20. Dezember 1968: "Umbau in Zeitlupe"

20.12.2018, 07:00 Uhr
20. Dezember 1968:

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Sie führte bereits zu Debatten in der letzten nichtöffentlichen Verkehrsausschuß-Sitzung, als die Stadträte Hanns Keller (SPD) und Ludwig Imhoff (CSU) den „Umbau in Zeitlupe“ aufs Korn nahmen. Denn seit September wird zwischen Hesse- und Schlachthofstraße gebuddelt, damit die Straßenbahngleise auf die Westseite gelegt werden können und die stadteinwärts führende Fahrbahn mehr Spuren bekommt.

Das Tiefbauamt fühlt sich nicht verantwortlich dafür, daß sich bisher nur die Schlangenlinien änderten, in denen die Straßenbahn durch diesen Abschnitt fährt. Vielmehr habe die EWAG – so heißt es im Bauhof – wochenlang die Gasleitungen repariert.

Dabei hatte das ganze Vorhaben mit einer freudigen Botschaft begonnen. Anfang September meldete der Bund, er könne den Wunsch der Stadt nach Zuschüssen erfüllen, weil verschiedene Gemeinden ihre Mittel nicht ausgeschöpft hätten und ein hübsches Sümmchen im Topf geblieben sei. Nur eine einzige Bergingung knüpfte Bonn an den finanziellen Segen: der Umbau mußte heuer noch angepackt werden. Die Stadt nahm das Geld und fing mit der Arbeit an.

„Gut lief es in der Knauerstraße, aber als wir in die Schwabacher Straße kamen, stank es nach Gas“, berichtet Oberbaudirektor Karl Schaller. Das Rüchlein drang aus einer defekten Muffe. Für die EWAG begann die Suche an der Hochdruck-Gasleitung, an der 25 Muffen nachgedichtet werden mußten. Außerdem wechselten sie im Auftrag der Stadt die Rohre der Klärgasleitung vom Klärwerk zum Gaswerk aus, was viel Zeit beanspruchte.

„Wir haben am 30. Oktober begonnen und waren am 3. Dezember fertig“, erklärte die EWAG, während Oberbaudirektor Karl Schaller ausrechnet: „In dieser Zeit konnte die Post keine Kabel verlegen und das Gleisbau-Unternehmen – inzwischen durch Bundesbahn-Bauprogramme wieder in kräftigen geschäftlichen Aufwind geraten – hatte nicht die Mannschaft und die Geräte frei, um den Zeitverlust aufzuholen“.

Als man schließlich Anfang Dezember vor der Frage stand, das Gleisdreieck An den Rampen zu verschieben, sagte das Tiefbauamt nein. „Wir wären Gefahr gelaufen, mit der Baustelle an der Einmündung einzufrieren. Das hätte ein unbeschreibliches Durcheinander gegeben. So schließen wir jetzt die Gleise an und lassen das Dreieck zunächst liegen, damit die Verhältnisse über den Winter erträglich sind“, erklärt der Chef des Tiefbauamtes.

Das Fazit: es gibt offenbar keine Schuldigen, aber manche Gründe für die Verzögerung. Mit dem Umbau ist die Stadt wenigstens so weit gekommen, daß die Bundesmittel noch 1968 ausgegeben wurden. Dafür bleibt im nächsten Jahr noch einiges zu tun. Wenn der Lenz kommt, werden die Post-Kabel tiefer gelegt und das Gleisdreieck einschließlich der Schienenstränge bis zur Hessestraße entweder „en bloc“ oder in zwei Teilen nach Westen geschoben. Den Straßenbau will die Stadt so über die Bühne bringen, daß ständig zwei Fahrbahnen offen bleiben.

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