2. Februar 1969: Computer für Steuern

2.2.2019, 07:00 Uhr
2. Februar 1969: Computer für Steuern

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Anschließend wurde der Minister – und mit ihm zahlreiche Ehrengäste – Zeuge einer Demonstration der ersten Datenfernübertragung zwischen Bonn und Nürnberg und konnte sich bei der Gelegenheit von der kurzfristigen Aufstellung einer Finanzbuchführung vom Eingang des Datenträgers bis zum Ausdrucken der abgeschlossenen Buchführungsunterlagen einschließlich Umsatzsteuervoranmeldung und betriebswirtschaftlicher Auswertung überzeugen.

Zuvor hatte sich Strauß im Grand-Hotel mit dem Thema "Elektronische Datenverarbeitung und Steuerrecht" auseinandergesetzt und angekündigt, "daß auch die Finanzverwaltung in zunehmendem Maße auf die elektronische Datenverarbeitung und dem Computer zurückgreifen wird." Dazu zwinge nicht nur der Personalmangel. Vielmehr sei es notwendig, daß die Finanzbehörde schneller in den Besitz verwertbarer Unterlagen komme.

Der Minister berichtete, daß 1968 bereits 90 Prozent aller Lohn- und 50 v. H. aller Einkommensteuer-Ausgleichsfälle maschinell bearbeitet wurden. Zur Zeit werden entsprechende Programm für die anderen Steuerarten erarbeitet, und zwar in erster Linie mit dem Ziele, "das Personal von Routinearbeiten weitgehend zu befreien". In dem Zusammenhang erwägt Strauß auch eine Einschränkung des Barverkehrs in der gesamten Finanzverwaltung. Nachdrücklich stellte der Minister fest, daß heute die Steuerfestsetzung im mechanischen Verfahren als gesetzeskonform angesehen werde.

Die Vorstandsmitglieder der DATEV Deutschland, Dipl.-Volkswirt Heinz Sebiger und Walter Ludwig Eckert, hatten einleitend den zahlreichen Gästen einen umfassenden Einblick in die Arbeit dieser Genossenschaft vermittelt, die 1966 gegründet wurde. Heute gehören ihr mehr als 2.600 Steuerbevollmächtigte, Steuerberater und Anwälte an, die im Steuerrecht tätig sind. Über sie wird zur Zeit die Buchführung für nahezu 100.000 Steuerpflichtige in Deutschland erledigt. Die außergewöhnliche Ausdehnung der Genossenschaft und der damit verbundene Datenanfall von mehr als 20 Millionen Buchungen im Monat haben die Anschaffung der neue Großrechenanlage unbedingt erforderlich gemacht.

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