28. November 1968: Das Gold lag im Kofferraum

28.11.2018, 07:00 Uhr
28. November 1968: Das Gold lag im Kofferraum

© Ulrich

Bis auf einen kleinen Rest konnte die Polizei den Schmuck wieder auftreiben. Goldwaren für 20.000 Mark fanden die Beamten im Kofferraum eines Autos, das der Braut des Einbrechers gehört.

Bis der 22-Jährige gefaßt werden konnte, waren zehn Beamte acht Tage lang pausenlos mit dem Fall beschäftigt gewesen. Ihr Einsatz, bei dem sie 200 Überstunden leisteten und zahlreiche verdächtige Personen und Lokale überprüften, lohnte sich: als der Täter in einer Gaststätte in der Innenstadt einige Stücke sogar mit Preisschildern zum Verkauf anbot, bekam die Kripo Wind davon. Von diesem Zeitpunkt an hatte dem Einbrecher die Stunde geschlagen.

Zunächst aber ging den Beamten die Braut des Speditionskaufmannes ins Garn: die 22-Jährige kaufmännische Angestellte Anneliese 0. wußte jedoch nicht, daß im Kofferraum ihres Wagens Schmuck für 20.000 Mark versteckt war – sorgfältig in einem Schuhkarton verpackt. Nach Abschluß der umfangreichen Ermittlungen ist die Kriminalpolizei überzeugt davon: "Die Geliebte hatte keine Ahnung von dem Einbruch". Inzwischen ist ihr auch die Freude an dem 500 Mark teuren Ring vergangen, mit dem sie der 22jährige nach dem gelungenen Coup überrascht hatte. Anneliese versicherte glaubhaft: "Den Wert des Schmuckstückes habe ich nicht erkannt."

Als Fritz H. an seinem Arbeitsplatz festgenommen wurde, gab er sofort den Einbruch zu. Bereitwillig schilderte er den Beamten, wie er den Diebstahl ausgeführt hat. "Vor einiger Zeit habe ich mir im Kaufhaus Merkur einen Anzug gekauft", erzählte der Speditionskaufmann. "Durch Zufall entdeckte ich den Notausstieg. Dabei kam mir der Gedanke, etwas zu holen." Den Plan führte der 22-Jährige gegen 3 Uhr am Buß- und Bettag aus.

Als er sich am Aufseßplatz unbeobachtet fühlte, kletterte er auf eine Verkehrsampel und schwang sich auf das Vordach des Kaufhauses. Mit einem Stein schlug er ein Fenster ein und stieg durch den Notausgang in den ersten Stock. Nachdem er im Erdgeschoß mit einer Fußbank die Vitrinen zertrümmert hatte, raffte er in aller Ruhe den Schmuck zusammen.

"Wie groß die Beute sein könnte, wußte ich nicht", gab der Täter zu Protokoll. Die Neugierde plagte ihn jedoch: zu Hause setzte er sich auf sein Bett, machte Inventur und zählte die Beträge zusammen, die auf den Preisschildern standen. Fritz H. zur Kripo: "Ich kam auf etwas über 27.000 Mark". Freimütig gestand er: "Ich hatte panische Angst, die heiße Ware abzusetzen."

Während der 22-Jährige den größten Teil der Beute in dem Kofferraum des Wagens seiner Braut versteckte, verschleuderte er einige Stücke. Seinem Schwager verkaufte er für 250 Mark zwei goldene Uhren und zwei Armbänder, die einen Wert von 1.500 Mark hatten. "Ich habe die Sachen billig bekommen", schwindelte Fritz H. dem Verwandten vor.

Der 22-Jährige Speditionskaufmann war bisher straffrei durchs Leben gegangen. Als er vorgeführt wurde, mußte er wenig später den Weg in die Untersuchungshaft antreten.

Verwandte Themen


Keine Kommentare