Eine Fußballmannschaft will helfen und wachrütteln

2.1.2006, 00:00 Uhr
Eine Fußballmannschaft will helfen und wachrütteln

Amyotrophe Lateralsklerose sagt wohl kaum jemandem etwas, der nicht in der Medizin tätig ist. Erst in Verbindung mit dem Namen Krzysztof Nowak dämmert dem ein oder anderen Sportinteressierten, dass es sich bei ALS — so die allgemein gängige Kurzform — um eine tödliche Nervenkrankheit handelt. Hervorgerufen durch die Zerstörung wichtiger Nervenzellen und ihrer Fortsätze, führt ALS zunächst zu einer Schwächung der Arm- oder Beinmuskulatur, später zum Verlust von Muskelsubstanz, der es dem Erkrankten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien nicht mehr erlaubt, zu laufen, zu greifen oder zu schlucken.

Lediglich die Sinnesorgane bleiben von dieser Krankheit unberührt, so dass der Betroffene seinen körperlichen Verfall bei vollem Bewusstsein erlebt. Sein Schicksal teilte der im Mai des vergangenen Jahres verstorbene ehemalige polnische Nationalspieler und Bundesligaprofi vom VfL Wolfsburg Nowak nicht nur mit Prominenten wie dem Maler Jörg Immendorff oder dem britischen Physiker Stephen Hawking. Auch der Nürnberger Amateurfußballer Arthur Tremmel leidet an dieser schlimmen Krankheit.

Bei Tremmel, der beim SV Maiach erst sämtliche Jugendteams durchlief, dann in der ersten Mannschaft aktiv war, ehe er später als Spielleiter fungierte, wurde ALS Ende des Jahres 2004 diagnostiziert. Knapp ein halbes Jahr später hatte der heute 32-Jährige einen ungewöhnlichen Einfall. In Eigenregie organisierte der ehemalige Manndecker der Maiacher einen Satz Trikots, ließ sie dann mit der Aufschrift «Kampf gegen ALS“ bedrucken und übergab sie der Maiacher Mannschaft.

Missverständnis schnell ausgeräumt

«Schon etwas überrascht“ seien die Verantwortlichen des Kreisklassisten zunächst gewesen, gibt Spielleiter Matthias Puschner heute freimütig zu Protokoll. Augenblicke später «standen aber alle voll hinter der Aktion“. Auch anfängliche Missverständnisse mit dem eigentlichen Werbepartner, der sich zunächst verwundert gezeigt hatte, warum auf einem Zeitungsfoto nicht mehr sein Schriftzug die Brust der Maiacher Fußballer zierte, waren schnell aus dem Weg geräumt. Heute unterstützt Loma-Sport-Inhaber Lothar Mack diese zunächst reichlich ungewöhnlich erscheinende Idee freilich auf ganzer Linie.

Bewusstsein in der Öffentlichkeit schaffen

Primäres Ziel von Arthur Tremmel war es mit der Aktion, in der breiten Öffentlichkeit ein Bewusstsein für die unheilbare Krankheit zu schaffen. Nach jedem Spiel leisten die Verantwortlichen der Mannschaft Aufklärungsarbeit. «ALS? Was ist denn das?“, ist laut Peter Kleineisel, Cheftrainer der ersten und zweiten Mannschaft, die meistgestellte Frage von gegnerischen Spielern wie Zuschauern.

Ein Medikament, das die Krankheit ALS heilen oder wenigstens in einem frühen Stadium aufhalten könnte, existiert derzeit noch nicht. Die Hoffnungen der Betroffenen ruhen laut Kleineisel in der Stammzellenforschung, die in Deutschland allerdings nach derzeitiger Rechtslage verboten ist. «Das Ausland“, meint Kleineisel etwas missmutig, «ist uns da um Jahrzehnte voraus.“

Aber nicht nur das Bekanntmachen von ALS ist ein Anliegen der Maiacher Amateurfußballer, sondern auch die tatkräftige, finanzielle Unterstützung von Betroffenen. Maiachs Spielleiter Puschner hat schon damit begonnen, Geld zu sammeln, das er der Krzysztof Nowak Stiftung zukommen lassen will. Die 2002 gegründete Stiftung unterstützt ALS-Erkrankte durch Zuschüsse zu Therapien und Pflegekosten, zum behindertengerechten Umbau der Wohnung, zu Sprachcomputern oder KFZ-Einstiegshilfen.

Wer von den NZ-Lesern selbst einen Beitrag leisten möchte, den ALS-Patienten zu helfen, kann unter folgender Bankverbindung spenden. Wichtig ist, unter Verwendungszweck «Zustiftung“ und die eigene Adresse einzutragen.

Krzysztof Nowak Stiftung

Kontonummer: 193003100

Bankleitzahl: 26971038

Deutsche Bank AG Wolfsburg

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