Der "Spezi" schreibt jetzt in der NZ

21.3.2014, 15:50 Uhr
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© Roland Fengler

Schambergers Ruf als Kolumnist ist legendär. Seine Fans haben ihn fest ins Herz geschlossen, denn aus der Perspektive eines Nürnbergers hat er über 45 Jahre hinweg von den kleinen Dingen große und von den großen Dingen klein berichtet. Er hat wichtige, eitle oder überhebliche Menschen mit Worten geschrumpft und wieder auf ein Normalmaß zurechtgestutzt. Das war mit viel Witz und hohem Unterhaltungswert für die Leser verbunden.

In der AZ schrieb er die Kolumnen „Ich bitte um Milde“ und der „Spezi unterwegs“. In der NZ schaut sich Schamberger als Klaus Schamberger in Nürnberg um. Natürlich kann auch die „Weldbolidik“ in der „nordbayerischen Medrobole“ einmal kurz vorbeischauen, dann wird sie aber auf die lokale Ebene heruntergezogen und mit Fränkischem vermischt. „Ich werde durch den Stadtraum und die Jahrhunderte marschieren. Aber auch über Gott und die Welt schreiben“, kündigte Schamberger weiter an. Wie bisher, möchte man anfügen. „Ich schreibe, was in der Stadt passiert und, was mir nicht passt. Ich werde pfopfern, sottern und gaafern, aber auch mal etwas Positives schreiben. Auch bin ich nicht unpolitisch“, sagt der 72-Jährige. Man müsse als Journalist genau hinschauen und nicht alles glauben, was man hört. Eines seiner Reizthemen ist schlechte Architektur, die nicht zu Nürnberg passt.

Schamberger schreibt seit Ende der sechziger Jahre Kolumnen. 20 Bücher hat der gebürtige Nürnberger, halt, Mögeldorfer, darauf legt Schamberger wert, bislang geschrieben. Hinzu kommen noch Texte für Bildbände und viele Radiokolumnen. Regelmäßig gute Ideen zu haben, sei nicht immer einfach. „Es ist verschärftes Nachdenken nötig und es tut manchmal im Kopf weh“, erzählt Schamberger. Die Auswahl der Themen bedeutet die größte Anstrengung. „Ich darf nicht nur über das schreiben, was mir gefällt, sondern ich muss mir überlegen, was andere interessiert. Je mehr Menschen es gefallen könnte, desto besser ist es.“ Das Thema Uli Hoeneß würde alle interessieren, ist er überzeugt, denn die Person schwanke zwischen einem jähzornigen Mann und dem Vater der heiligen Theresa vom Tegernsee. „Da bekommt man schon Mitgefühl und man muss einen Dreh finden, der Person und dem vermuteten Interesse der Leser gerecht zu werden.“

Wenn jemand schon unten ist, dann will Schamberger ihn nicht noch einen Tritt verpassen, denn das würde ihm selber weh tun: „Manchmal passiert es aber trotzdem und dann habe ich eine schlaflose Nacht.“ Auch treffe er meistens die Menschen einmal wieder, über die er geschrieben hat. „Ich kann mich doch nicht hinter meiner Tastatur verstecken.“

Literarisch sind Schambergers Ahnen Kurt Tucholsky, Erich Kästner, Oskar Maria Graf und Joseph Roth. Ganz oben rangiert bei ihm aber Jaroslav Hašek mit seinen „Abenteuern des braven Soldaten Schwejk“. Zu den Texten des tschechischen Schriftstellers, der schon mit 40 verstorben ist, habe er ein ganz inniges Verhältnis. „Das ist ein Humor, bei ich mich kaputtlachen kann. Wegen Hašek hätte ich am liebsten Tschechisch gelernt.“ Schambergers Interesse ist so groß, dass er auch die Übersetzungen vergleicht und darauf schaut, welche besser ist. Ein anderes Vorbild für Schamberger war noch Sigi Sommer, ein Kolumnist der AZ München, der sich bei seinen Stadtspaziergängen vor allem um die Probleme der kleinen Leute gekümmert hat.

Schamberger ist Sommer, obwohl sie parallel in der AZ geschrieben haben, nur ein einziges Mal begegnet. „Ich fuhr mit Sommer Aufzug. Ein Gespräch kam aber nicht zustande. Sommer war ein Misanthrop.“

Als die AZ im Herbst  2012 zumachte wurde für Schamberger anderes wichtig: „Enkel, Familie, Club und das Gärtla am Kanal.“ Er hat aber auch noch weitergeschrieben. Die beiden Enkelkinder stehen bei ihm ganz hoch im Kurs und er betreut sie mit seiner Frau an zwei Tagen in der Woche. „Ich hätte aber nicht gedacht, dass Großvater sein so schön ist.“ Aktiv ist Schamberger demnächst wieder auf Kleinkunstbühnen in Fürth und Schwabach und eben mit „Umg‘schaut“ in der NZ.

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