Mord im Wald: Kugeln treffen Polizei-Wachtmeister tödlich

16.1.2019, 06:00 Uhr
Mord im Wald: Kugeln treffen Polizei-Wachtmeister tödlich

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Er liegt mit Gesicht und Bauch auf dem Boden. In seiner Hand hält Ludwig Weber seinen Revolver. So finden ihn Kollegen am 25. September 1917, es ist ein Dienstag, neben dem Eisweiher nahe Fischbach. Der 36-jährige Polizist, ein Gendarmerie-Vizewachtmeister, hat zwei sichtbare Einschusslöcher an der Seite. Die Beamten alarmieren die Gerichtskommission, bis sie eintrifft, darf die Leiche des Uniformierten nicht angefasst, geschweige denn bewegt werden.

Kurz vor seinem Tod trank der Polizist noch ein Bier

Die Fränkische Tagespost schrieb damals kurz und knapp: "Von den Tätern und ihren Beweggründen hat man keine Kenntnis." Das ist bis heute so geblieben. Der Mord an dem Polizisten konnte nie aufgeklärt werden. Nur so viel ist bekannt: Weber, der in der Polizeiwache in Zerzabelshof (Zabo) stationiert war, geht an diesem Dienstag gegen 13 Uhr auf Fußstreife. Alleine. Heute undenkbar, Polizisten sind in der Regel mindestens zu zweit unterwegs. Aber damals war das sicher auch dem Mangel an Männern geschuldet, die in diesen Jahren an den Fronten im Westen und Osten kämpften. Der Erste Weltkrieg tobte in Europa noch bis November 1918.

Wolfram Castorph, Chef der früheren Polizeidirektion Schwabach, weiht im Januar 2005 den restaurierten Obelisken im Reichswald bei Fischbach ein. Unbekannte hatten den Stein, der an Ludwig Weber erinnert, zerstört.

Wolfram Castorph, Chef der früheren Polizeidirektion Schwabach, weiht im Januar 2005 den restaurierten Obelisken im Reichswald bei Fischbach ein. Unbekannte hatten den Stein, der an Ludwig Weber erinnert, zerstört. © Giulia Iannicelli

Durch den Forsthofer Forst geht Weber von Zabo nach Fischbach. Beide Nürnberger Ortsteile waren seinerzeit noch eigenständig, Zabo wurde 1923, Fischbach erst 1972 eingemeindet. Der Vizewachtmeister erreicht Fischbach auch, das ist durch Zeugen belegt. Denn er wird im Biergarten im dortigen Kurhaus gesehen, mit einem Seidel Bier vor sich. Auf dem Rückweg muss es also gewesen sein, und der führte den Beamten am Eisweiher vorbei. Die tödlichen Schüsse fallen am Lohengrinweg, nahe dem alten Eishaus.

Heute erinnert ein Denkmal an den Toten

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Ermittler rekonstruierten, dass der Mörder von links auf den Polizisten zutrat und unvermittelt abdrückte. Ein Browning-Geschoss drang durch den linken Arm in den Körper des Polizisten. Der hatte versucht, sich zu verteidigen, und seinen Revolver gezogen. Der hinterhältige Täter war allerdings schneller. Im Obduktionsergebnis heißt es: "Das Geschoss hat die Fleischteile des linken Armes sowie den linken Lungenflügel durchschlagen und ist im rechten Lungenflügel stecken geblieben."

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung war neun Jahre nach dem Mord am Lohengrinweg ein Denkmal für den Getöteten errichtet worden. Unbekannte haben bis in die 70er Jahre immer wieder Blumen am Gedenkstein abgelegt. In der Öffentlichkeit wurde spekuliert, ob nicht sogar der einstige Mörder der Spender dieser floralen Grüße war.

Im Herbst 2004 demolierten Unbekannte den Obelisken. Im Januar 2005 wurde auf Betreiben des Männergesangvereins Lyra der Stein restauriert und wieder aufgerichtet.


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