28. Dezember 1967: Eine schöne Bescherung - das Wetter

28.12.2017, 07:00 Uhr
28. Dezember 1967: Eine schöne Bescherung - das Wetter

© Gerardi

Bisweilen schien es so, als hätte sich der Wettergott im Fest geirrt, denn wie an Ostern im April wechselten strahlende Sonne und regenschwangere Wolken bei ungewöhnlich milden Temperaturen einander ab. Das Wetter prägte den Charakter der Feiertage: still und zurückgezogen ruhten sich die Nürnberger von den Strapazen der Vorweihnachtszeit aus. Blenden wir kurz zurück auf das Fest, das es diesmal mit den Journalisten besonders gut gemeint hat.

Nur alle Jubeljahre einmal dürfen wir uns an drei zusammenhängenden Tagen auf die faule Haut legen, ehe Schreib- und Setzmaschine wieder rufen. Schon am Samstag konnten wir in ruhiger Gelassenheit aufs Christkind warten, während in den Geschäften der Stadt die letzte große Verkaufsschlacht geschlagen wurde. Bei einem Wetter, bei dem kein Tierfreund seinen Hund vor die Türe schicken mochte, mußten jene Ehemänner losstürmen, die erst in letzter Minute ihre Geschenke einzukaufen pflegen.

28. Dezember 1967: Eine schöne Bescherung - das Wetter

© Gerardi

Dicke Tropfen begleiteten die Einkäufer mit Nerven wie Drahtseile auf ihren Wegen von Laden zu Laden. Das Wetteramt mußte am Ende des Samstags zehn Liter Regen auf jeden Quadratmeter Pflaster messen – einen Niederschlag, der selbst im launischen April nicht alltäglich ist. Die Fülle des nassen Segens, die obendrein die letzten Ecken von Schnee forttrug, wurde schon in der Frühe des Heiligen Abends sichtbar. Am Wöhrder Talübergang, dem traditionellen Gradmesser für Hochwasser in Nürnberg, hatte sich auf beiden Seiten ein riesiger See gebildet. Gar mancher Spaziergang führte die Nürnberger in den folgenden Tagen an diese Stelle, an der sie sich einen kleinen Vorgeschmack auf den künftigen Wöhrder See holen konnten.

Um so lieblicher ließ sich zunächst der Heilige Abend an. Die Sonne lächelte vom Himmel, als wolle sie rasch vergessen machen, was das Wetter am Tag vorher angestellt hatte. Bald aber schon mußte sie sich hinter finstere Wolken zurückziehen, die neuen Regen brachten. Das gleiche Bild kennzeichnete den ersten Weihnachtsfeiertag, der erst gegen Abend zu erkennen gab, daß wir mitten im Winter leben. Ein bißchen Frost (-1 Grad) brachte Temperaturen, die wenigstens einigermaßen dem Dezember angemessen waren.

Wetter hin, Wetter her – die Gottesdienste in den Kirchen der beiden großen Konfessionen waren überfüllt wie eh und je an Weihnachten. Vor allem die Christmetten erfreuten sich eines großen Teilnehmerkreises. Ansonsten pflegten die Nürnberger ihr leibliches Wohl nicht nur mit Gansbraten und Leckereien, sondern auch bei Spaziergängen auf den grünen Flecken in der Stadt und um sie herum. Auf den Ausfallstraßen herrschte zeitweise ebenso starker Verkehr wie an einem schönen Wochenende im Herbst. Jeden Ausflug ins Freie nutzten die Kinder, um die nagelneuen Mäntel oder Mützen zur Schau zu tragen, die ihnen das Christkind unter den Tannenbaum gelegt hatte. Der allgemeine Weihnachtsfriede, der nur in einigen wenigen Fällen getrübt wurde, drückt sich auch in der Statistik der Polizei aus. Von Samstag bis gestern ereigneten sich in der Stadt „nur“ 34 Unfälle, bei denen sieben Personen schwer und 16 leicht verletzt wurden.

Dabei hatten zwölf Fahrer zu viel Alkohol zu sich genommen, zehn weitere Autolenker nach der Karambolage das Weite gesucht. Darüber hinaus sind noch die Führerscheine von 19 Fahrern beschlagnahmt worden, die bei Kontrollen aufgefallen waren. Sie hatten allesamt zu tief ins Glas geschaut. In diesen Fällen wird die Bescherung erst noch folgen . . .

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