Das Erholungsheim verschleudert?

28.11.2007, 00:00 Uhr

Nun aber hat die Rathaus-SPD im Internetportal Immoscout entdeckt, dass die Immobilie inzwischen zum begehrten Kaufobjekt geworden zu sein scheint. Dort wird die «Rarität in Ruhpolding - direkt am Golfplatz» mit 60-Betten-Haus für sage und schreibe 1,99 Millionen Euro feilgeboten - also für mehr als das Doppelte der von der Stadt erzielten Summe. Aktuelle Dokumente liegen den NN vor.

Der Vorgang setzt die Sozialdemokarten «in Erstaunen». Sie müssten nun «davon ausgehen, dass bei den Verkaufsverhandlungen der Stadt nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft worden sind». Auch wenn der neue Besitzer zunächst mal verlangen kann, was er auf der nach oben offenen Richterskala für richtig hält - SPD-Fraktionschef Gebhard Schönfelder geht davon aus, dass die Wiederverkäufer «nicht ganz am Markt vorbei agieren».

Die Kritik richtet sich klar gegen die beiden berufsmäßigen Nürnberger CSU-Stadträte Wolfgang Köhler (Finanzen, Personal) und Roland Fleck (Wirtschaft). Sie hätten den Verkauf und die Höhe des damaligen Verkaufspreises dem Stadtrat «so vorgetragen, dass uns letztendlich keine andere Wahl als die Zustimmung blieb», ärgert sich Schönfelder auf Anfrage der Lokalredaktion. Er will den Vorgang per Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung des Rechts- und Wirtschaftsausschusses heben und möchte wissen, wie der Preis zustande kam. Vor allem aber: Welche Möglichkeiten gibt es noch, vor dem endgültigen Besitzübergang am 30.April 2008 eventuell zu einer Nachbesserung zu kommen?

Der Bau, der schon im Jahr 1300 ein Gasthaus beherbergte, reicht in seiner aktuellen Substanz bis ins 18. Jahrhundert zurück und steht heute unter Denkmalschutz. Nürnberg erwarb den bäuerlichen Besitz 1941 für 150000 Reichsmark als Erholungsheim für so genannte «Gefolgschaftsmitglieder». Die Auslastung ging zuletzt immer weiter zurück. Nur Zink und Diaco gaben 2006 ein Kaufangebot ab; die Gemeinde Ruhpolding war nicht interessiert.

Ist das Erholungsheim regelrecht verschleudert worden? Die SPD fordert Aufklärung.