10. November 1967: Badewasser wärmer

10.11.2017, 07:00 Uhr
10. November 1967: Badewasser wärmer

© Ulrich

Ihnen steht ab Mitte Januar an drei Abenden das Lehrschwimmbecken der Hegelschule zur Verfügung. Damit für sie das Schwimmen ein Genuß ohne Reue und Folgen ist, wird das Wasser auf mindestens 28 Grad angewärmt; die Lufttemperatur von über 30 Grad entspricht hochsommerlichen Werten.

Sobald das Hallenbad Süd und das Lehrschwimmbecken auf der Insel Schütt fertig sind, sollen die therapeutischen Schwimmkurse noch erweitert werden. Das Städtische Badeamt war in letzter Zeit wiederholt kritisiert worden, weil das Wasser im Volksbad zu kalt sei. Den Stein brachte schließlich ein Leser unserer Zeitung ins Rollen. Er schrieb: „Leuten mit Bandscheibenschäden wird vom Arzt das Schwimmen empfohlen. Leider haben die Hallenbäder nur eine Wasserwärme von höchstens 22 Grad. Das ist für einen Menschen zu kühl, der unter Bandscheibenschäden leidet.“

10. November 1967: Badewasser wärmer

© Ulrich

Aufgrund dieser in der „NN“ veröffentlichten Leserzuschrift bemühte der SPD-Stadtrat Dr. Ludwig Borger einen Stuttgarter Ratskollegen. Dessen Antwort überraschte den Nürnberger Badeamtsleiter Hanns Dürschner nicht: auch in den Hallenbädern der württembergischen Metropole beträgt die durchschnittliche Wassertemperatur „nur“ 24 Grad Celsius.

Allerdings kommen die Schwaben spastisch Gelähmten oder anderen Körperbehinderten entgegen, indem sie die Lehrschwimmbecken und das Hallenbad für Mineralwasser auf 28 Grad anwärmen. „In Stuttgart mit vielen Privatbädern sind die Verhältnisse anders als in Nürnberg. Solange wir nur das Volksbad haben, können wir nicht auf 28 Grad gehen“, erklärte dazu Hanns Dürschner. Er hält eine Wassertemperatur von 24 Grad für gesunde Badegäste für ideal.

Vor dem Krieg sei das Wasser nur auf 18 bis 19 Grad angewärmt worden. Bei 20 bis 21 Grad hätten sich die Leute schon beschwert. Heute machten viele Badegäste den Fehler, sich vorher ausgiebig mit heißem Wasser zu duschen; sie frören dann, wenn sie sich ins Wasser stürzen. Seine Faustregel; kräftig kalt duschen, zehn bis 15 Minuten schwimmen, wieder kalt duschen, anziehen. Wer so verfahre,empfinde eine Wassertemperatur von 24 Grad geradezu als heiß.

Das Chemische Laboratorium des Tiefbauamtes bestätigt, daß das Thermometer bei Stichproben, die ohne Wissen des Badeamtes durchgeführt werden, bisher immer eine Temperatur zwischen 23,5 und 25 Grad anzeigte. Ein Beamter der Tiefbauabteilung mußte erst dieser Tage die Klage einer Frau hören: „Das Wasser ist ja eiskalt!“ Tatsächlich war das Wasser aber 23,8 Grad warm.

Badeamt und Sportamt sind sich aber einig, daß Kranke wärmeres Wasser brauchen. Deshalb finden ab Mitte Januar in der Hegelschule therapeutische Schwimmkurse statt: montags von 19 bis 21 Uhr, mittwochs von 19 bis 20 Uhr und donnerstags von 18 bis 20 Uhr.

Der Anfang wird also bald gemacht. Wenn erst noch mehr Hallenbäder zur Verfügung stehen, braucht kein körperbehinderter oder kranker Nürnberger mehr am Beckenrand zu stehen.

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