«Aktenzeichen XY» rollt Nürnberger Prostituierten-Mordversuch auf

4.3.2010, 00:00 Uhr

Der Fall «Mona Lisa» ist in die Nürnberger Kriminalgeschichte eingegangen. «Mona Lisa» war eine damals 34 Jahre alte Frau, die zusammen mit drei weiteren Callgirls am Goldbachpark arbeitete. Die vier teilten sich ein Erdgeschoss-Appartement im Steibweg 4 – es wird nun schon seit vielen Jahren anders genutzt.

Damals, am 18. Mai 1995, hatte «Mona Lisa» Spätdienst. Kurz vor 1 Uhr in jener Donnerstagnacht klingelte es an der Tür zum «Künstleratelier Berger». Ein Freier, der die 34-Jährige tags zuvor erstmals besucht hatte, kam ohne neue Terminvereinbarung zurück. Beim ersten Mal hatte er 150 Mark bezahlt, war jedoch nicht zum «Schuss» gekommen – aufgrund akuter Erektionsstörungen.

Nun stand der junge Mann also wieder an der Tür. «Mona Lisa» ließ ihn ein, bot ihm etwas zu trinken an, ging in die Küche um Gläser und Cola zu holen. In diesem Moment schlug der Freier zu, zog ein Stromkabel um den Hals der 34-Jährigen, zog die Schlinge brutal zu. In Todesangst wehrte sich die Frau nach Kräften, schlug den Angreifer, kratzte ihn, riss ihm ein Büschel Haare aus. Irgendwann muss sie ihn an einer sehr schmerzempfindlichen Stelle getroffen haben. Denn er ließ die 34-Jährige plötzlich los und verschwand aus der Wohnung.

Vor etwa einem Jahr hat die Mordkommission der Nürnberger Kriminalpolizei den Überfall wieder aufgenommen. Dank moderner technischer Verfahren stehen den Beamten heute ganz neue Ermittlungsansätze zur Verfügung, heißt es.

Aus jenem Haarbüschel zum Beispiel, das der Angreifer damals in dem Appartement unfreiwillig zurückließ, hat ein Speziallabor ein sehr genaues DNA-Profil des Täters erstellt. Mit Hilfe einer Zeugin konnten Kripo-Spezialisten zudem ein exakteres Phantombild des Täters erarbeiten, als es vor 15 Jahren noch möglich gewesen war.

Schließlich sind da noch die Tatwerkzeuge, die der Freier ebenfalls zurückließ: ein Zweiphasen-Stromkabel (Kennzeichnung: LTCE-S54 VDE KDK, KAWASAKI– YM) sowie einen 36 Zentimeter langen Metallstab. Der relativ schwere Stab hat einen Durchmesser von zwölf bis 13 Millimetern (am Zapfen zehn mm), der Griff durchmisst 25 Millimeter. Bis heute ist unklar, ob er zu einer Hebevorrichtung, zu einem Stativaufbau oder zu anderen Werkzeugen gehört.

Trotzdem fehlt der Kripo noch der entscheidende Hinweis. Denn das DNA-Profil des Täters ergab keinen Treffer in der Datenbank des Bayerischen Landeskriminalamtes. Die Ermittler hoffen deshalb auf die Ausstrahlung des Falls bei «Aktenzeichen XY am kommenden Mittwoch um 20.15 Uhr – und damit auf Hinweise aus der Nürnberger Bevölkerung.

Der brutale Freier war im Mai 1995 zwischen 18 und 24 Jahre alt, 1,70 bis 1,75 Meter groß, schlank und sprach fränkischen Dialekt. Er trug dunkelblondes bis hellbraunes, längeres Haar und hatte nach dem Überfall vermutlich Kratzspuren im Gesicht. Bekleidet war er in jener Nacht mit einer sogenannten «Workout»- Hose oder Jeans sowie mit einer Lederjacke, er trug eine Brille mit grauem Gestell sowie knöchelhohe, weiße Turnschuhe.

Hinweise nimmt auch der Kriminaldauerdienst unter 21 12-33 33 entgegen. Für die Aufklärung hat das Landeskriminalamt vergangenes Jahr 1500 Euro Belohnung ausgesetzt.

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