Fritz Henry Oerter: «Ein künstlerisches Chamäleon«

27.2.2008, 00:00 Uhr
Fritz Henry Oerter: «Ein künstlerisches Chamäleon«

© de Geare

«Oerter hat wie kein anderer das visuelle Erscheinungsbild Nürnbergs geprägt«, betont Michael Diefenbacher, Leiter des Stadtarchivs, das nun 320 Plakate, Fotografien und Skizzen, 200 Flyer und Einladungen sowie umfangreiches biografisches Material zum Künstler erhalten hat. Unter dem Zeichen «EC111« reiht es sich in die derzeit 127 Nachlässe mit insgesamt 7000 Einzelobjekten der Behörde ein. Der Archivar misst diesen Geschenken eine «erhebliche Bedeutung für das Gedächtnis der Stadt« bei. Unter anderem haben Altbürgermeister Willy Prölß und Heinz Schmeißner, der Referent des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, Nachlässe an die Behörde abgetreten.

«Viel Poesie und Verspieltheit«

Als besonders erfreulich empfand es Kulturreferentin Julia Lehner, dass Oerters Nachlass noch zu Lebzeiten erfolgt. Sie wünschte dem 80-Jährigen noch viele glückliche und gesunde Jahre und hob in ihrer Laudatio den «unverkennbaren künstlerischen Stil« des Katzwangers hervor. «Viel Poesie, manche Verspieltheit, aber immer direkt«, so kennzeichnete Lehner den Stil des ehemaligen Stadtgrafikers: «Er hat mit Humor für die Stadt geworben.«

Mit Humor und auch mit Erfolg: Seine Poster fanden den Weg in den Shop des Metropolitan Museum of Art in New York und in die Pariser Galerie Lafayette. Der Grafiker beteiligte sich im vergangenen halben Jahrhundert an zahllosen Ausstellungen für Plakatkunst, über den Xandra-Verlag seiner Tochter gingen die Werke in die ganze Welt. Er entwarf zahllose Werbemotive für den Christkindlesmarkt, erarbeitete Poster für das Germanische Nationalmuseum und für das Theater. Bucheinbände und -illustrationen, Glückwunschkarten, Kalender und auch eine Sondermarke der Uno forderten sein Talent heraus. Als Lehrbeauftragter an der Nürnberger Fachhochschule entwickelte er mit Studenten Design-Projekte - wie etwa eine Geschenkbox für hochwertige Schreibwerkzeuge.

Freude über die Feier

Oerter selbst bezeichnet sich als «künstlerisches Chamäleon, das immer wieder einmal seine Farben gewechselt hat« - aber nicht politisch, wie er scherzend anfügt. Der Senior freut sich, dass das Stadtarchiv ihn nicht vergessen hat: «Nach einer gewissen Zeit verschwindet man in der Versenkung. Ich habe mir gedacht, wenn ich einmal tot bin, geht das ganze Zeug irgendwie an die Stadt über«. Dass die Übergabe jetzt im Rahmen einer kleinen, offiziellen Feier geschehen ist, hat ihn gefreut.