26. November 1967: Ministers Gastspiele

26.11.2017, 07:00 Uhr
26. November 1967: Ministers Gastspiele

© Kammler

So besuchte Frau Käte Strobel gestern früh eine bedeutende Nürnberger Lebkuchenfabrik mit anschließender Aussprache über Lebensmittelgesetzgebung und Honig-Verordnung, am Nachmittag nahm sie an zwei Konferenzen über soziale und gesundheitliche Fragen des Bundesbahnpersonals im Hauptbahnhof teil.

26. November 1967: Ministers Gastspiele

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Der Besuch der Lebkuchenfabrik E. Otto Schmidt an der Zollhausstraße nahm zeitweise geradezu familiäre Formen an. Wohnen doch viele der tausend Frauen, die jetzt hier in der Vorweihnachtszeit an den endlosen Fließbändern die 17 verschiedenen Lebkuchensorten „stanzen“, verzieren, verpacken und versenden, in der Gartenstadt, wo auch die Ministerin wohnt. Es gab viele herzliche Händedrücke und manches Wiedersehen mit alten Bekannten und Schulfreundinnen.

Anschließend ließ sich Frau Strobel vom Geschäftsinhaber Martin Schmidt-Burkhardt die Probleme seines Wirtschaftszweigs auseinandersetzen, wobei er vor allem eine bessere Kennzeichnung des „naturbelassenen“ Honigs mit vollem Firmengehalt forderte. Sein Unternehmen stellt nicht nur die größte Nürnberger Lebkuchenproduktion dar, sondern verfügt auch über die modernste Honigabfüllanlage der Bundesrepublik.

Vom Präsidenten der Bundesbahndirektion Nürnberg Dipl.-Ing. Hermann Dürr herzlich begrüßt, stattete die Frau Minister dem Hauptbahnhof einen Besuch ab. Nach einem Kurzreferat von BB-Oberamtmann und Bahnhofsvorstand Emil Hecht besichtigte Käte Strobel die Betriebsüberwachung, die Fahrkartenausgabe, Gepäckabfertigung, die Kantine und die Betriebsküche. Sie erfuhr von Oberamtmann Hecht, daß monatlich im Hauptbahnhof 125.000 Gepäckstücke abgefertigt werden. Mit Stolz wies der Bahnhofsvorstand darauf hin, daß 97 v. H. aller Züge planmäßig und pünktlich durchgeschleust werden.

Der Vorsitzende des örtlichen Bundesbahnpersonalrates Georg Billmann nahm die Gelegenheit des Ministerbesuchs wahr, um Frau Strobel auf die kaum mehr tragbaren Verhältnisse hinzuweisen, unter denen die Betriebsküche – allgemein „Schwemm“ genannt – zu arbeiten gezwungen ist.

Nach der Besichtigung des Hauptbahnhofs diskutierte der Gesundheitsminister bei einer Versammlung der SPD-Betriebsgruppe Bundesbahn über Fragen des Leberplanes, insbesondere das damit verbundene Personalproblem. Käte Strobel berichtete über ihre Aufgaben im eigenen Ressort und sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, daß die 0,8-Promillgrenze bald gesetzlich festgelegt werden sollte, denn sie sei im Interesse der Volksgesundheit und der Sicherheit auf den Straßen durchaus berechtigt.

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