19. Juli 1968: Die U-Bahn macht Fortschritte

19.7.2018, 07:00 Uhr
19. Juli 1968: Die U-Bahn macht Fortschritte

© Kammler

Entlang dem ersten, 3,5 Kilometer langen Abschnitt zwischen der Bauernfeindstraße und der Julius-Leber-Straße betrachteten die Besucher Brücken in großer Auswahl. Sie spähten in tiefe Baugruben, in denen die Millionen des Bundes, des Landes und der Nürnberger verschwinden, und sie begutachteten die Bahnhöfe, deren erster bereits im Rohbau fertiggestellt ist. Über die Station von "Langwasser-Nord" flatterten die bunten Bänder der Richtkrone in der leichten Morgenbrise.

19. Juli 1968: Die U-Bahn macht Fortschritte

© Kammler

Begonnen aber hatte die Rundreise zu den U-Bahn-Baustellen auf dem Territorium der Deutschen Bundesbahn. Der Container-Bahnhof, der für rund 1,2 Millionen Mark an der Austraße eingerichtet worden ist, gab das erste Ziel ab.

Große Welt In Gostenhof

Obwohl dort erst am Mittwoch das letzte Stück des Portalkrans mit einer Spannweite von 22 Meter und einer Tragfähigkeit von 35 Tonnen montiert worden war, ließ Dipl.-Ing. Hermann Dürr, der Präsident der Bundesbahn-Direktion, schon die ersten Kisten durch die Lüfte schweben: vom Spezialgüterwagen auf den Lastwagen, vom Lastwagen auf den Boden und umgekehrt.

Aufschriften wie "sea container inc." oder "united states lines" auf den möbelwagengroßen Behältern empfand mancher Stadtrat wie einen Hauch der großen weiten Welt mitten in Gostenhof. Der Standort des Bahnhofes, von dem aus der Nahbereich bedient wird, bietet der Bundesbahn viele Vorteile. Er liegt nahe am Rangierbahnhof und am Fürther Bahnhof, in dem die Eilgüterzüge zusammenlaufen. Nebendran verläuft künftig die Schnellstraße und die Container-Kunden haben ihre Standorte in passender Entfernung.

Nach dem Anschauungsunterricht in Container-Umschlag nahmen das Stadtparlament und Stadtverwaltung die Spuren eigener Tätigkeit unter die Lupe. Sie fanden an der Sigmundstraße im offenen Schacht einen Bahnhof im embryonalen Zustand und fuhren anschließend die Hochbrücke zwischen Fuchsstraße und Fürther Stadtgrenze entlang, die mit 1,2 Kilometer Länge ein imponierendes Bauwerk zu werden verspricht. Nicht minder eindrucksvoll sind auch die Baukosten. Allein die Stadt gibt dafür 18 Millionen DM aus.

Mit Tempo gearbeitet

Auf dem Deckel des 340-Meter-Tunnels beim Zentrum des neuen Stadtteils, am Rande des Bahnhofes Breslauer Straße, der zusammen mit einem großen Omnibus-Bahnhof das Verkehrszentrum bilden wird, auf der Brücke an der Kreuzburger Straße – sie verbindet die westlichen und östlichen Wohngebiete miteinander – und auf der Brücke für die Abzweigung von der Hauptlinie zum Depot hörten die Stadträte technisch interessante Erklärungen von Oberbaudirektor Karl Schaller, dem Chef des Tiefbauamtes. Sie wunderten sich – mit Recht – insbesondere über den Baufortschritt. Mit welchem Tempo in Langwasser gearbeitet wird zeigt der Bahnhof "Langwasser-Nord". Neun Monate nach dem ersten Spatenstich war gestern das Richtfest fällig.

Wer sich die Mühe machte und am Ende die Summen zusammenzählte, die für die einzelnen U-Bahn-Vorhaben auf dem relativ kurzen Stück ausgegeben werden müssen, kam auf rund 33 Millionen Mark. Davon ließen sich zwei Teilnehmer zum kurzen Dialog anregen. "Gell, da gehen Dir die Augn über?" fragte der eine. Und der andere konterte: "Du werst die Ohrn erst no anlegn, wenn wir in die Stadt reinkommen!"

Verwandte Themen


Keine Kommentare