Im Kampf gegen Abfallbelastung

24.9.2008, 00:00 Uhr
Im Kampf gegen Abfallbelastung

© Thomas Scherer

Sie haben für Mülltrennung und Wertstoffverwertung und gegen die geplante Schwelbrennanlage am Hafen gekämpft und mussten sich dafür - auch von offizieller Seite - teilweise als «selbst ernannte Experten», «Schwarzmaler» und «Berufsbürger» beschimpfen lassen. Dennoch haben sie sich für ihre Ziele und Ideale eingesetzt und sich auch von den Stadtverantwortlichen nicht den Mund verbieten lassen.

«Die Schwelbrennanlage etwa war von Anfang an ein Thema, an dem sich die Geister schieden», erinnerte SPD-Stadtrat Günter Witzsch, «natürlich musste eine Lösung gefunden werden, was mit dem Fürther Müll werden sollte, wenn die Deponie in Atzenhof erst einmal voll sein würde. Der Schwelbrennanlage stand ich dennoch von Anfang an kritisch gegenüber, da kein einziger der vorab durchgeführten Tests in anderen Anlagen gut verlaufen ist.»

Dass dieses Misstrauen berechtigt war, sollte sich einige Jahre später endgültig herausstellen - doch von Einsicht sei auch seitens der Stadt nichts zu spüren gewesen, empörte sich Helga Krause vom Bund Naturschutz, «stattdessen wurden wir gefragt, ob wir uns über unseren Triumph freuten, gerade so, als hätten wir auf ein Unglück gehofft!»

Traurige Triumphe

Einige dieser «traurigen Triumphe» hatte es im Laufe der vergangenen 20 Jahre gegeben, die erste Vorsitzende des Müll und Umwelt e. V., Waltraud Galaske erinnerte etwa an gescheiterte Bürgerbegehren zur Verhinderung von Privatisierungen. Dennoch bleibt den Mitgliedern die Hoffnung, in Zukunft Bürger und Politiker für die Müllproblematik sensibilisieren zu können, bevor weitere Unfälle geschehen. Grünen-Stadträtin Rotraut Grashey betonte, dass die Unterstützung des Müllvereins durch die Fürther Bürger bereits stark gestiegen sei: «Schließlich wäre ohne die immense Beteiligung an unseren Protestaktionen eine Wiederbelebung der Schwelbrennanlage immer noch möglich gewesen.»

Als kleine Anekdote am Rande erzählte SPD-Stadträtin Elisabeth Reichert nicht ohne Ironie von der Entscheidung des damaligen Stadtrates für die Schwelbrennanlage: «Im Gegensatz zu sonstigen Abstimmungen hatte der Oberbürgermeister darauf bestanden, dass jeder Stadtrat einzeln aufgerufen wurde und dann vor versammelter Mannschaft mit Ja oder Nein abstimmen musste. Als Begründung hieß es, so könnte jeder, der jetzt gegen die Anlage stimmt, später persönlich dafür haftbar gemacht werden, wenn das Müllproblem nicht mehr in den Griff zu kriegen ist.»

Noch immer sind die Aktiven des Müll und Umwelt e. V. engagiert bei der Sache und wollen sich auch weiterhin für eine umweltschonende und wertstofferhaltende Müllpolitik einsetzen, denn auch im 21. Jahrhundert gibt es in Sachen Abfallwirtschaft noch viel zu tun. VERENA POHL