Ein Ur-Bayer «baut« in Havanna seinen Doktor

9.12.2008, 00:00 Uhr
Ein Ur-Bayer «baut« in Havanna seinen Doktor

© dpa

Das sind Gäste, die individuell auch weniger bekannte Orte von Kubas Metropole erkunden möchten und dafür tiefer in die Tasche greifen. Der Bayer zeigt ihnen zum Beispiel den Chinesischen Friedhof, der im späten 19. Jahrhundert entstand. Wer mag, mit dem fährt er auch an dem Haus vorbei, in dem die Familie von Staatspräsident Raúl Castro wohnt, dem Nachfolger von Bruder Fidel.

Viel herumgekommen

Schon als Bub träumte Trefftz von fernen Ländern. In der Grundschule und auf dem Gymnasium interessierte er sich sehr für Erdkunde und Geschichte. «Ich bin ein bisschen vorbelastet durch meine Vorfahren«, erläutert er. Die betrieben im 19. Jahrhundert internationalen Handel, kamen auch nach Indien und Kuba. Und ein Onkel, Georg Trefftz, war vor zehn Jahren deutscher Botschafter in Havanna.

«Ich habe mir Zeit gelassen nach dem Abi und beim Studium, machte diverse Praktika, hatte einige Jobs, bin viel herumgekommen«, erzählt der 45-Jährige im Rückblick. Mit dem Rad tourte er von Kolumbien nach Venezuela. Von München aus fuhr er auch Lastwagen nach Nepal.

In Bamberg studierte er von 1986 an Betriebswirtschaftslehre. «Ich bin am Sozialismus interessiert, wollte wissen, ob und wo er noch funktioniert. Da lockte Kuba«, erzählt der Münchner, der erstmals 1995 nach Havanna kam. Bei der Quartiersuche half der Onkel, der Botschafter.

Etwas Seltenes und Besonderes

Trefftz lernte bald Rosi Liekfeldt kennen. Die Frau aus Dresden lebt seit 25 Jahren in Havanna, ist mit einem Kubaner verheiratet und Vorsitzende vom «Deutschen Verein«. Für den arbeitet Trefftz mit im Vorstand, hilft bei der Organisation von Feiern und Vernissagen.

«Wir haben etwa 120 Mitglieder mit verschiedensten Berufen und Lebensläufen«, sagt Liekfeldt. «Die Karriere von Erich Trefftz an der Universität Havanna ist jedoch etwas Seltenes und Besonderes.«

Zäher Kampf

Die ersten Jahre in Havanna waren für den Münchner auch ein zäher Kampf mit Bürokratie und Behörden, beispielsweise um Aufenthaltserlaubnis und Studienplatz. «Aber nun kannte ich Leute. Es ist wie in Deutschland. Wenn Du Beziehungen hast, geht alles einfacher.« Mit der Fürsprache eines Professors konnte Trefftz auch bei der Vorbereitung eines Internationalen Architekturkongresses in Havanna helfen.

Hausmauern und Putz bröckeln an vielen Ecken. Manche Gebäude sind einsturzgefährdet. In der Altstadt, Weltkulturerbe und Touristenzentrum, wird kräftig saniert. «Aber der normale Kubaner hat davon wenig. Der will Unterstützung am Haus, in dem er wohnt«, sagt Trefftz. Seine Promotion will er Ende nächsten Jahres fertig haben.

Zweimal jährlich nach München

Der Doktorand lebt mit seiner Lebensgefährtin und Tochter Ana, die in Havanna zur Welt kam, zusammen. Die Neunjährige ist gut in der Schule. «Ich bin die Nummer 2 von 18 Schülern in der Klasse«, sagt sie in fließendem Deutsch.

Jährlich zweimal fliegt sie mit dem Vater nach München, war auch schon in den Alpen. «Mein erster Schnee, das war aufregend, das U-Bahn-Fahren auch. Die ist so schnell«, sagt das Mädchen.

Sehr umständlich

Während ihrer letzten München-Visite musste Ana mit ihrem Vater nach Berlin, nicht nur zum Besuch von Freunden. Die Schülerin hat auch die deutsche Staatsbürgerschaft, kann aber nur mit ihrem kubanischen Pass aus Havanna abfliegen. Die Genehmigung muss nach vier Wochen von Kubas Botschaft in Berlin verlängert werden.

«Das ist noch aus alten Zeiten, sehr umständlich und kostet Geld«, sagt Vater Trefftz. «Vielleicht wird das bald abgeschafft«, hofft er.