ebenfalls Verordnungen: Acht verschiedene Typen von Holzmöbeln waren seitens der Stadt erlaubt. Ob sich die Schreiner und Tischler tatsächlich daran gehalten haben, ist nicht bekannt. Erst ab dem 17. Jahrhundert hat sich der Sarg durchgesetzt. Zuvor waren die Leichname in ein schwarzes Tuch, den sogenannten Gerber, gewickelt und ins Erdloch hinabgelassen worden.

Im alten Teil des Johannisfriedhofs sind die Grabstellen gleich groß: Der liegende Stein durfte nur sechs Fuß Länge und drei Fuß Breite betragen — das war das Nürnberger Maß. "Es gab keine Gräberfelder für Promis, das ist eigentlich sehr demokratisch", meint Stadtheimatpflegerin Claudia Maué. Der superreiche Kaufmann Martin Peller erhielt ebenso viel Platz wie ein einfacher Handwerksmeister. Unterschiede gab es trotzdem: Die Gestaltung von Bronze auf den Sandsteinblöcken konnte entweder sehr schlicht oder äußerst aufwändig sein.

Eine zweite Ausstellung im "Offenen Büro", Lorenzer Straße 30, gibt einen Überblick über 500 Jahre Epitaphienkultur. Vor dem Jahr 1518 wurden die Menschen anonym bestattet, ab diesem Zeitpunkt gaben sie durch die Epitaphien Informationen über sich und ihr Leben preis. Der Panzermacher Michael Kobolt beispielsweise erinnerte mit einem winzigen Panzerhemd aus Bronze an seinen Beruf. Und ein Kirchenmusiker liegt unter einem Sandstein mit Orgelpfeifen-Epitaph.

Die Schau über die Epitaphienkultur ist bis 17. November Mo., Di., Do. von 8.30 bis 15.30 Uhr , Fr. bis 12.30 Uhr und Sa. von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Heimatpflegerin Claudia Maué führt am 3. und 17. November jeweils um 14 Uhr durch die Ausstellung.
Die Schau im Stadtarchiv, Marientorgraben 8, ist bis März 2019 Mo., Mi., Do. von 8.30 bis 15.30 Uhr, Di. von 8.30 bis 18 Uhr und Fr. von 8.30 bis 16 Uhr geöffnet.

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